Regeln für die
deutsche Rechtschreibung nebst Wörterverzeichnis.
Herausgegeben im Auftrage des Königlich Preußischen
Ministeriums der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten.
Berlin,
Weidmannsche Buchhandlung, 1902.
Vorbemerkungen.
1. Jedes
Wort hat einen Stamm. Er erscheint entweder rein, d. h. ohne jeden Zusatz, z.
B. Wort, oder in Verbindung mit Bildungsteilen.
Bildungsteile
sind:
a)
Vorsilben: bewahren, gehorchen, entkleiden, erwärmen,
verwüsten, zerlegen, Urzeit, Undank, Antwort,
Erzherzog;
b)
Nachsilben: Treue, Söhnchen, Fremdling, Flügel, Leser,
Mühsal, Eigentum, Freiheit, Seligkeit, Kenntnis,
Landschaft, kindlich, folgsam, dankbar, golden,
schöner, schönste, lobtest, lobte, lobten;
c) bloße
Mitlaute (Konsonanten): Federn, Vaters, trägst.
2.
Sprachsilben nennt man diejenigen Bestandteile, in welche ein mehrsilbiges Wort
nach Stamm und nach Bildungssilben zerfällt, z. B. Flüg-el, Les-er, gold-en,
schön-er.
Oft fallen
Sprachsilben und Sprechsilben zusammen, z. B. Be-trieb, Ver-druß, Lab-sal,
Klar-heit, lieb-lich, sag-te.
3. Man
unterscheidet zwischen Anlaut, Auslaut und Inlaut der Sprachsilben.
Selbstlaute
(Vokale) stehen im Anlaut, wenn sie am Anfange, im Auslaut, wenn sie am Ende,
im Inlaut, wenn sie in der Mitte ihrer Silbe stehen. So steht z. B. e in Erz im
Anlaut, in sagte im Auslaut, in Herz im Inlaut.
Mitlaute
(Konsonanten) – einer oder mehrere –, welche dem Selbstlaut (Vokal) ihrer Silbe
vorangehen, stehen im Anlaut, z. B. gr in Grund. Mitlaute, welche dem
Selbstlaut ihrer Silbe folgen, stehen im Auslaut, wenn sie den Schluß des
Wortes bilden, oder wenn sich ihnen eine Nachsilbe anschließt, die mit einem
Mitlaut beginnt, z. B. nd in Grund und gründlich; dagegen im Inlaut, wenn sich
ihnen eine Nachsilbe anschließt, die mit einem Selbstlaut beginnt, z. B. nd in
Grunde, Gründung.
4. Man
unterscheidet betonte und unbetonte Silben. Betonte Silben haben entweder den
Hauptton oder den Nebenton.
In jedem
einfachen deutschen Worte hat der Stamm den Hauptton, z. B. leben, Menschen,
ehrbar. Die Nachsilben ei und ier und die Vorsilbe ant haben jedoch
stets, die Vorsilben un, ur und erz meistens den Hauptton, z. B. Wüstenei,
Revier; Antlitz; unwahr, Ursprung, Erzengel;
und abweichend von der Regel betont man allgemein in lebendig, meist
auch in wahrhaftig, nicht die Stammsilbe.
In
zusammengesetzten Wörtern hat in der Regel der Stamm des ersten Wortgliedes den
Hauptton, der Stamm des zweiten Wortgliedes den Nebenton; andere Silben sind
unbetont. So hat z. B. in dem Worte Hausfrauen Haus den Hauptton, frau den
Nebenton, en ist unbetont.
I. Laute
und Lautzeichen.
§ 1.
Man
unterscheidet Selbstlaute (Vokale) und Mitlaute (Konsonanten).
Die
Selbstlaute (Vokale) sind:
1.
einfache: a e i o u
ä ö ü
2.
Doppellaute (Diphthonge): au eu ei
Die
Mitlaute (Konsonanten) sind:
p b; f w m
t d; ß s r
l n 3)
ch 1) sch j
k g; ch 2) h n 4)
Anm. 1. Die Zeichen ch und n werden für verschiedene Laute
gebraucht, ganz abgesehen von der Unterscheidung kleiner und großer Buchstaben.
So werden für die Laute eu und ei auch die Buchstaben äu
und ai verwendet; der F-Laut wird auch durch v, der harte S-Laut
auch durch s, s und ss, die Lautverbindung kw durch
qu, die Lautverbindungen ks und ts auch durch x und
z bezeichnet. Dazu kommt, daß in der Schreibung von Fremdwörtern oft
auch fremde Lautbezeichnungen beibehalten werden, so c für k und z,
ch für k, ph für f, th für t, y
für ü.
Anm. 2. Wie ä, ö, ü, ä, ö, ü ist auch Ä, Ö, U, Ä, Ö, Ü und nicht Ae, Oe,
Ue, Ae, Oe, Ue zu schreiben.
1) Z. B. in ich. 2) Z. B. in ach. 3) Z. B. in neun, Ende. 4) Z. B. in
Enkel, lange.
II.
Hauptregeln der deutschen Rechtschreibung.
§ 2.
Erste
Hauptregel: Bezeichne jeden Laut, den man bei richtiger und
deutlicher Aussprache hört, durch das ihm zukommende Zeichen, z. B. Kiste –
Küste, liegen – lügen, heilen – heulen, weiser – weißer, begleiten – bekleiden,
Fluch – Flug – Pflug.
Anm. Wenn jedem Laut ein bestimmter Buchstabe entspräche und der Laut immer durch diesen Buchstaben bezeichnet würde, so bedürfte es keiner weiteren Regeln für die Rechtschreibung. Aber beides ist nicht der Fall, wie schon § 1 Anm. 1 zeigt; ferner wird
1. zuweilen ein Laut nicht durch den Buchstaben bezeichnet, der ihm
zunächst zukommt; man spricht z. B. gräbt, Hand, obwohl man hier das b und d
anders spricht als in Graben und Hände;
2. die Länge und Kürze der Selbstlaute (Vokale) nicht überall und nicht
immer auf die gleiche Weise bezeichnet; vgl. z. B. Mal (Denkmal), Mahl
(Mahlzeit), Saal; Wald, (es) wallt.
Es sind daher noch weitere Regeln notwendig. Zunächst gilt als
Zweite
Hauptregel: Wo derselbe Laut auf verschiedene Weise dargestellt
werden kann, richte dich nach der Abstammung des Wortes, z. B. Totschläger (von
tot) – Todfeind (von Tod); weislich (von weise) – weißlich (von weiß).
Besondere
Regeln.
III. Über
die Wahl unter verschiedenen Buchstaben, die denselben Laut oder ähnliche Laute
bezeichnen.
