DIE ANBETUNG DER HIRTEN

Kap.49

Ich sehe ein weites Feld. Der Mond steht im Zenit und segelt friedlich durch einen mit Sternen besäten Himmel. Dieser gleicht einem riesigen, mit zahllosen Diamanten geschmückten Baldachin aus dunkelblauem Samt. Und mittendrin lacht der Mond mit seinem runden weißen Gesicht, von dem sich Ströme von milchweißem Licht auf die Erde ergießen. Die kahlen Bäume scheinen höher und schwärzer auf dem lichtüberfluteten Boden, während die Mäuerchen, die sich hier und da als Grenze erheben, milchig weiß sind; ein Haus in der Ferne ähnelt einem Block aus Carraramarmor.

Zu meiner Rechten sehe ich einen Platz, der auf zwei Seiten von einer Dornhecke und auf den anderen beiden von einer niederen, holprigen Mauer umgeben ist. Diese Mauer stützt das Dach einer Art langen, niedrigen Schuppens, der innerhalb des Geheges teils Mauerkonstruktion, teils Holzwerk aufweist, als wenn zur Sommerszeit die Holzteile entfernt würden und so der Schuppen in eine offene Säulenhalle umgewandelt würde. Aus diesem geschlossenen Gehege ertönt von Zeit zu Zeit ein kurzes Geblöke. Es müssen Schafe sein, die träumen oder vielleicht wegen der Helle, die der Mond verbreitet, glauben, der Tagesanbruch sei schon nah. Es ist ein ungewöhnliches Licht, das gleichsam zunimmt, als ob der Trabant sich der Erde nähere oder infolge eines geheimnisvollen Brandes funkle.

Ein Hirte erscheint am Eingang; er hält einen Arm über die Stirn, um die Augen zu schützen, und schaut in die Höhe. Es scheint ihm unmöglich, daß man sich gegen die Helle des Mondes schützen muß. Aber sie ist so außerordentlich stark, daß sie blendet; besonders wenn man aus einem finsteren Raum kommt. Alles ist ruhig. Aber das Licht ist erstaunlich. Der Hirte ruft seine Gefährten. Sie werden alle am Eingang sichtbar; eine Schar Männer verschiedenen Alters mit struppigen Haaren. Einige sind kaum dem Kindesalter entwachsen, andere schon ergraut. Sie machen ihre Bemerkungen über diese eigenartige Erscheinung; die jüngeren haben Angst; besonders einer, ein Knabe von zwölf Jahren. Er beginnt zu weinen und setzt sich so dem Spott der älteren aus.

«Wovor fürchtest du dich, du Dummkopf?» sagt der Älteste zu ihm. «Siehst du nicht, wie ruhig die Luft ist! Hast du noch nie den Mond leuchten sehen? Du bist immer am Schürzenzipfel deiner Mutter gehangen, wie die Küken sich unter der Henne verstecken, nicht wahr? Du wirst noch Dinge kennenlernen! Einmal bin ich bis zu den Bergen des Libanon vorgedrungen und noch weiter. Hoch hinauf. Ich war noch jung, und das Gehen machte mir keine Mühe. Ich war auch reich, damals... Auf einmal sah ich ein solches Licht, daß ich glaubte, Elias wolle wiederkommen auf seinem Feuerwagen (2 Kön 2,11). Der Himmel war ganz in Flammen. Ein Alter – jetzt ist er selbst alt – sagte zu mir: "Es nähert sich ein großes Ereignis." Für uns war es ein Unglück, denn es kamen die Soldaten aus Rom. Oh! Du wirst noch viel erleben, wenn...»

