Regeln für die deutsche Rechtschreibung nebst Wörterverzeichnis.

Herausgegeben im Auftrage des Königlich Preußischen Ministeriums der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten.

Berlin, Weidmannsche Buchhandlung, 1902.

Vorbemerkungen.

1. Jedes Wort hat einen Stamm. Er erscheint entweder rein, d. h. ohne jeden Zusatz, z. B. Wort, oder in Verbindung mit Bildungsteilen.

Bildungsteile sind:

a) Vorsilben: bewahren, gehorchen, entkleiden, erwärmen, verwüsten, zerlegen, Urzeit, Undank, Antwort, Erzherzog;

b) Nachsilben: Treue, Söhnchen, Fremdling, Flügel, Leser, Mühsal, Eigentum, Freiheit, Seligkeit, Kenntnis, Landschaft, kindlich, folgsam, dankbar, golden, schöner, schönste, lobtest, lobte, lobten;

c) bloße Mitlaute (Konsonanten): Federn, Vaters, trägst.

2. Sprachsilben nennt man diejenigen Bestandteile, in welche ein mehrsilbiges Wort nach Stamm und nach Bildungssilben zerfällt, z. B. Flüg-el, Les-er, gold-en, schön-er.

Oft fallen Sprachsilben und Sprechsilben zusammen, z. B. Be-trieb, Ver-druß, Lab-sal, Klar-heit, lieb-lich, sag-te.

3. Man unterscheidet zwischen Anlaut, Auslaut und Inlaut der Sprachsilben.

Selbstlaute (Vokale) stehen im Anlaut, wenn sie am Anfange, im Auslaut, wenn sie am Ende, im Inlaut, wenn sie in der Mitte ihrer Silbe stehen. So steht z. B. e in Erz im Anlaut, in sagte im Auslaut, in Herz im Inlaut.

Mitlaute (Konsonanten) – einer oder mehrere –, welche dem Selbstlaut (Vokal) ihrer Silbe vorangehen, stehen im Anlaut, z. B. gr in Grund. Mitlaute, welche dem Selbstlaut ihrer Silbe folgen, stehen im Auslaut, wenn sie den Schluß des Wortes bilden, oder wenn sich ihnen eine Nachsilbe anschließt, die mit einem Mitlaut beginnt, z. B. nd in Grund und gründlich; dagegen im Inlaut, wenn sich ihnen eine Nachsilbe anschließt, die mit einem Selbstlaut beginnt, z. B. nd in Grunde, Gründung.

4. Man unterscheidet betonte und unbetonte Silben. Betonte Silben haben entweder den Hauptton oder den Nebenton.

In jedem einfachen deutschen Worte hat der Stamm den Hauptton, z. B. leben, Menschen, ehrbar. Die Nachsilben ei und ier und die Vorsilbe ant haben jedoch stets, die Vorsilben un, ur und erz meistens den Hauptton, z. B. Wüstenei, Revier; Antlitz; unwahr, Ursprung, Erzengel; und abweichend von der Regel betont man allgemein in lebendig, meist auch in wahrhaftig, nicht die Stammsilbe.

In zusammengesetzten Wörtern hat in der Regel der Stamm des ersten Wortgliedes den Hauptton, der Stamm des zweiten Wortgliedes den Nebenton; andere Silben sind unbetont. So hat z. B. in dem Worte Hausfrauen Haus den Hauptton, frau den Nebenton, en ist unbetont.

I. Laute und Lautzeichen.

§ 1.

Man unterscheidet Selbstlaute (Vokale) und Mitlaute (Konsonanten).

Die Selbstlaute (Vokale) sind:

1. einfache: a e i o u

ä ö ü

2. Doppellaute (Diphthonge): au eu ei

Die Mitlaute (Konsonanten) sind:

p b; f w m

t d; ß s r l n 3)

ch 1) sch j

k g; ch 2) h n 4)

Anm. 1. Die Zeichen ch und n werden für verschiedene Laute gebraucht, ganz abgesehen von der Unterscheidung kleiner und großer Buchstaben. So werden für die Laute eu und ei auch die Buchstaben äu und ai verwendet; der F-Laut wird auch durch v, der harte S-Laut auch durch s, s und ss, die Lautverbindung kw durch qu, die Lautverbindungen ks und ts auch durch x und z bezeichnet. Dazu kommt, daß in der Schreibung von Fremdwörtern oft auch fremde Lautbezeichnungen beibehalten werden, so c für k und z, ch für k, ph für f, th für t, y für ü.

Anm. 2. Wie ä, ö, ü, ä, ö, ü ist auch Ä, Ö, U, Ä, Ö, Ü und nicht Ae, Oe, Ue, Ae, Oe, Ue zu schreiben.

1) Z. B. in ich. 2) Z. B. in ach. 3) Z. B. in neun, Ende. 4) Z. B. in Enkel, lange.

II. Hauptregeln der deutschen Rechtschreibung.

§ 2.

Erste Hauptregel: Bezeichne jeden Laut, den man bei richtiger und deutlicher Aussprache hört, durch das ihm zukommende Zeichen, z. B. Kiste – Küste, liegen – lügen, heilen – heulen, weiser – weißer, begleiten – bekleiden, Fluch – Flug – Pflug.

Anm. Wenn jedem Laut ein bestimmter Buchstabe entspräche und der Laut immer durch diesen Buchstaben bezeichnet würde, so bedürfte es keiner weiteren Regeln für die Rechtschreibung. Aber beides ist nicht der Fall, wie schon § 1 Anm. 1 zeigt; ferner wird

1. zuweilen ein Laut nicht durch den Buchstaben bezeichnet, der ihm zunächst zukommt; man spricht z. B. gräbt, Hand, obwohl man hier das b und d anders spricht als in Graben und Hände;

2. die Länge und Kürze der Selbstlaute (Vokale) nicht überall und nicht immer auf die gleiche Weise bezeichnet; vgl. z. B. Mal (Denkmal), Mahl (Mahlzeit), Saal; Wald, (es) wallt.

Es sind daher noch weitere Regeln notwendig. Zunächst gilt als

Zweite Hauptregel: Wo derselbe Laut auf verschiedene Weise dargestellt werden kann, richte dich nach der Abstammung des Wortes, z. B. Totschläger (von tot) – Todfeind (von Tod); weislich (von weise) – weißlich (von weiß).

Besondere Regeln.

III. Über die Wahl unter verschiedenen Buchstaben, die denselben Laut oder ähnliche Laute bezeichnen.

A. Selbstlaute (Vokale).

§ 3. ä, e; äu, eu.