A.
Selbstlaute (Vokale).
§ 3. ä, e;
äu, eu.
ä und äu
schreibt man als Bezeichnung des Umlautes
1.
regelmäßig in den Wörtern, die ihn ihrer Grundform a oder au
zeigen, z. B. älter, Länder; Räume, läuft;
2.
gewöhnlich auch in solchen Wörtern, denen ein verwandtes Wort mit a oder
au zur Seite steht, z. B. rächen, Ärmel, räumen, gläubig.
In vielen
Wörtern erscheint aber auch ä und äu, ohne daß eine verwandte
Form mit a und au vorhanden ist oder nahe liegt, z. B. Ähre,
jäten, räuspern. Umgekehrt schreibt man in manchen Wörtern e, obwohl ein
verwandtes Wort mit a nicht fern liegt, z. B. behende, edel, Eltern,
Stengel, Wildbret, stets, fertig.
Beispiele: ähnlich, ätzen, bähen, blähen, Bär, gebären, Gebärde, verbrämen,
fächeln, Fächer, fähig, ungefähr, gähnen, gäng und gäbe, gären, gräßlich,
Gräte, hämisch, hätscheln, Käfer, Käfig, Käse, krähen, Geländer, Lärm, Mädchen,
Mägdlein, mähen, Mähne, Mähre (Pferd), Märchen, mäkeln, März, nähen, plärren,
prägen, Säbel, säen, Säge, Säckel, Sänfte, Schächer, Schädel, Geschäft,
Schäker, Schärpe, schmähen, schmälen, schräg, Schwäher, schwären, spähen, spät,
Strähne, träge, Träne, wähnen, -wärts (vorwärts), zähe, Zähre;
bräuen, Knäuel, Räude, räudig, Säule, sträuben, täuschen;
echt, emsig, Ente, Esche, Espe, Grenze, Hering, Krempe, ausmerzen,
abspenstig, widerspenstig, überschwenglich, welsch;
deuchte (von dünken), leugnen, Leumund, verleugnen, schneuzen.
Unterscheide
Ähre (am Halm) und Ehre, Färse (junge Kuh) und Ferse (am Fuß), Lärche (Baum)
und Lerche (Vogel); Wehr, Gewehr, Abwehr, (sich) wehren – währen (dauern),
während – gewähren (gestatten), die Gewähr, Währung – bewähren (zu wahr
gehörig); bläuen (blau färben) und bleuen (schlagen), gräulich (von grau) und
greulich (zu Greuel gehörig).
§ 4. ai,
ei.
Mit ai
schreibt man Bai, Hai, Hain, Kaiser, Laich, Laie, Mai, Maid, Mais, Maischen,
Waid (Farbpflanze).
Man
unterscheidet Laib (Brot) und Leib (Körper), Saite (z. B. auf der Geige) und
Seite (z. B. rechte, linke Seite), Waise (elternloses Kind) und Weise (Art,
Melodie), Rain (Ackergrenze) und rein.
Sonst
schreibt man ei, z. B. Eiche, eichen, Eichamt, Eichmaß, Getreide, Heide
(der und die), Leiche, Leichnam, Meier, Weide (Baum sowie Fütterungsplatz),
Weidmann, Weidwerk, Weizen; ebenso abgefeimt, Ereignis, gescheit.
B. Mitlaute
(Konsonanten).
§ 5.
Im Auslaut
schreibt man den Buchstaben, der im Inlaut gehört wird, z. B. Kalb (Kälber),
aber Alp (Alpen); Kleid (Kleides), aber Geleit (Geleites); Drang (Dranges),
drängt, aber Trank (Trankes), tränkt.
Im übrigen
ist folgendes zu bemerken:
§ 6. b, p.
Man
schreibt mit b: Abt, Erbse, Herbst, hübsch, Krebs, Obst, Rebhuhn; mit p:
Haupt, Papst, Propst, Mops, Raps.
§ 7. d, t, dt, th.
1. Vor dem t
der Biegung wird das auslautende d des Stammes geschrieben, obwohl es
vor dem t nicht gesprochen wird, z. B. sandte von senden, wandte von wenden,
lädt von laden; ebenso bewandt, gewandt, verwandt, gesandt, beredt, mithin auch
Bewandtnis, Gewandtheit, Verwandter, Gesandter; aber Beredsamkeit, denn dieses
Wort ist nicht von beredt abgeleitet.
2. Zu
beachten ist die verschiedene Schreibung des Auslautes in: der Tod
(todbringend, tödlich, todkrank, todmüde, Todsünde) und tot (der Tote, töten,
Totschlag, Totengräber); Geld und Entgelt (unentgeltlich), aber endgültig (von
Ende); das Gewand und gewandt, der Versand und versandt.
Man
unterscheidet Stadt und Statt (Werkstatt, stattfinden); (ihr) seid und seit (z.
B. seit gestern).
Merke
ferner Schmied; Brot, Ernte, Jahrzehnt, Schwert; durchgehends, eilends,
nirgends, vollends, zusehends (aber eigens, unversehens); eigentlich,
flehentlich, geflissentlich, gelegentlich, hoffentlich, namentlich, wesentlich,
wissentlich u. ä.
3. th
wird in deutschen Wörtern nicht mehr geschrieben; man schreibt bloßes t
in: Tal, Ton (Töpferton), Tor (der und das), Tran, Träne, tun und Tür; ebenso
in den von diesen Wörtern gebildeten Ableitungen, z. B. Taler, tönern, töricht,
tranig, tränen, Tat, tätig, Untertan; ferner in Tau (der und das), Teer, Tier,
Teil, Urteil, Vorteil, verteidigen, teuer, Turm – Eigentum, Ungetüm; Armut,
Flut, Glut, Heimat, Heirat, Kot, Lot, Met, Mut (mutig), Not (nötig), Rat
(Rätsel, Gerät), rot (Röte, rötlich), Wert, Wirt, Wut (Wüterich); Atem, Blüte,
Pate, Rute.
Anm. 1. Ob Fremdwörter mit th geschrieben werden, hängt von ihrer
Herkunft ab. So steht th in Äther, Kathedrale, Kathete, These, Thron; dagegen
t in Etymologie, Hypotenuse, Kategorie, Myrte.
Anm. 2. In Eigennamen deutschen Ursprungs schwankt die Schreibung. Man
schreibt in der Regel Theobald, Theoderich, Lothar (vgl. Lothringen), Mathilde
(vgl. Brunhilde), Thüringen. Dagegen schreibt man ebenso Günter, Walter wie
Günther, Walther (vgl. Werner aus Wernher). Berta und Bertold schreibt man ohne
h (vgl. Bertram, Adalbert).