Aber der Hirtenknabe hört schon nicht mehr zu. Es scheint, daß er auch keine Angst mehr hat; denn er verläßt die Schwelle und schlüpft hervor hinter dem Rücken eines starken Schafhirten, hinter den er sich geflüchtet hatte, und begibt sich auf den grasigen Platz vor dem Schuppen. Er schaut in die Höhe und geht wie ein Nachtwandler oder wie einer, der im Bann von irgend etwas steht, was ihn vollkommen gefangennimmt. Plötzlich schreit er: «Oh!», und bleibt mit halbgeöffneten Armen wie angewurzelt stehen. Die anderen blicken sich erstaunt an.

«Was hat denn dieser dumme Junge?» fragt einer.

«Morgen schicke ich ihn zu seiner Mutter zurück. Ich will keinen Verrückten zum Hüten meiner Schafe», sagt ein anderer.

Aber der Alte, der kurz vorher gesprochen hat, sagt: «Sehen wir nach, bevor wir urteilen! Ruft auch die anderen, die noch schlafen, und holt die Stöcke! Vielleicht ist es ein wildes Tier, oder Straßenräuber sind in der Nähe...»

Sie gehen hinein, rufen die anderen Hirten, kommen dann mit Fackeln und Knüppeln heraus und gehen zum Knaben.

«Dort, dort», murmelt er lächelnd. «Dort über dem Baum! Schaut, welch ein Licht da kommt! Es scheint, als ob es auf den Strahlen des Mondes herabgleite. Seht, es nähert sich! Oh, wie schön ist es!»

«Ich sehe nur einen helleren Schein.»

«Ich auch.»

«Auch ich», sagen die anderen.

«Nein, ich sehe etwas wie einen Körper», sagt einer, in dem ich den Hirten erkenne, der Maria die Milch gegeben hat.

«Es ist ein... Engel!» schreit der Knabe. «Seht, er kommt herab und nähert sich... nieder auf die Knie vor dem Engel Gottes!»

Ein langes und ehrfurchtsvolles «Oh!» steigt aus der Gruppe der Hirten auf, die, das Gesicht zu Boden gerichtet, niederfallen; und je älter sie sind, um so mehr scheinen sie von der leuchtenden Erscheinung beeindruckt. Die Jüngeren sind auf den Knien, schauen aber auf den Engel, der immer näher kommt. Nun schwebt er ruhig über der Umfriedungsmauer und bewegt die großen, perlfarbigen Flügel, die weiß schimmern im milchigen Mondlicht '

«Fürchtet euch nicht! Ich bringe kein Unheil. Ich bringe euch die Kunde einer großen Freude für das Volk Israel und für alle Völker der Erde.»Die Stimme des Engels ist wie ein Harfenklang, vermischt mit dem Gesang von Nachtigallen.

«Heute ist in der Stadt Davids der Erlöser geboren!» Bei dieser Ankündigung öffnet der Engel seine Flügel noch mehr und bewegt sie wie in einem plötzlichen Aufwall der Freude, und ein Funkenregen von Gold und kostbaren Steinen scheint von ihm auszugehen: ein wahrer Regenbogen, der sich wie ein Triumphbogen über den armseligen Stall wölbt.

«... der Heiland, der Christus ist.» Der Engel schwebt in immer größerem Glanz. Seine beiden Flügel bewegen sich nicht mehr und sind mit ihren Spitzen zum Himmel gerichtet, wie zwei unbewegliche Segel auf dem Saphirblau des Meeres; sie gleichen zwei Flammen, die brennend emporlodern.

«... Christus, der Herr!» Der Engel zieht seine beiden leuchtenden Flügel ein und hüllt sich in sie ein wie in ein Überkleid aus diamantenen Perlen; er beugt sich wie zur Anbetung nieder, die Arme kreuzweise über

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dem Herzen; sein Antlitz neigt sich über die Brust und verschwindet unter den Spitzen der zusammengefalteten Flügel. Während der Dauer eines Gloria sieht man nichts mehr als eine längliche, unbewegliche Lichtgestalt.