ä und äu schreibt man als Bezeichnung des Umlautes

1. regelmäßig in den Wörtern, die ihn ihrer Grundform a oder au zeigen, z. B. älter, Länder; Räume, läuft;

2. gewöhnlich auch in solchen Wörtern, denen ein verwandtes Wort mit a oder au zur Seite steht, z. B. rächen, Ärmel, räumen, gläubig.

In vielen Wörtern erscheint aber auch ä und äu, ohne daß eine verwandte Form mit a und au vorhanden ist oder nahe liegt, z. B. Ähre, jäten, räuspern. Umgekehrt schreibt man in manchen Wörtern e, obwohl ein verwandtes Wort mit a nicht fern liegt, z. B. behende, edel, Eltern, Stengel, Wildbret, stets, fertig.

Beispiele: ähnlich, ätzen, bähen, blähen, Bär, gebären, Gebärde, verbrämen, fächeln, Fächer, fähig, ungefähr, gähnen, gäng und gäbe, gären, gräßlich, Gräte, hämisch, hätscheln, Käfer, Käfig, Käse, krähen, Geländer, Lärm, Mädchen, Mägdlein, mähen, Mähne, Mähre (Pferd), Märchen, mäkeln, März, nähen, plärren, prägen, Säbel, säen, Säge, Säckel, Sänfte, Schächer, Schädel, Geschäft, Schäker, Schärpe, schmähen, schmälen, schräg, Schwäher, schwären, spähen, spät, Strähne, träge, Träne, wähnen, -wärts (vorwärts), zähe, Zähre;

bräuen, Knäuel, Räude, räudig, Säule, sträuben, täuschen;

echt, emsig, Ente, Esche, Espe, Grenze, Hering, Krempe, ausmerzen, abspenstig, widerspenstig, überschwenglich, welsch;

deuchte (von dünken), leugnen, Leumund, verleugnen, schneuzen.

Unterscheide Ähre (am Halm) und Ehre, Färse (junge Kuh) und Ferse (am Fuß), Lärche (Baum) und Lerche (Vogel); Wehr, Gewehr, Abwehr, (sich) wehren – währen (dauern), während – gewähren (gestatten), die Gewähr, Währung – bewähren (zu wahr gehörig); bläuen (blau färben) und bleuen (schlagen), gräulich (von grau) und greulich (zu Greuel gehörig).

§ 4. ai, ei.

Mit ai schreibt man Bai, Hai, Hain, Kaiser, Laich, Laie, Mai, Maid, Mais, Maischen, Waid (Farbpflanze).

Man unterscheidet Laib (Brot) und Leib (Körper), Saite (z. B. auf der Geige) und Seite (z. B. rechte, linke Seite), Waise (elternloses Kind) und Weise (Art, Melodie), Rain (Ackergrenze) und rein.

Sonst schreibt man ei, z. B. Eiche, eichen, Eichamt, Eichmaß, Getreide, Heide (der und die), Leiche, Leichnam, Meier, Weide (Baum sowie Fütterungsplatz), Weidmann, Weidwerk, Weizen; ebenso abgefeimt, Ereignis, gescheit.

B. Mitlaute (Konsonanten).

§ 5.

Im Auslaut schreibt man den Buchstaben, der im Inlaut gehört wird, z. B. Kalb (Kälber), aber Alp (Alpen); Kleid (Kleides), aber Geleit (Geleites); Drang (Dranges), drängt, aber Trank (Trankes), tränkt.

Im übrigen ist folgendes zu bemerken:

§ 6. b, p.

Man schreibt mit b: Abt, Erbse, Herbst, hübsch, Krebs, Obst, Rebhuhn; mit p: Haupt, Papst, Propst, Mops, Raps.

§ 7. d, t, dt, th.

1. Vor dem t der Biegung wird das auslautende d des Stammes geschrieben, obwohl es vor dem t nicht gesprochen wird, z. B. sandte von senden, wandte von wenden, lädt von laden; ebenso bewandt, gewandt, verwandt, gesandt, beredt, mithin auch Bewandtnis, Gewandtheit, Verwandter, Gesandter; aber Beredsamkeit, denn dieses Wort ist nicht von beredt abgeleitet.

2. Zu beachten ist die verschiedene Schreibung des Auslautes in: der Tod (todbringend, tödlich, todkrank, todmüde, Todsünde) und tot (der Tote, töten, Totschlag, Totengräber); Geld und Entgelt (unentgeltlich), aber endgültig (von Ende); das Gewand und gewandt, der Versand und versandt.

Man unterscheidet Stadt und Statt (Werkstatt, stattfinden); (ihr) seid und seit (z. B. seit gestern).

Merke ferner Schmied; Brot, Ernte, Jahrzehnt, Schwert; durchgehends, eilends, nirgends, vollends, zusehends (aber eigens, unversehens); eigentlich, flehentlich, geflissentlich, gelegentlich, hoffentlich, namentlich, wesentlich, wissentlich u. ä.

3. th wird in deutschen Wörtern nicht mehr geschrieben; man schreibt bloßes t in: Tal, Ton (Töpferton), Tor (der und das), Tran, Träne, tun und Tür; ebenso in den von diesen Wörtern gebildeten Ableitungen, z. B. Taler, tönern, töricht, tranig, tränen, Tat, tätig, Untertan; ferner in Tau (der und das), Teer, Tier, Teil, Urteil, Vorteil, verteidigen, teuer, Turm – Eigentum, Ungetüm; Armut, Flut, Glut, Heimat, Heirat, Kot, Lot, Met, Mut (mutig), Not (nötig), Rat (Rätsel, Gerät), rot (Röte, rötlich), Wert, Wirt, Wut (Wüterich); Atem, Blüte, Pate, Rute.

Anm. 1. Ob Fremdwörter mit th geschrieben werden, hängt von ihrer Herkunft ab. So steht th in Äther, Kathedrale, Kathete, These, Thron; dagegen t in Etymologie, Hypotenuse, Kategorie, Myrte.

Anm. 2. In Eigennamen deutschen Ursprungs schwankt die Schreibung. Man schreibt in der Regel Theobald, Theoderich, Lothar (vgl. Lothringen), Mathilde (vgl. Brunhilde), Thüringen. Dagegen schreibt man ebenso Günter, Walter wie Günther, Walther (vgl. Werner aus Wernher). Berta und Bertold schreibt man ohne h (vgl. Bertram, Adalbert).