§ 8. g, ch, k.
1. Bei
Hauptwörtern sind die Ausgänge ig und ich zu unterscheiden.
ig steht in
Essig, Honig, Käfig, König, Mennig, Pfennig, Reisig, Zeisig und den Eigennamen
auf -wig, z. B. Hedwig, Ludwig.
ich steht in
Bottich, Drillich, Eppich, Estrich, Fittich, Kranich, Lattich, Pfirsich,
Rettich, Sittich (Papagei), Teppich, Zwillich und allen Wörtern auf -rich, z.
B. Fähnrich, Enterich, Wegerich, Wüterich, Heinrich.
2. Bei
Eigenschafts- und Umstandswörtern sind die Endungen ig und lich
zu unterscheiden, z. B. geistig, gütig, sittig, mannig, faltig, dagegen
geistlich, sittlich, allmählich (vgl. gemächlich). – In den Ableitungen von
Stämmen und Wörtern, die auf l auslauten, ist immer ig zu
schreiben, z. B. eilig, heilig, einmalig, untadelig, unzählig, völlig, wollig;
ebenso adlig, billig, bucklig, eklig, neblig, gleichschenklig, winklig; aber:
greulich.
3. Die
Ableitungssilbe icht wird mit ch geschrieben, z. B. Kehricht,
töricht.
Anm. Predigt ist anders gebildet; über befriedigt, gebilligt, geheiligt,
unbehelligt usw. vgl. § 5.
4. Zu
unterscheiden sind Jagt und Jacht (Schiff), Magd und Macht, Teig (zum Baden) und
Teich (Weiher), Zwerg und Zwerch (quer, in Zwerchfell); kriegen und kriechen,
siegen, versiegen (vertrocknen) und siechen (kranken), taugen und tauchen,
zeigen und Zeichen; Talg und Talk (Mineral), Werg und Werk.
§ 9. gs, ks, cks, x,
chs.
Stammsilben
mit dem Auslaut g, k, ck bewahren diesen vor s (s),
z. B. flugs (von Flug), links, Häcksel (von hacken), Knicks, knicken, Klecks,
klecksen; gs steht in der Nachsilbe lings, z. B. blindlings, jählings,
meuchlings. Sonst wird die Lautverbindung ks (ks) durch x
und chs (chs) bezeichnet.
x wird
gebraucht in Axt, Faxen, Hexe, Nix, Nixe, Oxhoft;
chs (chs)
in Achse, Achsel, Buchsbaum, Büchse, Dachs, Deichsel, drechseln, Eidechse,
Fechsler (Schößling), Flachs, Flechse (Sehne), Fuchse, Hechse (Kniebug), Lachs,
Luchs, Ochse, sechs, Wachs, wachsen, wechseln, Wichse.
§ 10. f, v, ph.
Der Laut,
für den diese drei Zeichen vorhanden sind, wird in ursprünglich deutschen
Wörtern gewöhnlich durch f bezeichnet, auch in Efeu; ferner in den
völlig eingebürgerten Fremdwörtern Elefant, Elfenbein, Fasan und Sofa.
v wird aber
geschrieben als Anlaut in Vater, ver-, Vetter, Vieh, viel, vier, Vließ (Fell),
Vogel, Volk, voll, von, vor, vorder, zuvörderst, vorn und ihren Ableitungen
(jedoch fordern, fördern, Fülle, füllen, für), als Inlaut nur in Frevel.
Anm. Nicht deutschen Ursprungs sind Malve, Nerv, Pulver, Veilchen, Vers,
Vesper, Vogt; brav.
ph schreibt
man nur in Fremdwörtern, z. B. Photographie, Prophet, Philipp; in deutschen
Namen ist stets f zu schreiben, z. B. Adolf, Arnulf, Rudolf, Westfalen.
§ 11. s, ß, ss, s.
Wir haben
zwei S-Laute, einen weichen, nur im Anlaut und Inlaut 1), der immer durch s
bezeichnet wird, z. B. salben, lesen, und einen harten, der vorzugsweise durch ß
und ss, unter Umständen aber auch durch s und s bezeichnet
wird, z. B. gießen, Fuß, essen, Rispe, Haus.
1) Im Auslaut wird – gerade so wie b und d – auch das weiche s
des Inlautes härter gesprochen.
§ 12.
Im
einzelnen gelten folgende Regeln:
1. s
steht außer zur Bezeichnung des weichen S-Lautes ferner ohne Rücksicht auf die
Aussprache
a) im
Anlaut der Nachsilben sal, sel, sam, z. B. Rätsel, Labsal, seltsam;
b) im
Inlaut nach Mitlauten, z. B. Hülse, Gemse, Linse, Hirse; Erbse, Eidechse,
Lotse, drechseln, wachsen;
c) vor
einem zur Stammsilbe gehörigen p und t sowohl im Anlaut, z. B.
Spur, Stamm, als auch im Inlaut und Auslaut, z. B. Espe, Knospe, Wespe, fasten,
Kiste, Pfosten; Hast, Lust, Rest.
Anm. 1. Im Anlaut von Stammsilben schreibt man s vor p und t
(z. B. in Spiel, gespart, Stern, versteinert) für sch.
Anm. 2. Bei Zeitwörtern, deren Stamm auf einen S-Laut (s, ß, ss, z, tz, x)
ausgeht, wird von der Endung est der zweiten Person, sobald sie das e verliert,
auch das s ausgelassen, z. B. du liest neben du liesest, du wächst neben du
wächsest, du reist neben du reisest (reisen), du reißt neben du reißest
(reißen), du ißt neben du issest, du läßt neben du lässest, du sitzt neben du
sitzest. Bei der Steigerung von Eigenschaftswörtern, die auf einen S-Laut
ausgehen, schreibe man die volle Form, z. B. heißeste, süßeste; ausgenommen
sind nur größte und beste. – Bei den auf sch ausgehenden Stämmen behält man in
den verkürzten Formen das s der Endung bei, z. B. du naschst, du wäschst; der
närrischste.
2. ß
steht zur Bezeichnung des harten S-Lautes
a) im
Inlaut nur nach langem Selbstlaut, z. B. außer, reißen, Blöße, Grüße, Maße,
Schöße;
b) im
Auslaut aller Stammsilben, die im Inlaut mit ß oder mit ss zu
schreiben sind, z. B. bloß, Gruß, grüßt, Maß, Schoß, (Rockschoß), zerreißt,
Fluß, Haß, gehaßt, Schloß, Schoß (Zoll, junger Trieb), eßbar, bewußt; also auch
in der Vorsilbe miß- (vgl. missen), z. B. mißachten, Mißbrauch. Merke aber: des
und wes (trotz dessen und wessen), mithin auch desselben, deshalb, weshalb,
deswegen, weswegen, indes, unterdes; aus (trotz außer).