Doch jetzt bewegt er sich wieder. Er öffnet die Flügel, erhebt das leuchtende Antlitz, und Licht fällt darauf und vereinigt sich mit seinem paradiesischen Lächeln. Er sagt: «Daran werdet ihr es erkennen: in einem armen Stall hinter Bethlehem werdet ihr ein Kindlein finden, in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegend; denn für den Messias war kein Platz in der Stadt.» Bei diesen Worten wird der Engel ernst, ja traurig.

Aber vom Himmel kommen nun viele – oh, wie viele – viele Engel, die ihm ähnlich sind: eine Leiter von Engeln, die jubelnd herabsteigen und den Mond mit ihrem paradiesischen Licht übertreffen; sie versammeln sich um den Verkündigungsengel, indem sie die Flügel schlagen und Wohlgerüche ausströmen, und im Wohlklang von Tönen, in denen die schönsten Stimmen der Schöpfung in der höchsten Vollkommenheit widerhallen. Wenn die Materie in der Farbe zu Licht wird, so ist hier die Melodie ein Aufklingen der Schönheit Gottes für die Menschen. Diese Melodie hören heißt, das Paradies kennenlernen, wo alles Harmonie der Liebe ist, die von Gott ausstrahlt, um die Seligen zu beglücken, und von diesen zu Gott zurückkehrt, um ihm zu sagen: «Wir lieben dich!»

Das "Gloria" des Engels breitet sich in immer größeren Wellen über die ruhige Landschaft aus, und mit ihm das Licht; und die Vögel stimmen in den Gesang ein, um dieses frühe Licht zu begrüßen, und die Schafe beginnen mit ihrem Geblöke zu diesem vorzeitigen Sonnenlicht. Aber wie schon im Stall bei Ochs und Esel, glaube ich lieber, daß die Tiere ihren Schöpfer begrüßen, der mitten unter ihnen erschienen ist, um sie nicht nur als Gott, sondern auch als Mensch zu lieben.

Der Gesang wird schwächer, ebenso das Licht, während die Engel wieder zum Himmel aufsteigen. Die Hirten kommen langsam zu sich.

«Hast du gehört?»

«Sollen wir hingehen, um nachzusehen?»

«Und die Tiere?»

«Oh, es wird ihnen nichts geschehen! Gehen wir, um dem Wort Gottes zu gehorchen! ...»

«Aber wohin sollen wir gehen?»

«Hat er nicht gesagt, daß er heute geboren worden ist? Und daß er keine Unterkunft in Bethlehem gefunden hat?»

Nun ergreift der Hirt, der die Milch gegeben hat, das Wort: «Kommt, ich weiß, wo wir ihn finden. Ich habe die Frau gesehen und hatte Mitleid mit ihr. Ich habe ihnen den Ort bezeichnet, denn ich dachte mir, daß sie keine Unterkunft finden würden; und dem Mann habe ich Milch für sie gegeben. Sie ist sehr jung und schön, und sie muß gut sein wie der Engel,der zu uns gesprochen hat. Kommt, kommt, nehmen wir Milch, Käse, Lämmer und gegerbte Felle mit. Sie müssen sehr arm sein, und... wer weiß, wie sehr jener frieren muß, dessen Name ich nicht auszusprechen wage. Und wenn ich daran denke, daß ich zu seiner Mutter geredet habe, wie zu einer armen Ehefrau! ...»

Sie gehen in ihren Unterschlupf und kommen kurz darauf wieder heraus: der eine mit Krügen voller Milch, der andere mit rundem Käse in einem geflochtenen Netz, ein dritter mit einem blökenden Lämmlein in einem Korb und wieder ein anderer mit gegerbten Schaffellen.

«Ich bringe ein Schaf. Es hat vor einem Monat ein Junges bekommen und hat jetzt gute Milch. Es wird ihnen nützlich sein, wenn die Frau keine Milch hat. Sie schien mir noch ein Kind, und sie war so blaß! ... Ein Antlitz wie Jasmin im Mondschein», sagt der Hirte mit der Milch. Und er führt das Schaf mit sich.