§ 8. g, ch, k.

1. Bei Hauptwörtern sind die Ausgänge ig und ich zu unterscheiden.

ig steht in Essig, Honig, Käfig, König, Mennig, Pfennig, Reisig, Zeisig und den Eigennamen auf -wig, z. B. Hedwig, Ludwig.

ich steht in Bottich, Drillich, Eppich, Estrich, Fittich, Kranich, Lattich, Pfirsich, Rettich, Sittich (Papagei), Teppich, Zwillich und allen Wörtern auf -rich, z. B. Fähnrich, Enterich, Wegerich, Wüterich, Heinrich.

2. Bei Eigenschafts- und Umstandswörtern sind die Endungen ig und lich zu unterscheiden, z. B. geistig, gütig, sittig, mannig, faltig, dagegen geistlich, sittlich, allmählich (vgl. gemächlich). – In den Ableitungen von Stämmen und Wörtern, die auf l auslauten, ist immer ig zu schreiben, z. B. eilig, heilig, einmalig, untadelig, unzählig, völlig, wollig; ebenso adlig, billig, bucklig, eklig, neblig, gleichschenklig, winklig; aber: greulich.

3. Die Ableitungssilbe icht wird mit ch geschrieben, z. B. Kehricht, töricht.

Anm. Predigt ist anders gebildet; über befriedigt, gebilligt, geheiligt, unbehelligt usw. vgl. § 5.

4. Zu unterscheiden sind Jagt und Jacht (Schiff), Magd und Macht, Teig (zum Baden) und Teich (Weiher), Zwerg und Zwerch (quer, in Zwerchfell); kriegen und kriechen, siegen, versiegen (vertrocknen) und siechen (kranken), taugen und tauchen, zeigen und Zeichen; Talg und Talk (Mineral), Werg und Werk.

§ 9. gs, ks, cks, x, chs.

Stammsilben mit dem Auslaut g, k, ck bewahren diesen vor s (s), z. B. flugs (von Flug), links, Häcksel (von hacken), Knicks, knicken, Klecks, klecksen; gs steht in der Nachsilbe lings, z. B. blindlings, jählings, meuchlings. Sonst wird die Lautverbindung ks (ks) durch x und chs (chs) bezeichnet.

x wird gebraucht in Axt, Faxen, Hexe, Nix, Nixe, Oxhoft;

chs (chs) in Achse, Achsel, Buchsbaum, Büchse, Dachs, Deichsel, drechseln, Eidechse, Fechsler (Schößling), Flachs, Flechse (Sehne), Fuchse, Hechse (Kniebug), Lachs, Luchs, Ochse, sechs, Wachs, wachsen, wechseln, Wichse.

§ 10. f, v, ph.

Der Laut, für den diese drei Zeichen vorhanden sind, wird in ursprünglich deutschen Wörtern gewöhnlich durch f bezeichnet, auch in Efeu; ferner in den völlig eingebürgerten Fremdwörtern Elefant, Elfenbein, Fasan und Sofa.

v wird aber geschrieben als Anlaut in Vater, ver-, Vetter, Vieh, viel, vier, Vließ (Fell), Vogel, Volk, voll, von, vor, vorder, zuvörderst, vorn und ihren Ableitungen (jedoch fordern, fördern, Fülle, füllen, für), als Inlaut nur in Frevel.

Anm. Nicht deutschen Ursprungs sind Malve, Nerv, Pulver, Veilchen, Vers, Vesper, Vogt; brav.

ph schreibt man nur in Fremdwörtern, z. B. Photographie, Prophet, Philipp; in deutschen Namen ist stets f zu schreiben, z. B. Adolf, Arnulf, Rudolf, Westfalen.

§ 11. s, ß, ss, s.

Wir haben zwei S-Laute, einen weichen, nur im Anlaut und Inlaut 1), der immer durch s bezeichnet wird, z. B. salben, lesen, und einen harten, der vorzugsweise durch ß und ss, unter Umständen aber auch durch s und s bezeichnet wird, z. B. gießen, Fuß, essen, Rispe, Haus.

1) Im Auslaut wird – gerade so wie b und d – auch das weiche s des Inlautes härter gesprochen.

§ 12.

Im einzelnen gelten folgende Regeln:

1. s steht außer zur Bezeichnung des weichen S-Lautes ferner ohne Rücksicht auf die Aussprache

a) im Anlaut der Nachsilben sal, sel, sam, z. B. Rätsel, Labsal, seltsam;

b) im Inlaut nach Mitlauten, z. B. Hülse, Gemse, Linse, Hirse; Erbse, Eidechse, Lotse, drechseln, wachsen;

c) vor einem zur Stammsilbe gehörigen p und t sowohl im Anlaut, z. B. Spur, Stamm, als auch im Inlaut und Auslaut, z. B. Espe, Knospe, Wespe, fasten, Kiste, Pfosten; Hast, Lust, Rest.

Anm. 1. Im Anlaut von Stammsilben schreibt man s vor p und t (z. B. in Spiel, gespart, Stern, versteinert) für sch.

Anm. 2. Bei Zeitwörtern, deren Stamm auf einen S-Laut (s, ß, ss, z, tz, x) ausgeht, wird von der Endung est der zweiten Person, sobald sie das e verliert, auch das s ausgelassen, z. B. du liest neben du liesest, du wächst neben du wächsest, du reist neben du reisest (reisen), du reißt neben du reißest (reißen), du ißt neben du issest, du läßt neben du lässest, du sitzt neben du sitzest. Bei der Steigerung von Eigenschaftswörtern, die auf einen S-Laut ausgehen, schreibe man die volle Form, z. B. heißeste, süßeste; ausgenommen sind nur größte und beste. – Bei den auf sch ausgehenden Stämmen behält man in den verkürzten Formen das s der Endung bei, z. B. du naschst, du wäschst; der närrischste.

2. ß steht zur Bezeichnung des harten S-Lautes

a) im Inlaut nur nach langem Selbstlaut, z. B. außer, reißen, Blöße, Grüße, Maße, Schöße;

b) im Auslaut aller Stammsilben, die im Inlaut mit ß oder mit ss zu schreiben sind, z. B. bloß, Gruß, grüßt, Maß, Schoß, (Rockschoß), zerreißt, Fluß, Haß, gehaßt, Schloß, Schoß (Zoll, junger Trieb), eßbar, bewußt; also auch in der Vorsilbe miß- (vgl. missen), z. B. mißachten, Mißbrauch. Merke aber: des und wes (trotz dessen und wessen), mithin auch desselben, deshalb, weshalb, deswegen, weswegen, indes, unterdes; aus (trotz außer).