3. ss,
die Bezeichnung für den doppelten harten S-Laut 1), steht nur im Inlaut
zwischen zwei Selbstlauten, von denen der erste kurz und betont ist, z. B.
Masse, Kresse, Missetat; Flüsse, hassen, Schlösser, essen, wissen, Gleichnisse
(vgl. § 15).
4. s
steht nur im Auslaut, und zwar
a) aller
Stammsilben, die im Inlaut mit s geschrieben werden, z. B. dieses, dies,
diesseits; Gänse, Gans; Gemse, Gemsbock; Gemüse, Mus; Hase, Häschen; Reiser,
Reis; ebenso Ries (Papier). Jedoch bleibt das inlautende s vor einem t
der Biegung, z. B. (er) liest, reist, wächst;
b) aller
Endungen, auch der Nachsilbe -nis, z. B. Kindes, Gleichnis;
c) solcher
Wörter, die vor einem mit Selbstlaut beginnenden Nachsilbe nicht vorkommen, z.
B. als, bis (bisher), das, es, was usw. (vgl. unter 2b). Man unterscheidet das
als Geschlechts- und Fürwort und daß als Bindewort;
d) in
Zusammensetzungen, z. B. Freiheitskrieg, Ordnungsliebe, Dienstag, Donnerstag,
Samstag.
Insbesondere
sind zu unterscheiden: bis – der Biß; die Fliese (Steinplatte) – das Fließ
(Bach) – das Vließ, auch Vlies (Fell); der Geisel (Leibbürge) – die Geißel
(Peitsche) – die Geiß (Ziege); gleißen (glänzen) – Gleisner (Heuchler),
gleisnerisch; die Hast – du hast (haben) – du haßt (hassen); er ist (sein) – er
ißt (essen); Nieswurz (niesen) – Nießbrauch (vgl. genießen); er reist (reisen)
– er reißt (reißen); weiß (Farbe), weißlich – Weisheit (vgl. weise),
wohlweislich, naseweis, weissagen.
In
lateinischer Schrift steht s für s und s, ss für ss, ß (besser als ss) für ß;
für ß tritt in großer Schrift sz ein, z. B. MASZE (Maße), aber MASSE (Masse).
IV. Über
die Bezeichnung der Kürze und Länge der Selbstlaute (Vokale).
A. Die
Kürze des Selbstlautes
§ 13.
wird
überhaupt nur in betonten Silben, die nur auf einen Mitlaut ausgehen,
bezeichnet, und zwar dadurch, daß dieser Mitlaut doppelt geschrieben wird.
1. Dies
geschieht in Stammsilben sowohl im Inlaut als auch im Auslaut, z. B. fallen,
Falle, fällt, aber Falte, weil hier die Stammsilbe auf mehrere verschiedene
Mitlaute (l und t) ausgeht; hemmen, hemmt, Hemmnis, aber Hemde; schaffen,
schafft, Schaffner, aber Schaft; treffen, triffst, trifft, aber Trift; nimmst,
nimmt; am schlaffsten.
Anm. 1. Zu beachten ist hier, ob die Wortformen durch das Hinzutreten von
Biegungsendungen und Ableitungssilben an den Stamm gebildet sind, oder ob der
Stamm selbst durch Mitlaute, wie st, t, d, erweitert ist.
So ist z. B. zu schreiben (du) kannst, aber Kunst, denn in kannst ist st
Zeichen der zweiten Person, und der Stamm lautet kann; dagegen gehört in Kunst
das st zum Stamme selbst, der somit auf nst auslautet. Demnach ist zu
schreiben: gebrannt, Branntwein, aber Brand; gekannt, kenntlich, Kenntnis, aber
Kunde; (sie) spinnt, aber Spindel; (der) dürrste, aber Durst; (er) harrt, aber
hart; ebenso Geschäft, Gestalt, Geschwulst, Gespinst, Gewinst, Gunst nebst
ihren Ableitungen; samt, insgesamt, sämtlich.
Statt Sammet, Zimmet, Tasset, Zwillich, Drillich, Grummet, Kummet schreibt
man auch Samt, Zimt, Tast, Zwilch, Drilch, Grumt, Kumt.
Anm. 2. Für doppeltes k schreibt man in deutschen Wörtern ck. ck und
tz können nur nach einem kurzen betonten Selbstlaut stehen; nach langem
Selbstlaut oder nach einem Mitlaut steht einfaches k und z. Also ist zu
schreiben z. B. Bäcker, Hacke, Schreck; nackt (nacket); setzen, Satz, jetzo,
jetzt; dagegen Haken, erschrak, Ranke; Reiz, Arzt, Salz, Sturz. ck und sch
können nicht verdoppelt werden; man schreibt also z. B. Sache, waschen.
§ 14.
Man
schreibt aber den Mitlaut nur einfach
a) in
einsilbigen, gewöhnlich schwach betonten Wörtern, wie an, am, in, im, mit, um,
von, vom, zum, zur; ab, ob, bis, gen, hin, weg; es, das, was, des, wes, man;
bin, hat; dagegen merke dann, denn, wann, wenn;
b) in dem
Bestimmungswort einiger Zusammensetzungen, das selbständig in dieser Form nicht
mehr vorkommt, wie Brombeere, Himbeere, Lorbeer; Damwild; Herberge, Hermann,
Herzog; Marschall; Walnuß; Singrün;
c) in dem
ersten Teile der Zusammensetzungen dennoch, Dritteil und Mittag.
Anm. Auch in anderen Zusammensetzungen, in denen derselbe Mitlaut dreimal
hintereinander zu schreiben wäre, ist es zulässig, ihn nur einmal zu setzen, z.
B. Brennessel, Schiffahrt; aber bei Silbentrennung schreibt man Brenn-nessel,
Schiff-fahrt usw.
§ 15.
2. Nur im
Inlaut schreibt man den Mitlaut doppelt bei Nachsilben mit dem Nebenton, wie
-in (-innen) und -nis (-nisse), z. B. Königin, Königinnen, Hindernis,
Hindernisse; Iltisse, Atlasse, Globusse, Omnibusse. Dagegen unterbleibt die
Verdoppelung bei Bräutigam, Eidam, Pilgrim, z. B. Pilgrime.
B. Die
Länge des Selbstlautes
§ 16.
wird meist
nicht besonders bezeichnet, z. B. bar, Barschaft, gar, gären, Maß, Name,
nämlich, Schaf, Schale, Scham, Schar, Pflugschar, Span, Star, Wage, Ware; Feme,
Herd, Herde, quer, Schere, selig (nicht von Seele); Bote, Frondienst, frönen,
holen, Los, losen, los, lösen, Schoß; Flur, küren, Willkür.
