PERENNIS im SATOR-Quadrat
1.
In
auffälliger Gemeinsamkeit verwenden die Dichter Catull, Horaz und Ovid den Begriff PERENNIS, um mit Hoffnung oder Gewißheit von ihrem bleibendem
Nachruhm und Fortleben zu sprechen. Das innere Quadrat des SATOR-Quadrats
enthält die Buchstabenfolge PERENE, wenn man die erste Zeile von links nach rechts und und die zweite
von rechts nach links liest. Dasselbe Verfahren läßt sich auch vertikal und
analog zu beiden Leserichtungen von der diagonalen Gegenseite aus anwenden, so
daß man PERENE insgesamt viermal lesen kann:
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Das N als Mittelpunkt
der quadratischen Figur kann verdoppelt werden, um jeder der beiden
Radiallinien einen Mittelpunkt zuzuordnen:
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2.
Es folgen nun Textstellen der drei Dichter mit einer Form von
PERENNIS; außerdem
übernimmt Ovid von Horaz die dreigliedrige Wortgruppe multaque pars mei in leicht veränderter
Form:
CATULL, carmen 1,9-10
Dieses (Büchlein), o jungfräuliche Schutzpatronin |
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plus uno maneat PERENNE saeclo. |
möge mehr als ein Jahrhundert fortdauernd bleiben. |
HORAZ, carmen
3,30,1; 6-7
Exegi monumentum
aere PERENNIUS |
Ich habe ein
Denkmal vollendet, dauerhafter als Erz |
Non omnis moriar multaque pars mei |
Ich werde nicht
ganz sterben und ein großer Teil von mir |
vitabit
Libitinam |
wird der
(Todesgöttin) Libitina entgehen. |
OVID, Metamorphosen
15, 873-876
Cum volet, illa
dies, quae nil nisi coporis huius |
Mag jener Tag,
wann er will, der auf nichts außer meinen Körper |
ius habet,
incerti spatium mihi finiat aevi: |
Anrecht hat, mir
die Zeit des unbeständigen Lebens beenden: |
Parte tamen meliore mei super alta PERENNIS |
Mit meinem
besseren Teil werde ich über die hohen |
astra ferar, nomenque erit indelebile nostrum. |
Sterne hinaus emporgetragen,
und unser Name wird unzerstörbar sein. |
OVID, Amores 1,15,7-8; 41-42
Mortale est, quod quaeris, opus: mihi fama PERENNIS |
Sterblich ist
das Werk, das du erstrebst: von mir wird ein immerwährender Ruhm |
qaeritur, in toto semper ut orbe canar. |
erstrebt, daß
ich in der ganzen Welt gerühmt werde. |
Ergo etiam cum me supremus adederit
ignis, |
Selbst wenn mich
also einmal das letzte Feuer verzehrt hat, |
vivam, parsque mei multa superstes erit. |
werde ich leben
und von mir wird ein großer Teil bestehen bleiben. |
3.
Alle drei Dichter geben ihrer Zuversicht Ausdruck, daß sie
durch ihre Werke weiterleben werden. Wenn jedoch Ovid sagt, mit seinem besseren
Teil werde er sich über die Sterne erheben, kann man annehmen, daß die
horazische Formulierung multaque pars mei über die Bedeutung irdischen Ruhms
hinausgeht: Der Dichter, der im Dienst des ewigen Gottes dessen weise
Zahlenordnung in die Sprache übertragen hat, erhält für seine Bemühungen den
Lohn des ewigen Lebens. Im SATOR-Quadrat wird dieser Gott in besonderer Weise
offenbar und alle, die sich in den Dienst seiner Geheimnisse stellen, erhalten
Anteil an seiner Ewigkeit, welche sich im Wort PER-EN(N)E verbirgt.
Erstellt: April 2006