3. ss, die Bezeichnung für den doppelten harten S-Laut 1), steht nur im Inlaut zwischen zwei Selbstlauten, von denen der erste kurz und betont ist, z. B. Masse, Kresse, Missetat; Flüsse, hassen, Schlösser, essen, wissen, Gleichnisse (vgl. § 15).

4. s steht nur im Auslaut, und zwar

a) aller Stammsilben, die im Inlaut mit s geschrieben werden, z. B. dieses, dies, diesseits; Gänse, Gans; Gemse, Gemsbock; Gemüse, Mus; Hase, Häschen; Reiser, Reis; ebenso Ries (Papier). Jedoch bleibt das inlautende s vor einem t der Biegung, z. B. (er) liest, reist, wächst;

b) aller Endungen, auch der Nachsilbe -nis, z. B. Kindes, Gleichnis;

c) solcher Wörter, die vor einem mit Selbstlaut beginnenden Nachsilbe nicht vorkommen, z. B. als, bis (bisher), das, es, was usw. (vgl. unter 2b). Man unterscheidet das als Geschlechts- und Fürwort und daß als Bindewort;

d) in Zusammensetzungen, z. B. Freiheitskrieg, Ordnungsliebe, Dienstag, Donnerstag, Samstag.

Insbesondere sind zu unterscheiden: bis – der Biß; die Fliese (Steinplatte) – das Fließ (Bach) – das Vließ, auch Vlies (Fell); der Geisel (Leibbürge) – die Geißel (Peitsche) – die Geiß (Ziege); gleißen (glänzen) – Gleisner (Heuchler), gleisnerisch; die Hast – du hast (haben) – du haßt (hassen); er ist (sein) – er ißt (essen); Nieswurz (niesen) – Nießbrauch (vgl. genießen); er reist (reisen) – er reißt (reißen); weiß (Farbe), weißlich – Weisheit (vgl. weise), wohlweislich, naseweis, weissagen.

In lateinischer Schrift steht s für s und s, ss für ss, ß (besser als ss) für ß; für ß tritt in großer Schrift sz ein, z. B. MASZE (Maße), aber MASSE (Masse).

IV. Über die Bezeichnung der Kürze und Länge der Selbstlaute (Vokale).

A. Die Kürze des Selbstlautes

§ 13.

wird überhaupt nur in betonten Silben, die nur auf einen Mitlaut ausgehen, bezeichnet, und zwar dadurch, daß dieser Mitlaut doppelt geschrieben wird.

1. Dies geschieht in Stammsilben sowohl im Inlaut als auch im Auslaut, z. B. fallen, Falle, fällt, aber Falte, weil hier die Stammsilbe auf mehrere verschiedene Mitlaute (l und t) ausgeht; hemmen, hemmt, Hemmnis, aber Hemde; schaffen, schafft, Schaffner, aber Schaft; treffen, triffst, trifft, aber Trift; nimmst, nimmt; am schlaffsten.

Anm. 1. Zu beachten ist hier, ob die Wortformen durch das Hinzutreten von Biegungsendungen und Ableitungssilben an den Stamm gebildet sind, oder ob der Stamm selbst durch Mitlaute, wie st, t, d, erweitert ist. So ist z. B. zu schreiben (du) kannst, aber Kunst, denn in kannst ist st Zeichen der zweiten Person, und der Stamm lautet kann; dagegen gehört in Kunst das st zum Stamme selbst, der somit auf nst auslautet. Demnach ist zu schreiben: gebrannt, Branntwein, aber Brand; gekannt, kenntlich, Kenntnis, aber Kunde; (sie) spinnt, aber Spindel; (der) dürrste, aber Durst; (er) harrt, aber hart; ebenso Geschäft, Gestalt, Geschwulst, Gespinst, Gewinst, Gunst nebst ihren Ableitungen; samt, insgesamt, sämtlich.

Statt Sammet, Zimmet, Tasset, Zwillich, Drillich, Grummet, Kummet schreibt man auch Samt, Zimt, Tast, Zwilch, Drilch, Grumt, Kumt.

Anm. 2. Für doppeltes k schreibt man in deutschen Wörtern ck. ck und tz können nur nach einem kurzen betonten Selbstlaut stehen; nach langem Selbstlaut oder nach einem Mitlaut steht einfaches k und z. Also ist zu schreiben z. B. Bäcker, Hacke, Schreck; nackt (nacket); setzen, Satz, jetzo, jetzt; dagegen Haken, erschrak, Ranke; Reiz, Arzt, Salz, Sturz. ck und sch können nicht verdoppelt werden; man schreibt also z. B. Sache, waschen.

§ 14.

Man schreibt aber den Mitlaut nur einfach

a) in einsilbigen, gewöhnlich schwach betonten Wörtern, wie an, am, in, im, mit, um, von, vom, zum, zur; ab, ob, bis, gen, hin, weg; es, das, was, des, wes, man; bin, hat; dagegen merke dann, denn, wann, wenn;

b) in dem Bestimmungswort einiger Zusammensetzungen, das selbständig in dieser Form nicht mehr vorkommt, wie Brombeere, Himbeere, Lorbeer; Damwild; Herberge, Hermann, Herzog; Marschall; Walnuß; Singrün;

c) in dem ersten Teile der Zusammensetzungen dennoch, Dritteil und Mittag.

Anm. Auch in anderen Zusammensetzungen, in denen derselbe Mitlaut dreimal hintereinander zu schreiben wäre, ist es zulässig, ihn nur einmal zu setzen, z. B. Brennessel, Schiffahrt; aber bei Silbentrennung schreibt man Brenn-nessel, Schiff-fahrt usw.

§ 15.

2. Nur im Inlaut schreibt man den Mitlaut doppelt bei Nachsilben mit dem Nebenton, wie -in (-innen) und -nis (-nisse), z. B. Königin, Königinnen, Hindernis, Hindernisse; Iltisse, Atlasse, Globusse, Omnibusse. Dagegen unterbleibt die Verdoppelung bei Bräutigam, Eidam, Pilgrim, z. B. Pilgrime.

B. Die Länge des Selbstlautes

§ 16.

wird meist nicht besonders bezeichnet, z. B. bar, Barschaft, gar, gären, Maß, Name, nämlich, Schaf, Schale, Scham, Schar, Pflugschar, Span, Star, Wage, Ware; Feme, Herd, Herde, quer, Schere, selig (nicht von Seele); Bote, Frondienst, frönen, holen, Los, losen, los, lösen, Schoß; Flur, küren, Willkür.