In
zahlreichen Wörtern aber wird sie bezeichnet, und zwar teils durch e
nach i, teils durch h hinter dem Selbstlaut, teils durch doppelte
Schreibung des Selbstlautes.
§ 17. ie.
1. In ursprünglich
deutschen Wörtern wird langes i in der Regel durch ie bezeichnet,
z. B. Liebe, Lied (Gedicht), viel, blieb, Sieg.
Ausnahmen
sind
a) die
Fürwörter mir, dir, wir; ihm, ihn, ihnen; ihr, ihrer, ihrig;
b) Igel,
Isegrim, Biber, Augenlid.
Anm. Wie fing, ging, hing ist auch gib, gibst, gibt zu schreiben. Die
Aussprache des i in diesen Formen schwankt in den verschiedenen Teilen
Deutschlands.
Man
unterscheidet wider (gegen) und wieder (nochmals), obwohl beide ursprünglich
dasselbe Wort sind, dessen Bedeutung sich nach zwei verschiedenen Seiten
entwickelt hat.
2. In
Wörtern fremder Abstammung bleibt die Länge des i in der Regel
unbezeichnet, z. B. Bibel, Fibel, Tiger, Satire, Kamin, Lawine, Maschine,
Saline; auch in der ursprünglich fremden Endung -ine bei Eigennamen, z. B.
Wilhelmine. Viele eingebürgerte Wörter dieser Art (Lehnwörter) werden wie
deutsche Wörter behandelt, z. B. Brief, Fiedel, Paradies, Priester, Radieschen,
Siegel, Spiegel, Tiegel, Ziegel, Zwiebel. – Dabei unterscheidet man Fiber (Faser)
und Fieber (Krankheit), Mine (unterirdischer Gang) und Miene
(Gesichtsausdruck), Stil (Schreibweise) und Stiel (Handgriff, Stengel).
Die aus dem
Französischen entlehnten Endungen -ie und -ier werden mit e
geschrieben, z. B. Artillerie, Monarchie; Barbier, Manier, Quartier. Auch die
zahlreichen Zeitwörter auf -ieren und ihre Ableitungen sind alle mit ie
zu schreiben, z. B. regieren, probieren, studieren, hantieren, Hantierung.
§ 18.
Dehnungs-h.
Ein
Dehnungs-h steht nur in Stammsilben, die auf l, m, n oder r
auslauten.
Man
schreibt es in folgenden Wörtern und Ableitungen vor l in: Ahle, Mahl
(Gastmahl), Gemahl, Pfahl, Stahl, Strahl, Wahl (Walstatt ist anderen
Ursprungs), Zahl; fahl, kahl; mahlen (auf der Mühle), prahlen – Fehl, Hehl,
Kehle, Mehl (Meltau hängt damit nicht zusammen), Zwehle (Handtuch); befehlen,
empfehlen, stehlen – Bohle (Brett), Dohle, Fohlen, Kohl, Kohle, Sohle (am Fuß),
Wohl; hohl, wohl; johlen – Buhle, Pfuhl, Stuhl, Brühl, Mühle, Pfühl; kühl;
fühlen, wühlen;
vor m
in: Kahm (Schimmel),Rahm, Rahmen; lahm, zahm; nachahmen – Lehm; genehm,
vornehm, vornehmlich; nehmen – Ohm – Muhme, Ruhm;
vor n
in: Ahn, Bahn, Fahne, Hahn, Kahn, Sahne, Wahn, Zahn, Mähne, Strähne; ähnlich;
ahnden, ahnen, fahnden, mahnen, gähnen – Lehne, Sehne; dehnen, sehnen – Bohne,
Dohne, Drohne, Hohn, Lohn, Mohn, Sohn, Argwohn, Föhn; ohne; bohnen (glänzend
reiben), wohnen, dröhnen, gewöhnen, stöhnen, versöhnen – Huhn, Bühne, Sühne;
kühn;
vor r
in: Bahre, Gefahr, Jahr, Ähre, Mähre (Pferd), Zähre; wahr; fahren (aber Hoffart,
hoffärtig), wahren, nähren, währen – Ehre, Nehrung (Landzunge), Wehr; hehr
(erhaben, heilig), mehr, sehr; begehren, kehren, lehren, versehren, zehren –
(der) Mohr, Ohr, Rohr, Föhre, Möhre (Mohrrübe), Öhr; bohren – Ruhr, Aufruhr
(rühren), Uhr, Gebühr; führen.
Ohne Dehnungszeichen zu sein, steht h in Wörtern wie
bähen, bejahen, blähen, brühen, drehen (Draht), drohen, fahen, flehen,
fliehen (vgl. Flucht), gedeihen (vgl. gediegen), gehen, geruhen (vgl. ruchlos),
geschehen (vgl. Geschichte), glühen, krähen, leihen, mähen (Mahd), nähen
(Naht), reihen, ruhen, schmähen (vgl. Schmach), sehen (vgl. Gesicht), seihen,
spähen, sprühen, stehen, zeihen (vgl. bezichtigen), ziehen, (vgl. Zucht); Bühel
(Bühl), Ehe, Fehde, Floh, Geweih, Häher, Höhe (hoher, vgl. hoch), Kuh, Lehen
(belehnen), Lohe, Mühe, Reh (vgl. Ricke), Reiher, Reihen (Reigen), Schlehe,
Schuh, Schwäher (vgl. Schwager), Stroh, Truhe, Vieh, Wehe, Weihe, Weiher, Zehe;
allmählich (vgl. gemächlich), ehe, froh, frühe, jähe (vgl. jach), nahe (vgl.
nach), rauh (vgl. Rauchwerk), roh, zähe, zehn (für zehen).
Anm. Stammsilben, die auf h enden, behalten es selbstverständlich
auch vor Nachsilben, z. B. (er) drehte, (sie) ruhten, fröhlich, schmählich; nur
vor der Nachsilbe -heit fällt es aus, z. B. Hoheit, Roheit, Rauheit.
Doppelte
Schreibung des Selbstlautes.
§ 19.
Man
schreibt den Selbstlaut doppelt nur noch in folgenden Wörtern:
Aal, Aar
(Adler), Aas, Haar, Paar, paar, Saal, Saat, Staat; aber Säle, Härchen, Pärchen;
Beere, Beet,
Geest, Heer, verheeren, Klee, Krakeel, Lee, leer, leeren, Meer, Reede
(Ankerplatz, daneben auch Rhede), scheel, Schnee, See, Seele, Speer, Teer;
Boot, Moor
(Sumpfland), Moos.
