ROM UND KARTHAGO

Vom 10. Jh. v.Chr. an war Phönikien, nördlich von Palästina gelegen, die führende Handelsmacht im Mittelmeer. Karthago wurde von Tyros, einem der phönikischen Stadtstaaten, um 800 v.Chr. gegenüber der Westspitze von Sizilien in Nordafrika gegründet. Karthagos Handelsflotte beherrschte in der Folgezeit das westliche Mittelmeer.

Um 510 v.Chr. kommt es zum ersten Vertrag zwischen Rom und Karthago. Rom bestätigt Karthagos Handelsmonopol, Karthago verpflichtet sich, römischen Bundesgenossen keinen Schaden zuzufügen. Zwei weitere Verträge ähnlichen Inhalts werden 348 und 306 geschlossen.

Die Karthager versuchen mehrfach Sizilien zu erobern, werden aber von den griechischen Koloniestädten zurückgedrängt und müssen sich mit dem westlichen Teil Siziliens begnügen.

Der 1. punische Krieg (264-241)

Obwohl sich die Römer gemäß dem Vertrag von 306 nicht in Sizilien einmischen sollten, nahmen sie ein Hilfegesuch der Stadt Messana an der Nordostspitze von Sizilien an. Daraus entwickelte sich ein Krieg mit den Karthagern. Als die Römer eine gestrandetes karthagisches Schiff erbeuteten, entschlossen sie sich eine Flotte zu bauen. Sie versahen sie mit einer drehbaren Enterbrücke von etwa 11 Metern, die sich durch einen Eisenhaken in das gegnerische Schiff bohrte. Die kämpferisch überlegenen Römer brachten dann das gegnerische Schiff in ihre Gewalt.

Die Römer gewannen die erste Seeschlacht im Jahr 260, in drei weiteren Begegnungen verloren sie bis zum Jahr 249 – teilweise durch Stürme – etwa 700 Schiffe und gaben entnervt den Seekrieg auf. Einige Jahre später finanzierten römische Adelige aus Privatmitteln eine neue Flotte, die in einer erneuten Seeschlacht die Kriegsentscheidung brachte.

Die Karthager verloren ihre Gebiete auf Sizilien sowie ganz Sardinien und Korsika. Außerdem hatten sie eine hohe Kriegsentschädigung zu bezahlen.

In Hannibals Geburtsjahr 247 wurde sein Vater Hamilkar zum Oberfeldherrn gewählt. Er verlegte sich ganz auf den sizilischen Landkrieg. Einige Jahre nach dem Friedensschluß eroberte Hamilkar Teile Spaniens. Mit den Silbervorkommen konnten die Kriegsentschädigungen bezahlt werden.

Im Jahr 228 fiel Hamilkar im Kampf, Nachfolger wurde sein Schwiegersohn Hasdrubal, der durch diplomatische Mittel in Spanien großen Erfolg hatte und als politisches Zentrum Carthago Nova gründete. Nach seiner Ermordung 221 wurde Hannibal Oberfeldherr.

Der 2. punische Krieg

Ausgelöst wurde der 2. punische Krieg durch die Stadt Sagunt, die im Vertrauen auf römischen Schutz Übergriffe auf karthagisches Herrschaftsgebiet verübte. Als Hannibal im Jahr 219 die Stadt zu belagern begann, erhielt sie von Rom keine militärische Hilfe. Nach acht Monaten wurde die Stadt erobert und zerstört, die Bevölkerung versklavt. Als die Forderung einer römischen Gesandtschaft nach Auslieferung Hannibals in Karthago zurückgewiesen wurde, erklärte diese den Krieg.

Um die Römer von Nordafrika und Spanien fernzuhalten, beschloß Hannibal, sie in ihrem eigenen Land anzugreifen. Da die Karthager über keine nennenswerte Kriegsflotte verfügten, mußte Hannibal den Landweg nehmen. Mit den Volksstämmen, deren Gebiet er durchqueren wollte, schloß er frühzeitig Vereinbarungen. Zu seiner Schutzgottheit erwählte er sich Herakles und erzählte seinen Soldaten, im Traum habe ihm Iuppiter aufgetragen, Italien anzugreifen.

 

Die Münze, die Hamilkar Barkas in Spanien prägen ließ, zeigt Herakles mit einer Keule auf der Schulter.

Die Rückseite zeigt einen afrikanischen Elefanten mit einem Elefantenführer.

Ende Mai 218 brach er von Carthago Nova auf.

Hannibals Alpenübergang ist nicht so einmalig wie es erscheinen mag. Große keltische Heere, die einige Jahre zuvor die Alpen passiert hatten, dienten Hannibal als Vorbild.

Da die Römer Hannibals militärische Begabung noch nicht kannten, glaubten sie an ihre Überlegenheit und erlitten zunächst eine Niederlage nach der anderen. Nach der Niederlage am Trasimenischen See wählten die Römer Q. Fabius Maximus zum Diktator. Er vermied eine offene Feldschlacht und zog es vor, aus dem Hinterhalt zu kämpfen und Verluste so gering wie möglich zu halten. Die Römer hatten für diese Taktik zunächst kein Verständnis.

Nach Ablauf der sechsmonatigen Diktatur rüsteten die Römer ein gewaltiges Heer, um eine Entscheidungsschlacht herbeizuführen. Die Soldaten mußten einen Eid ablegen, ihre Reihen nicht zu verlassen.