In zahlreichen Wörtern aber wird sie bezeichnet, und zwar teils durch e nach i, teils durch h hinter dem Selbstlaut, teils durch doppelte Schreibung des Selbstlautes.

§ 17. ie.

1. In ursprünglich deutschen Wörtern wird langes i in der Regel durch ie bezeichnet, z. B. Liebe, Lied (Gedicht), viel, blieb, Sieg.

Ausnahmen sind

a) die Fürwörter mir, dir, wir; ihm, ihn, ihnen; ihr, ihrer, ihrig;

b) Igel, Isegrim, Biber, Augenlid.

Anm. Wie fing, ging, hing ist auch gib, gibst, gibt zu schreiben. Die Aussprache des i in diesen Formen schwankt in den verschiedenen Teilen Deutschlands.

Man unterscheidet wider (gegen) und wieder (nochmals), obwohl beide ursprünglich dasselbe Wort sind, dessen Bedeutung sich nach zwei verschiedenen Seiten entwickelt hat.

2. In Wörtern fremder Abstammung bleibt die Länge des i in der Regel unbezeichnet, z. B. Bibel, Fibel, Tiger, Satire, Kamin, Lawine, Maschine, Saline; auch in der ursprünglich fremden Endung -ine bei Eigennamen, z. B. Wilhelmine. Viele eingebürgerte Wörter dieser Art (Lehnwörter) werden wie deutsche Wörter behandelt, z. B. Brief, Fiedel, Paradies, Priester, Radieschen, Siegel, Spiegel, Tiegel, Ziegel, Zwiebel. – Dabei unterscheidet man Fiber (Faser) und Fieber (Krankheit), Mine (unterirdischer Gang) und Miene (Gesichtsausdruck), Stil (Schreibweise) und Stiel (Handgriff, Stengel).

Die aus dem Französischen entlehnten Endungen -ie und -ier werden mit e geschrieben, z. B. Artillerie, Monarchie; Barbier, Manier, Quartier. Auch die zahlreichen Zeitwörter auf -ieren und ihre Ableitungen sind alle mit ie zu schreiben, z. B. regieren, probieren, studieren, hantieren, Hantierung.

§ 18. Dehnungs-h.

Ein Dehnungs-h steht nur in Stammsilben, die auf l, m, n oder r auslauten.

Man schreibt es in folgenden Wörtern und Ableitungen vor l in: Ahle, Mahl (Gastmahl), Gemahl, Pfahl, Stahl, Strahl, Wahl (Walstatt ist anderen Ursprungs), Zahl; fahl, kahl; mahlen (auf der Mühle), prahlen – Fehl, Hehl, Kehle, Mehl (Meltau hängt damit nicht zusammen), Zwehle (Handtuch); befehlen, empfehlen, stehlen – Bohle (Brett), Dohle, Fohlen, Kohl, Kohle, Sohle (am Fuß), Wohl; hohl, wohl; johlen – Buhle, Pfuhl, Stuhl, Brühl, Mühle, Pfühl; kühl; fühlen, wühlen;

vor m in: Kahm (Schimmel),Rahm, Rahmen; lahm, zahm; nachahmen – Lehm; genehm, vornehm, vornehmlich; nehmen – Ohm – Muhme, Ruhm;

vor n in: Ahn, Bahn, Fahne, Hahn, Kahn, Sahne, Wahn, Zahn, Mähne, Strähne; ähnlich; ahnden, ahnen, fahnden, mahnen, gähnen – Lehne, Sehne; dehnen, sehnen – Bohne, Dohne, Drohne, Hohn, Lohn, Mohn, Sohn, Argwohn, Föhn; ohne; bohnen (glänzend reiben), wohnen, dröhnen, gewöhnen, stöhnen, versöhnen – Huhn, Bühne, Sühne; kühn;

vor r in: Bahre, Gefahr, Jahr, Ähre, Mähre (Pferd), Zähre; wahr; fahren (aber Hoffart, hoffärtig), wahren, nähren, währen – Ehre, Nehrung (Landzunge), Wehr; hehr (erhaben, heilig), mehr, sehr; begehren, kehren, lehren, versehren, zehren – (der) Mohr, Ohr, Rohr, Föhre, Möhre (Mohrrübe), Öhr; bohren – Ruhr, Aufruhr (rühren), Uhr, Gebühr; führen.

Ohne Dehnungszeichen zu sein, steht h in Wörtern wie

bähen, bejahen, blähen, brühen, drehen (Draht), drohen, fahen, flehen, fliehen (vgl. Flucht), gedeihen (vgl. gediegen), gehen, geruhen (vgl. ruchlos), geschehen (vgl. Geschichte), glühen, krähen, leihen, mähen (Mahd), nähen (Naht), reihen, ruhen, schmähen (vgl. Schmach), sehen (vgl. Gesicht), seihen, spähen, sprühen, stehen, zeihen (vgl. bezichtigen), ziehen, (vgl. Zucht); Bühel (Bühl), Ehe, Fehde, Floh, Geweih, Häher, Höhe (hoher, vgl. hoch), Kuh, Lehen (belehnen), Lohe, Mühe, Reh (vgl. Ricke), Reiher, Reihen (Reigen), Schlehe, Schuh, Schwäher (vgl. Schwager), Stroh, Truhe, Vieh, Wehe, Weihe, Weiher, Zehe; allmählich (vgl. gemächlich), ehe, froh, frühe, jähe (vgl. jach), nahe (vgl. nach), rauh (vgl. Rauchwerk), roh, zähe, zehn (für zehen).

Anm. Stammsilben, die auf h enden, behalten es selbstverständlich auch vor Nachsilben, z. B. (er) drehte, (sie) ruhten, fröhlich, schmählich; nur vor der Nachsilbe -heit fällt es aus, z. B. Hoheit, Roheit, Rauheit.

Doppelte Schreibung des Selbstlautes.

§ 19.

Man schreibt den Selbstlaut doppelt nur noch in folgenden Wörtern:

Aal, Aar (Adler), Aas, Haar, Paar, paar, Saal, Saat, Staat; aber Säle, Härchen, Pärchen;

Beere, Beet, Geest, Heer, verheeren, Klee, Krakeel, Lee, leer, leeren, Meer, Reede (Ankerplatz, daneben auch Rhede), scheel, Schnee, See, Seele, Speer, Teer;

Boot, Moor (Sumpfland), Moos.