§ 20.
Man unterscheidet
demnach: her (hierher), Heer (Kriegsvolk) und hehr (heilig); die Formen von
holen (herbeirufen) und hohl (ausgehöhlt); lehren (unterrichten) und leeren
(leer machen); Mal (Zeichen, Denkmal, einmal, zweimal usw.) und Mahl (Gastmahl,
Mahlzeit, Abendmahl); malen (mit dem Pinsel) und mahlen (auf der Mühle); Märe
(Märchen) und Mähre (Pferd); mehr und Meer; Rede und Reede (Rhede); Sole
(Salzwasser) und Sohle (am Fuß); wer, Wehr (Landwehr, Mühlenwehr usw.) und Wer-
in Wergeld, Werwolf; ferner das Ar (Flächenmaß) und der Aar (Adler), der Aal
und die Ahle, der Mohr und das Moor, der Ur und die Uhr, der Wal und die Wahl,
auch Wal- und Walstatt, Walhalla, Walküre.
V. Über die
Anfangsbuchstaben.
§ 21.
Mit großen
Anfangsbuchstaben schreibt man:
1. Das erste
Wort eines Satzganzen, also
a) das
erste Wort eines Abschnittes (in Gedichten gewöhnlich auch einer Verszeile);
b) das
erste Wort nach einem den Satz schließenden Punkt, Frage- und
Ausrufungszeichen, sowie in der wörtlich angeführten (direkten) Rede nach einem
Doppelpunkt, z. B. Drauf spricht er: "Es ist euch gelungen."
Anm. Nach einem Frage- und Ausrufungszeichen wird mit kleinem Buchstaben
fortgefahren, wenn das, was auf das Zeichen folgt, mit dem Vorhergehenden zu
einem Satzganzen verbunden ist, z. B. "Woher des Wegs?" erschallt des Wärters
Ruf. "Gott grüß' dich!" rief er.
2. Alle
wirklichen Hauptwörter.
3. Die
Fürwörter, welche sich auf die angeredete Person beziehen, namentlich in
Briefen. Außerhalb des Briefstils schreibt man jedoch du und ihr nebst den dazu
gehörigen Formen und besitzanzeigenden Fürwörtern in der Regel klein.
4. Als
Teile von Titeln und Namen: Eigenschaftswörter, Fürwörter und Ordnungszahlen in
Fällen wie Seine Majestät, das Königlich Preußische Zollamt, der Wirkliche
Geheime Rat; die Allgemeine Zeitung, das Tote Meer, die Sächsische Schweiz, die
Vereinigten Staaten; Otto der Große, Friedrich der Zweite.
5. Die von
Personennamen abgeleiteten Eigenschaftswörter, z. B. Schillersche Trauerspiele,
die Grimmschen Märchen. Dienen sie jedoch zur Bezeichnung einer Gattung, so
werden sie klein geschrieben, z. B. die lutherische Kirche, mohammedanische
Pilger.
6. Wörter
aller Art, wenn sie als Hauptwörter gebraucht werden, z. B. der Nächste, die
Armen, das Deutsche, das Rechte, Gutes und Böses, Altes und Neues, das Nichts,
die Eins, jedem das Seine, Lesen und Schreiben, das Zustandekommen, ein
Unwohlsein, das Wenn und das Aber, das Abc, im Freien, mit Zagen; insbesondere
auch die Eigenschaftswörter in Verbindung mit etwas, viel, nichts, allerlei u.
ä., z. B. etwas Schönes, viel Wichtiges, nichts Schlechtes, wenig Neues.
§ 22.
Alle
anderen Wörter werden mit kleinem Anfangsbuchstaben geschrieben; so
insbesondere:
1.
Hauptwörter, wenn sie die Bedeutung anderer Wortarten annehmen und verwendet
werden
a) als
Verhältniswörter, z. B. dank, kraft, laut, statt, trotz; angesichts, behufs,
betreffs, mittels, seitens; inmitten, infolge, zufolge; um – willen, von –
wegen;
b) als
Bindewort: falls;
c) als
unbestimmte Zahlwörter, z. B. ein bißchen (ein wenig), ein paar (einige); aber:
ein Paar Schuhe;
d) als
Umstandswörter, z. B. anfangs, flugs, rings, jedenfalls, andernfalls,
nötigenfalls, dermaßen, gleichermaßen, meinerseits, teils, einesteils,
andernteils, möglicherweise; einmal; überhaupt, unterwegs, heutzutage,
beizeiten, bisweilen, sondergleichen, bergauf, kopfüber; morgen (am folgenden
Tage);
e) in
stehenden Verbindungen mit Zeitwörtern, in denen das Hauptwort, meist in
verblaßter Bedeutung gebraucht, nicht mehr als solches empfunden wird, wie z.
B. not tun (vgl. leid, wohl, weh tun); schuld, feind sein (vgl. böse, gram, gut
sein); willens sein; mir ist angst (vgl. mir ist bange, unbehaglich, wohl,
wehe); das ist schade; er gibt acht (achtgeben), er hält haus (haushalten), er
gibt preis (preisgeben); er hält stand (standhalten), es findet statt
(stattfinden), er hat teil (teilhaben), er nimmt teil (teilnehmen), es nimmt
überhand (überhandnehmen), es nimmt mich wunder (wundernehmen); in acht nehmen,
außer acht lassen, in stand setzen, im stande sein, zu stande kommen, von
statten gehen, zu statten kommen, zu teil werden.
Anm. Bewahrt in solcher Verbindung das Hauptwort seinen ursprünglichen
Wert, so wird es mit großem Anfangsbuchstaben geschrieben, z. B. er hat keinen
Teil an mir, es findet eine gute Statt; er tat ihm ein Leid an.
2. Die von
Orts- und Volksnamen abgeleiteten Eigenschaftswörter auf isch (wenn sie
nicht in Titel stehen, s. § 21, 4), z. B. die römischen Kaiser, die preußischen
Beamten, schlesische Zeitungen (nicht bloß die eine Schlesische Zeitung).
Dagegen werden die von Orts- und Ländernamen abgeleiteten unveränderlichen
Wortformen auf er groß geschrieben, z. B. Erlanger Bier, Schweizer Kühe.
3. Alle
Fürwörter und Zahlwörter (vgl. aber § 21, 3, 4 und 6): man, jemand, niemand, jedermann;
derselbe, der nämliche, einer, keiner, jeder, ein jeder, ein jeglicher; zwei,
beide, die beiden, alle beide, drei, die drei, alle drei, der eine – der
andere, die (alle) anderen, das (alles) andere, nichts anderes, die (alle)
übrigen, das (alles) übrige; der erste – der letzte (zurückweisend für jener –
dieser); etliche, einige, einzelne (der einzelne), manche, alle, viele; etwas,
nichts, viel, mehr, das meiste, das mindeste.