 

Zwei Krieger stehen einander gegenüber und richten ihre Schwerter auf ein Schwein, das ein junger Mann, der zwischen ihnen kniet, in den Armen hält, um es zu opfern. Das Tieropfer soll den Eid bekräftigen.

In der berühmten Umfassungsschlacht bei Cannae am 2. August 216 wurden die Römer vernichtend geschlagen. Sie verloren 50 000 Mann. Der Tag der Niederlage wurde zum schwarzen Tag (dies ater) erklärt, an dem keine Amtsgeschäfte ausgeführt werden durften.

In dieser Lage hätte Hannibal Rom vermutlich einnehmen können. Aber er wollte die Römer durch eine weitreichende Abfallbewegung der Bundesgenossen zu einer demütigenden Bitte um Frieden zwingen. Auch hatte Hannibal eine Abneigung gegen lange Belagerungen, da er sich zu wenig um die erforderliche Belagerungstechnik und Heeresorganisation kümmerte.

Die Römer wählten wiederum Q. Fabius Maximus zum Diktator. Seiner Ermattungsstrategie hatte Hannibal nichts entgegenzusetzen und in den folgenden Jahren gelangen ihm nur wenige Erfolge. Einen schweren Rückschlag seiner Bundesgenossenpolitik erlitt er, als er Capua nicht rechtzeitig zu Hilfe eilte und die römische Belagerung nicht aufheben konnte. Die Stadt wurde 211 erobert und hart bestraft.

Q. Fabius Maximus erhielt später den Ehrennamen CUNCTATOR – der Zögerer, und der Dichter Ennius verherrlichte ihn durch einen berühmten Vers:

Únus homó nobís cunctándo réstituít rem.

Ein Mann stellte uns durch sein Zögern den Staat wieder her.

In Spanien befehligten die beiden Brüder Publius und Gnäus Cornelius Scipio zwei Heere, die für größere militärische Unternehmungen zu schwach waren. Sie wurden 211 in zwei Schlachten besiegt, die beiden Feldherrn fielen. Als kein Befehlshaber an der spanischen Nachfolge interessiert war, warb der 24-jährige P. Cornelius Scipio für ein neues militärisches Konzept, das ihm die Sympathie führender Adeliger und das Nachfolgekommando in Spanien einbrachte. Scipio bildete kleinere Heereseinheiten und übte sie auf die gegnerische Kampfweise systematisch ein. Bis zum Jahr 206 brachte er ganz Spanien unter römische Gewalt.

Für das Jahr 205 wurde Scipio erwartungsgemäß zum Konsul gewählt. Er beanspruchte mit einem Heer nach Afrika entsandt zu werden. Wegen seines allzu selbstbewußten Auftretens wurden ihm Schwierigkeiten bereitet. Q. Fabius Maximus trat dafür ein, daß Hannibal zunächst aus Italien vertrieben werden sollte. Schließlich erhielt Scipio Sizilien als Amtsbereich, aber ohne ein Heer. Er stellte ein Freiwilligenheer auf und finanzierte es durch Spenden. Nach weiteren Schwierigkeiten mit dem Senat setzte er schließlich Ende 204 nach Afrika über.

Nach Scipios ersten Anfangserfolgen wurde Hannibal von den Karthagern aus Italien zurückgerufen. Nach einer langen Vorbereitungszeit trafen die beiden Heere im Herbst 202 bei Zama zusammen. Hannibal hatte zum ersten Mal weniger Reiter als die Römer. Als die kämpfenden Söldner der Karthager merkten, daß die als Reserve gedachten Veteranen nicht in den Kampf eingriffen, glaubten sie sich verraten und wandten sich gegen die eigenen Leute. Dieses Mißverständnis führte zu Hannibals Niederlage, nachdem schon seine Reiterei weggefegt worden war.

Den Karthagern wurden harte Friedensbedingungen auferlegt. Unter anderem durften sie ohne Erlaubnis der Römer keinen Krieg in Afrika führen. 50 Jahre später nahmen die Römer einen Verstoß gegen diese Bestimmung zum Anlaß für den 3. punischen Krieg, der die völlige Zerstörung Karthagos zur Folge hatte.

Scipio schrieb seinen Erfolg dem Wirken des höchsten römischen Gottes, Iuppiter Optimus Maximus, zu. 100 Stiere brachte er ihm auf dem Kapitol als Erfüllung eines Gelübdes dar. Es war bekannt, daß Scipio über alles, was er tat, mit Iuppiter im Tempel auf dem Kapitol Zwiesprache hielt.

Hannibal erfüllte einige Jahren Staatsaufgaben in Karthago. Als er um seine Sicherheit fürchtete, floh er nach Kleinasien. Da die Römer ihn ergreifen wollten, hielt er sich nie lange an einem Ort auf. Schließlich fand er Aufnahme in Bithynien, wo er ein Haus mit sieben unterirdischen Ausgängen bewohnte. Als er merkte, daß sein Haus umstellt war und kein Entkommen möglich war, nahm er sich das Leben (183).

Quellen:

Jakob Seibert, Hannibal. Zabern Mainz

Heinz Bellen, Grundzüge der römischen Geschichte. WBG Darmstadt

dtv-Atlas zur Weltgeschichte

Ernst Kornemann, Römische Geschichte. Kröner Stuttgart.

 

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