§ 20.

Man unterscheidet demnach: her (hierher), Heer (Kriegsvolk) und hehr (heilig); die Formen von holen (herbeirufen) und hohl (ausgehöhlt); lehren (unterrichten) und leeren (leer machen); Mal (Zeichen, Denkmal, einmal, zweimal usw.) und Mahl (Gastmahl, Mahlzeit, Abendmahl); malen (mit dem Pinsel) und mahlen (auf der Mühle); Märe (Märchen) und Mähre (Pferd); mehr und Meer; Rede und Reede (Rhede); Sole (Salzwasser) und Sohle (am Fuß); wer, Wehr (Landwehr, Mühlenwehr usw.) und Wer- in Wergeld, Werwolf; ferner das Ar (Flächenmaß) und der Aar (Adler), der Aal und die Ahle, der Mohr und das Moor, der Ur und die Uhr, der Wal und die Wahl, auch Wal- und Walstatt, Walhalla, Walküre.

V. Über die Anfangsbuchstaben.

§ 21.

Mit großen Anfangsbuchstaben schreibt man:

1. Das erste Wort eines Satzganzen, also

a) das erste Wort eines Abschnittes (in Gedichten gewöhnlich auch einer Verszeile);

b) das erste Wort nach einem den Satz schließenden Punkt, Frage- und Ausrufungszeichen, sowie in der wörtlich angeführten (direkten) Rede nach einem Doppelpunkt, z. B. Drauf spricht er: "Es ist euch gelungen."

Anm. Nach einem Frage- und Ausrufungszeichen wird mit kleinem Buchstaben fortgefahren, wenn das, was auf das Zeichen folgt, mit dem Vorhergehenden zu einem Satzganzen verbunden ist, z. B. "Woher des Wegs?" erschallt des Wärters Ruf. "Gott grüß' dich!" rief er.

2. Alle wirklichen Hauptwörter.

3. Die Fürwörter, welche sich auf die angeredete Person beziehen, namentlich in Briefen. Außerhalb des Briefstils schreibt man jedoch du und ihr nebst den dazu gehörigen Formen und besitzanzeigenden Fürwörtern in der Regel klein.

4. Als Teile von Titeln und Namen: Eigenschaftswörter, Fürwörter und Ordnungszahlen in Fällen wie Seine Majestät, das Königlich Preußische Zollamt, der Wirkliche Geheime Rat; die Allgemeine Zeitung, das Tote Meer, die Sächsische Schweiz, die Vereinigten Staaten; Otto der Große, Friedrich der Zweite.

5. Die von Personennamen abgeleiteten Eigenschaftswörter, z. B. Schillersche Trauerspiele, die Grimmschen Märchen. Dienen sie jedoch zur Bezeichnung einer Gattung, so werden sie klein geschrieben, z. B. die lutherische Kirche, mohammedanische Pilger.

6. Wörter aller Art, wenn sie als Hauptwörter gebraucht werden, z. B. der Nächste, die Armen, das Deutsche, das Rechte, Gutes und Böses, Altes und Neues, das Nichts, die Eins, jedem das Seine, Lesen und Schreiben, das Zustandekommen, ein Unwohlsein, das Wenn und das Aber, das Abc, im Freien, mit Zagen; insbesondere auch die Eigenschaftswörter in Verbindung mit etwas, viel, nichts, allerlei u. ä., z. B. etwas Schönes, viel Wichtiges, nichts Schlechtes, wenig Neues.

§ 22.

Alle anderen Wörter werden mit kleinem Anfangsbuchstaben geschrieben; so insbesondere:

1. Hauptwörter, wenn sie die Bedeutung anderer Wortarten annehmen und verwendet werden

a) als Verhältniswörter, z. B. dank, kraft, laut, statt, trotz; angesichts, behufs, betreffs, mittels, seitens; inmitten, infolge, zufolge; um – willen, von – wegen;

b) als Bindewort: falls;

c) als unbestimmte Zahlwörter, z. B. ein bißchen (ein wenig), ein paar (einige); aber: ein Paar Schuhe;

d) als Umstandswörter, z. B. anfangs, flugs, rings, jedenfalls, andernfalls, nötigenfalls, dermaßen, gleichermaßen, meinerseits, teils, einesteils, andernteils, möglicherweise; einmal; überhaupt, unterwegs, heutzutage, beizeiten, bisweilen, sondergleichen, bergauf, kopfüber; morgen (am folgenden Tage);

e) in stehenden Verbindungen mit Zeitwörtern, in denen das Hauptwort, meist in verblaßter Bedeutung gebraucht, nicht mehr als solches empfunden wird, wie z. B. not tun (vgl. leid, wohl, weh tun); schuld, feind sein (vgl. böse, gram, gut sein); willens sein; mir ist angst (vgl. mir ist bange, unbehaglich, wohl, wehe); das ist schade; er gibt acht (achtgeben), er hält haus (haushalten), er gibt preis (preisgeben); er hält stand (standhalten), es findet statt (stattfinden), er hat teil (teilhaben), er nimmt teil (teilnehmen), es nimmt überhand (überhandnehmen), es nimmt mich wunder (wundernehmen); in acht nehmen, außer acht lassen, in stand setzen, im stande sein, zu stande kommen, von statten gehen, zu statten kommen, zu teil werden.

Anm. Bewahrt in solcher Verbindung das Hauptwort seinen ursprünglichen Wert, so wird es mit großem Anfangsbuchstaben geschrieben, z. B. er hat keinen Teil an mir, es findet eine gute Statt; er tat ihm ein Leid an.

2. Die von Orts- und Volksnamen abgeleiteten Eigenschaftswörter auf isch (wenn sie nicht in Titel stehen, s. § 21, 4), z. B. die römischen Kaiser, die preußischen Beamten, schlesische Zeitungen (nicht bloß die eine Schlesische Zeitung). Dagegen werden die von Orts- und Ländernamen abgeleiteten unveränderlichen Wortformen auf er groß geschrieben, z. B. Erlanger Bier, Schweizer Kühe.

3. Alle Fürwörter und Zahlwörter (vgl. aber § 21, 3, 4 und 6): man, jemand, niemand, jedermann; derselbe, der nämliche, einer, keiner, jeder, ein jeder, ein jeglicher; zwei, beide, die beiden, alle beide, drei, die drei, alle drei, der eine – der andere, die (alle) anderen, das (alles) andere, nichts anderes, die (alle) übrigen, das (alles) übrige; der erste – der letzte (zurückweisend für jener – dieser); etliche, einige, einzelne (der einzelne), manche, alle, viele; etwas, nichts, viel, mehr, das meiste, das mindeste.