4.
Eigenschaftswörter und Umstandswörter in Verbindungen wie des näheren, des
weiteren, das kürzeren; am besten, aufs deutlichste, aufs neue, bei weitem,
fürs erste, im allgemeinen, im ganzen, im folgenden, im wesentlichen, im
voraus, ohne weiteres, von neuem, von vorn, vor kurzem, zum letzten, bis auf
weiteres, von klein auf, um ein beträchtliches. Ebenso in unveränderlichen
Verbindungen wie alt und jung, groß und klein, arm und reich, durch dick und
dünn, über kurz oder lang, im großen ganzen; auch in Verbindungen wie jeder
beliebige, der erste beste, alles mögliche, und in Redensarten wie den kürzeren
ziehen, zu gute halten (kommen), zum besten haben, im reinen sein. Man schreibt
also z. B.: er erschrak aufs äußerste, sie liest am besten; aber (nach § 21,
6): er war auf das Äußerste gefaßt, es fehlt ihm am Besten.
Anmerkung
zu Abschnitt V. In zweifelhaften Fällen schreibe man mit kleinem
Anfangsbuchstaben.
VI. Über
die Silbentrennung.
§ 23.
Mehrsilbige
Wörter, die man über zwei Zeilen zu verteilen gezwungen ist, trennt man im allgemeinen
nach Sprechsilben, d. h. so, wie sie sich beim langsamen Sprechen von selbst
zerlegen, z. B. Wör-ter-ver-zeich-nis, Ge-schlech-ter, Freun-des-treue,
Über-lie-fe-rung; aus einzelnen Buchstaben bestehende Silben werden besser
nicht abgetrennt.
Dabei sind
folgende Regeln zu beachten:
1. Einfache
(nicht zusammengesetzte) Wörter.
a) Ein
einzelner Mitlaut kommt auf die folgende Zeile, z. B. tre-ten, nä-hen. – ch,
sch, ß, ph, th bezeichnen nur einfache Laute und bleiben daher ungetrennt,
z. B. Bü-cher, Hä-scher, Bu-ße, So-phie, ka-tholisch. – x und z
werden hierbei wie einfache Mitlaute behandelt, z. B. He-xe, rei-zen.
b) Vor
mehreren Mitlauten kommt der letzte auf die folgende Zeile, z. B. An-ker,
Fin-ger, War-te, Rit-ter, Was-ser, Knos-pe, tap-fer, kämp-fen, Karp-fen,
Ach-sel, krat-zen, Städ-te, Verwand-te. ck wird dabei in zwei k
aufgelöst, z. B. Hak-ke. Nur st bleibt immer ungetrennt, z. B. La-sten,
be-ste, ko-sten, Klo-ster, mei-ste, Fen-ster, För-ster, Pfing-sten.
Anm. In einfachen Fremdwörtern gehören die Lautverbindungen vom b, p, d, t,
g, k mit l oder r in der Regel auf die folgende Zeile, z. B. Pu-blikum,
Me-trum, Hy-drant.
2.
Zusammengesetzte Wörter sind nach ihren Bestandteilen zu trennen, die
Bestandteile selbst werden wie die einfachen Wörter behandelt, z. B. Diens-tag,
Tür-an-gel, Emp-fangs-an-zei-ge, Vor-aus-set-zung. Diese Teilung bleibt auch da
geboten, wo sie der gewöhnlichen Aussprache nicht gemäß ist, z. B. hier-auf,
her-ein, hin-aus, dar-über, war-um, wor-an, be-ob-achten, voll-enden.
Anm. Für zusammengesetzte Fremdwörter gilt dieselbe Regel wie für solche
deutsche Wörter. Man schreibt also z. B. Atmo-sphäre, Mikro-skop, Inter-esse.
Erkennt man die Bestandteile von Fremdwörtern nicht, so richte man sich nach
den Regeln unter 1a und b.
VII. Über
den Bindestrich.
§ 24.
1. Wird bei
der Zusammenstellung von zusammengesetzten Wörtern ein ihnen gemeinsamer
Bestandteil nur einmal gesetzt, so tritt an den übrigen Stellen statt seiner
der Bindestrich ein, z. B. Feld- und Gartenfrüchte, Jugendlust und -leid.
2. Der
Bindestrich ist außerdem zulässig
a) in der
Zusammensetzung von Eigennamen und in den von solchen oder in ähnlicher Weise
gebildeten Eigenschaftswörtern, z. B. Jung-Stilling, Reuß-Greiz,
Bergisch-Märkische Eisenbahn;
b) in besonders
unübersichtlichen Zusammensetzungen, z. B.
Haftpflicht-Versicherungsgesellschaft, aber nicht in leicht übersichtlichen
Zusammensetzungen, wie z. B. Turnverein, Kirchenkasse, Prüfungsordnung,
Amtsgerichtsrat;
c) in
einzelnen Fällen mit Rücksicht auf die Deutlichkeit der Schrift, z. B.
Schluß-s, Dehnungs-h, I-Punkt, A-Dur u. ä.
VIII. Über
das Auslassungszeichen (Apostroph).
§ 25.
1. Wenn
Laute, die gewöhnlich zu sprechen und zu schreiben sind, unterdrückt werden, so
deutet man ihre Stelle durch ein Auslassungszeichen (den Apostroph) an, z. B.
heil'ge Nacht, ist's, geht's.
Anm. Bei der Verschmelzung von Verhältniswörtern mit dem Geschlechtswort
ist das Auslassungszeichen nicht anzuwenden, z. B. ans, ins, durchs, am, beim,
unterm, vom, zum.
2. Bei den
auf einen S-Laut ausgehenden Eigennamen wird der zweite Fall durch das
Auslassungszeichen kenntlich gemacht, z. B. Voß' Luise, Demosthenes' Reden.
Ohne dieses Zeichen schreibe man aber z. B. Schillers Gedichte, Goethes Werke,
Homers Ilias, Ciceros Briefe.
IX. Zur
Schreibung von Fremdwörtern.
§ 26.
Zahlreiche,
namentlich schon in älterer Zeit aus fremden Sprachen in das Deutsche
aufgenommene Wörter haben allmählich ganz deutsche Form, Aussprache und
Betonung angenommen und werden daher so geschrieben, wie es den Regeln für die
deutsche Rechtschreibung entspricht. Solche völlig eingebürgerte, nicht mehr
als Fremdlinge angesehene Wörter nennt man Lehnwörter, z. B. Kaiser, Kammer,
Kanzler, Kasse, Kellner, Klasse, Krone, Pferd, Pfirsich, Pinsel, Zelle, Zirkel;
schreiben, segnen. Vgl. auch § 17, 2.