4. Eigenschaftswörter und Umstandswörter in Verbindungen wie des näheren, des weiteren, das kürzeren; am besten, aufs deutlichste, aufs neue, bei weitem, fürs erste, im allgemeinen, im ganzen, im folgenden, im wesentlichen, im voraus, ohne weiteres, von neuem, von vorn, vor kurzem, zum letzten, bis auf weiteres, von klein auf, um ein beträchtliches. Ebenso in unveränderlichen Verbindungen wie alt und jung, groß und klein, arm und reich, durch dick und dünn, über kurz oder lang, im großen ganzen; auch in Verbindungen wie jeder beliebige, der erste beste, alles mögliche, und in Redensarten wie den kürzeren ziehen, zu gute halten (kommen), zum besten haben, im reinen sein. Man schreibt also z. B.: er erschrak aufs äußerste, sie liest am besten; aber (nach § 21, 6): er war auf das Äußerste gefaßt, es fehlt ihm am Besten.

Anmerkung zu Abschnitt V. In zweifelhaften Fällen schreibe man mit kleinem Anfangsbuchstaben.

VI. Über die Silbentrennung.

§ 23.

Mehrsilbige Wörter, die man über zwei Zeilen zu verteilen gezwungen ist, trennt man im allgemeinen nach Sprechsilben, d. h. so, wie sie sich beim langsamen Sprechen von selbst zerlegen, z. B. Wör-ter-ver-zeich-nis, Ge-schlech-ter, Freun-des-treue, Über-lie-fe-rung; aus einzelnen Buchstaben bestehende Silben werden besser nicht abgetrennt.

Dabei sind folgende Regeln zu beachten:

1. Einfache (nicht zusammengesetzte) Wörter.

a) Ein einzelner Mitlaut kommt auf die folgende Zeile, z. B. tre-ten, nä-hen. – ch, sch, ß, ph, th bezeichnen nur einfache Laute und bleiben daher ungetrennt, z. B. Bü-cher, Hä-scher, Bu-ße, So-phie, ka-tholisch. – x und z werden hierbei wie einfache Mitlaute behandelt, z. B. He-xe, rei-zen.

b) Vor mehreren Mitlauten kommt der letzte auf die folgende Zeile, z. B. An-ker, Fin-ger, War-te, Rit-ter, Was-ser, Knos-pe, tap-fer, kämp-fen, Karp-fen, Ach-sel, krat-zen, Städ-te, Verwand-te. ck wird dabei in zwei k aufgelöst, z. B. Hak-ke. Nur st bleibt immer ungetrennt, z. B. La-sten, be-ste, ko-sten, Klo-ster, mei-ste, Fen-ster, För-ster, Pfing-sten.

Anm. In einfachen Fremdwörtern gehören die Lautverbindungen vom b, p, d, t, g, k mit l oder r in der Regel auf die folgende Zeile, z. B. Pu-blikum, Me-trum, Hy-drant.

2. Zusammengesetzte Wörter sind nach ihren Bestandteilen zu trennen, die Bestandteile selbst werden wie die einfachen Wörter behandelt, z. B. Diens-tag, Tür-an-gel, Emp-fangs-an-zei-ge, Vor-aus-set-zung. Diese Teilung bleibt auch da geboten, wo sie der gewöhnlichen Aussprache nicht gemäß ist, z. B. hier-auf, her-ein, hin-aus, dar-über, war-um, wor-an, be-ob-achten, voll-enden.

Anm. Für zusammengesetzte Fremdwörter gilt dieselbe Regel wie für solche deutsche Wörter. Man schreibt also z. B. Atmo-sphäre, Mikro-skop, Inter-esse. Erkennt man die Bestandteile von Fremdwörtern nicht, so richte man sich nach den Regeln unter 1a und b.

VII. Über den Bindestrich.

§ 24.

1. Wird bei der Zusammenstellung von zusammengesetzten Wörtern ein ihnen gemeinsamer Bestandteil nur einmal gesetzt, so tritt an den übrigen Stellen statt seiner der Bindestrich ein, z. B. Feld- und Gartenfrüchte, Jugendlust und -leid.

2. Der Bindestrich ist außerdem zulässig

a) in der Zusammensetzung von Eigennamen und in den von solchen oder in ähnlicher Weise gebildeten Eigenschaftswörtern, z. B. Jung-Stilling, Reuß-Greiz, Bergisch-Märkische Eisenbahn;

b) in besonders unübersichtlichen Zusammensetzungen, z. B. Haftpflicht-Versicherungsgesellschaft, aber nicht in leicht übersichtlichen Zusammensetzungen, wie z. B. Turnverein, Kirchenkasse, Prüfungsordnung, Amtsgerichtsrat;

c) in einzelnen Fällen mit Rücksicht auf die Deutlichkeit der Schrift, z. B. Schluß-s, Dehnungs-h, I-Punkt, A-Dur u. ä.

VIII. Über das Auslassungszeichen (Apostroph).

§ 25.

1. Wenn Laute, die gewöhnlich zu sprechen und zu schreiben sind, unterdrückt werden, so deutet man ihre Stelle durch ein Auslassungszeichen (den Apostroph) an, z. B. heil'ge Nacht, ist's, geht's.

Anm. Bei der Verschmelzung von Verhältniswörtern mit dem Geschlechtswort ist das Auslassungszeichen nicht anzuwenden, z. B. ans, ins, durchs, am, beim, unterm, vom, zum.

2. Bei den auf einen S-Laut ausgehenden Eigennamen wird der zweite Fall durch das Auslassungszeichen kenntlich gemacht, z. B. Voß' Luise, Demosthenes' Reden. Ohne dieses Zeichen schreibe man aber z. B. Schillers Gedichte, Goethes Werke, Homers Ilias, Ciceros Briefe.

IX. Zur Schreibung von Fremdwörtern.

§ 26.

Zahlreiche, namentlich schon in älterer Zeit aus fremden Sprachen in das Deutsche aufgenommene Wörter haben allmählich ganz deutsche Form, Aussprache und Betonung angenommen und werden daher so geschrieben, wie es den Regeln für die deutsche Rechtschreibung entspricht. Solche völlig eingebürgerte, nicht mehr als Fremdlinge angesehene Wörter nennt man Lehnwörter, z. B. Kaiser, Kammer, Kanzler, Kasse, Kellner, Klasse, Krone, Pferd, Pfirsich, Pinsel, Zelle, Zirkel; schreiben, segnen. Vgl. auch § 17, 2.

Dagegen haben viele andere, namentlich in späterer Zeit aus fremden Sprachen in das Deutsche aufgenommene Wörter ihre fremde Form, Aussprache oder Betonung beibehalten. Solche Wörter nennt man Fremdwörter.

Für die Schreibung der Fremdwörter lassen sich allgemein gültige Regeln nicht aufstellen. Die einen behalten ganz die Schreibung der fremden Sprache bei, z. B. Beefsteak, Chaussee, Feuilleton; andere werden halb nach deutscher, halb nach fremder Art geschrieben, z. B. Korps, Redakteur; bei manchen endlich schwankt die Schreibung, z. B. Buffet und Büfett. Im einzelnen wird auf das Wörterverzeichnis verwiesen.

Für die Schreibung der in das Wörterverzeichnis aufgenommenen Fremdwörter haben wesentlich folgende Grundsätze als Richtschnur gedient:

1. Insoweit die fremde Aussprache keine Änderung erfahren hat, wird in der Regel auch die fremde Schreibweise beibehalten, z. B. Chef, Chaise; Tour, Route (Reiseroute); Logis, rangieren; Jalousie, Journal; Ballon, Refrain; Adagio; Violoncello. – Doch werden Fremdwörter, die keine dem Deutschen fremde Laute enthalten, vielfach ganz nach deutscher Weise geschrieben, z. B. Gips, Kristall; Bluse, Dublette, Sekretär; Rasse, Fassade; Schokolade.

2. Der K-Laut wird meist mit k, der Z-Laut meist mit z geschrieben.

a) Für c mit dem K-Laut schreibt man in geläufigen Fremdwörtern k, auch in solchen Wörtern, welche die lateinische Endung -um (Mehrzahl -a) oder die französische Endung -eur haben, z. B. Publikum, Adjektiva; Inspekteur, Kommandeur. Insbesondere schreibt man immer k in den zahlreichen Wörtern mit der Vorsilbe Ko- (Kol-, Kom-, Kon-, Kor-) und in der Verbindung mit t, z. B. Konfession, korrigieren; Edikt, faktisch; Konjunktiv, Konfekt. Ferner schreibt man immer k in Wörtern griechischen Ursprungs, z. B. Akademie, Diakon, elektrisch, Protokoll, Syndikus.

Beibehalten wird dagegen c oft in solchen Fremdwörtern, die auch sonst undeutsche Lautbezeichnung bewahrt haben, z. B. Coiffeur, Directrice. Indessen ist hier der Gebrauch vielfach schwankend. In einigen ganz eingebürgerten Fremdwörtern dieser Art schreibt man k, z. B. Korps, Kompagnie (amtliche Schreibung im deutschen Heere), ferner Karton (vgl. kartonieren), Kolportage (vgl. kolportieren).

b) Für c mit dem Z-Laut schreibt man in allen geläufigen Fremdwörtern z, auch in solchen Wörtern, welche die lateinische Endung -um (Mehrzahl -a) haben, z. B. Medizin, Offizier, Offizin, Parzelle, Polizei, Porzellan, Prozeß; Partizipium; und in der Endung -zieren, z. B. exerzieren, musizieren, multiplizieren. Insbesondere muß der Z-Laut mit z geschrieben werden in Wörtern, in denen ein ursprüngliches c mit dem K-Laut durch k zu bezeichnen ist, z. B. Konzert, Konzil, Kruzifix.

Das fremde ti bleibt vor betontem Selbstlaut, z. B. Patient, Quotient; Aktion, Nation. Vor unbetontem e schreibt man meist zi, z. B. Grazie, Ingredienzien, Reagenzien neben der dem Lateinischen entsprechenden Schreibung Ingredientien, Reagentien; doch hinter k schreibt man ti, z. B. Aktien.

In einigen griechischen Wörtern, die uns aus dem Lateinischen mit der Bezeichnung des ursprünglichen K-Lautes durch c übernommen sind, wird jetzt das c wie z gesprochen; es darf daher statt c auch z geschrieben werden, z. B. Diözese, Szene.

c) Statt cc mit dem K-Laut darf man überall kk, statt cc mit dem Laut von kz überall kz schreiben, z. B. Akkord, Akkusativ; Akzent, Akzise.

3. Die Gewohnheit, in deutschen Wörtern nach einem betonten kurzen Selbstlaut, und nur nach einem solchen, einen einfachen folgenden Mitlaut doppelt zu schreiben, hat auch in Fremdwörtern Änderungen der Schreibung veranlaßt.

a) Der Mitlaut zwischen einem kurzen Selbstlaut mit dem Hauptton und einem unbetonten Selbstlaut wird regelmäßig doppelt geschrieben, z. B. Baracke, Etappe, Kontrolle; dementsprechend tritt auch im Auslaut oft die Verdoppelung ein, z. B. Appell, Kadett; bigott, brünett und die zahlreichen Eigenschaftswörter auf -ell, wie generell.

b) Umgekehrt wird nach einem unbetonten Selbstlaut eine in der fremden Sprache übliche Verdoppelung oft aufgegeben, namentlich in den Ableitungen von französischen Wörtern auf -on, z. B. Barett, Perücke (beide Wörter werden im Französischen mit rr geschrieben), Pomade; Missionar, pensionieren, rationell.

4. Zwischen s und s unterscheidet man in Fremdwörtern im allgemeinen nach denselben Regeln wie in deutschen Wörtern (vgl. § 12, 1 u. 4a). In Zusammensetzungen richtet man sich nach der Abstammung, z. B. Diskurs, Mikroskop (vgl. § 23, 2 Anm.); doch tritt für s im Auslaut des ersten Gliedes vor Selbstlauten in der Regel s ein, z. B. Episode, transitiv; dasselbe kann vor p und t geschehen, z. B. Transport neben Transport, distribuieren neben distribuieren.

Viele Fremdwörter können durch völlig gleichwertige gute deutsche Ausdrücke ersetzt werden; entbehrliche Fremdwörter soll man überhaupt vermeiden.

Anmerkung: Den Text des Regelwerkes schrieb Christian Dörner 2001 aus dem Duden von 1991 ab. Da er nicht mehr im Internet steht, stelle ich ihn neu ein.

Armin Rieble