Dagegen
haben viele andere, namentlich in späterer Zeit aus fremden Sprachen in das
Deutsche aufgenommene Wörter ihre fremde Form, Aussprache oder Betonung
beibehalten. Solche Wörter nennt man Fremdwörter.
Für die
Schreibung der Fremdwörter lassen sich allgemein gültige Regeln nicht
aufstellen. Die einen behalten ganz die Schreibung der fremden Sprache bei, z.
B. Beefsteak, Chaussee, Feuilleton; andere werden halb nach deutscher, halb
nach fremder Art geschrieben, z. B. Korps, Redakteur; bei manchen endlich
schwankt die Schreibung, z. B. Buffet und Büfett. Im einzelnen wird auf das
Wörterverzeichnis verwiesen.
Für die Schreibung der in das Wörterverzeichnis aufgenommenen Fremdwörter
haben wesentlich folgende Grundsätze als Richtschnur gedient:
1. Insoweit die fremde Aussprache keine Änderung erfahren hat, wird in der
Regel auch die fremde Schreibweise beibehalten, z. B. Chef, Chaise; Tour, Route
(Reiseroute); Logis, rangieren; Jalousie, Journal; Ballon, Refrain; Adagio;
Violoncello. – Doch werden Fremdwörter, die keine dem Deutschen fremde Laute
enthalten, vielfach ganz nach deutscher Weise geschrieben, z. B. Gips,
Kristall; Bluse, Dublette, Sekretär; Rasse, Fassade; Schokolade.
2. Der K-Laut wird meist mit k, der Z-Laut meist mit z
geschrieben.
a) Für c mit dem K-Laut schreibt man in geläufigen
Fremdwörtern k, auch in solchen Wörtern, welche die lateinische Endung
-um (Mehrzahl -a) oder die französische Endung -eur haben, z. B. Publikum,
Adjektiva; Inspekteur, Kommandeur. Insbesondere schreibt man immer k in den
zahlreichen Wörtern mit der Vorsilbe Ko- (Kol-, Kom-, Kon-, Kor-) und in der
Verbindung mit t, z. B. Konfession, korrigieren; Edikt, faktisch; Konjunktiv,
Konfekt. Ferner schreibt man immer k in Wörtern griechischen Ursprungs, z. B.
Akademie, Diakon, elektrisch, Protokoll, Syndikus.
Beibehalten wird dagegen c oft in solchen Fremdwörtern, die auch sonst
undeutsche Lautbezeichnung bewahrt haben, z. B. Coiffeur, Directrice. Indessen
ist hier der Gebrauch vielfach schwankend. In einigen ganz eingebürgerten
Fremdwörtern dieser Art schreibt man k, z. B. Korps, Kompagnie (amtliche
Schreibung im deutschen Heere), ferner Karton (vgl. kartonieren), Kolportage
(vgl. kolportieren).
b) Für c mit dem Z-Laut schreibt man in allen geläufigen
Fremdwörtern z, auch in solchen Wörtern, welche die lateinische Endung
-um (Mehrzahl -a) haben, z. B. Medizin, Offizier, Offizin, Parzelle, Polizei,
Porzellan, Prozeß; Partizipium; und in der Endung -zieren, z. B. exerzieren,
musizieren, multiplizieren. Insbesondere muß der Z-Laut mit z geschrieben
werden in Wörtern, in denen ein ursprüngliches c mit dem K-Laut durch k
zu bezeichnen ist, z. B. Konzert, Konzil, Kruzifix.
Das fremde ti bleibt vor betontem Selbstlaut, z. B. Patient,
Quotient; Aktion, Nation. Vor unbetontem e schreibt man meist zi, z. B.
Grazie, Ingredienzien, Reagenzien neben der dem Lateinischen entsprechenden
Schreibung Ingredientien, Reagentien; doch hinter k schreibt man ti, z.
B. Aktien.
In einigen griechischen Wörtern, die uns aus dem Lateinischen mit der
Bezeichnung des ursprünglichen K-Lautes durch c übernommen sind, wird jetzt das
c wie z gesprochen; es darf daher statt c auch z geschrieben werden, z. B.
Diözese, Szene.
c) Statt cc mit dem K-Laut darf man überall kk, statt cc
mit dem Laut von kz überall kz schreiben, z. B. Akkord,
Akkusativ; Akzent, Akzise.
3. Die Gewohnheit, in deutschen Wörtern nach einem betonten kurzen
Selbstlaut, und nur nach einem solchen, einen einfachen folgenden Mitlaut
doppelt zu schreiben, hat auch in Fremdwörtern Änderungen der Schreibung
veranlaßt.
a) Der Mitlaut zwischen einem kurzen Selbstlaut mit dem Hauptton und einem
unbetonten Selbstlaut wird regelmäßig doppelt geschrieben, z. B. Baracke,
Etappe, Kontrolle; dementsprechend tritt auch im Auslaut oft die Verdoppelung
ein, z. B. Appell, Kadett; bigott, brünett und die zahlreichen
Eigenschaftswörter auf -ell, wie generell.
b) Umgekehrt wird nach einem unbetonten Selbstlaut eine in der fremden
Sprache übliche Verdoppelung oft aufgegeben, namentlich in den Ableitungen von
französischen Wörtern auf -on, z. B. Barett, Perücke (beide Wörter werden im
Französischen mit rr geschrieben), Pomade; Missionar, pensionieren,
rationell.
4. Zwischen s und s unterscheidet man in Fremdwörtern im allgemeinen nach
denselben Regeln wie in deutschen Wörtern (vgl. § 12, 1 u. 4a). In
Zusammensetzungen richtet man sich nach der Abstammung, z. B. Diskurs,
Mikroskop (vgl. § 23, 2 Anm.); doch tritt für s im Auslaut des ersten Gliedes
vor Selbstlauten in der Regel s ein, z. B. Episode, transitiv; dasselbe kann
vor p und t geschehen, z. B. Transport neben Transport, distribuieren neben
distribuieren.
Viele
Fremdwörter können durch völlig gleichwertige gute deutsche Ausdrücke ersetzt
werden; entbehrliche Fremdwörter soll man überhaupt vermeiden.
Anmerkung: Den Text des Regelwerkes schrieb Christian Dörner 2001 aus dem
Duden von 1991 ab. Da er nicht mehr im Internet steht, stelle ich ihn neu ein.
Armin Rieble