Sie gehen im Mondlicht und im Schein der Fackeln, nachdem sie Schuppen und Hürde verschlossen haben. Sie gehen auf Feldwegen, zwischen Dornenhecken, die der Winter geplündert hat. Sie gehen um Bethlehem herum und sie kommen zum Stall. Aber nicht von der Seite, von der Joseph und Maria gekommen waren, sondern von der entgegengesetzten, so daß sie nicht an den schöneren Stallungen vorüberkommen, sondern gleich auf die gesuchte Unterkunft stoßen. Sie nähern sich ihr.

«Geh hinein!»

«Ich wage es nicht!»

«Dann geh du!»

«Nein.»

«So schau wenigstens!»

«Du, Levi, der du den Engel zuerst gesehen hast, ein Zeichen, daß du besser bist als wir, schau du!» Vorher hatten sie ihn verrückt gescholten; nun aber möchten sie, daß er wagt, was sie selbst nicht wagen.

Der Knabe zögert erst; dann faßt er Mut. Er nähert sich der Öffnung, hebt ein wenig den vorgehängten Mantel, schaut... und bleibt entzückt stehen.

«Was siehst du?» fragen sie ihn ängstlich mit leiser Stimme.

«Ich sehe eine junge, schöne Frau und einen Mann, der über eine Krippe gebeugt ist, und höre... höre ein Kindlein weinen, und die Frau spricht zu ihm mit einer Stimme... Oh! welch eine Stimme!»

«Was sagt sie?»

«Sie sagt: "Jesus, kleiner Jesus! Du Liebe deiner Mutter! Weine nicht, mein Söhnlein!" Sie sagt: "Oh! Könnte ich zu dir sagen: Nimm die Milch, mein Kleiner! Aber ich habe noch keine." Sie sagt: "Du hast so kalt, meine Liebe! Und dich sticht das Heu. Welch ein Schmerz für deine Mutter, dich so weinen zu hören und dir nicht helfen zu können!" Sie sagt: "Schlafe, meine Seele! Denn mein Herz zerspringt, wenn ich dich weinen höre und deine Tränen sehe!" Und sie küßt es und wärmt ihm gewiß mit ihren Händen die Füßchen; denn sie steht gebeugt und hat die Hände in der Krippe.»

«Rufe! Mach dich bemerkbar!»

«Ich nicht. Du, der du uns geführt hast und sie schon kennst.»

Der Hirte öffnet den Mund und beschränkt sich darauf zu stöhnen.

Joseph wendet sich um und kommt an die Tür.

«Wer seid ihr?»

«Hirten. Wir bringen euch Speisen und Wolle. Wir kommen, den Erlöser anzubeten.»

«Tretet ein.»

Sie gehen hinein, und der Stall wird vom Licht der Fackeln erhellt. Die Alten schieben die Jungen vor sich her.

Maria wendet sich um und lächelt. «Kommt!», sagt sie. «Kommt!» Und sie lädt sie mit der Hand und mit ihrem Lächeln ein und nimmt den, der den Engel gesehen hat, bei der Hand und führt ihn zur Krippe. Und der Knabe schaut selig hinein.

Die anderen, von Joseph aufgefordert, kommen mit ihren Geschenken näher und legen sie mit bewegten Worten zu Füßen Marias nieder; dann schauen sie auf das Kindlein, das leise weint, und lächeln gerührt und selig.

Und einer, der beherzter als die anderen ist, sagt: «Nimm, o Mutter! Sie ist weich und sauber. Ich habe sie für das Kind, das mir bald geboren wird, vorbereitet. Aber ich gebe sie dir. Lege deinen Sohn in diese Wolle, sie ist weich und warm!» Er bietet ihr ein Schaffell an. Es ist ein sehr schönes Fell mit reicher, weißer und langhaariger Wolle.

Maria nimmt Jesus und wickelt ihn ein. Sie zeigt ihn den Hirten, die auf den mit Stroh bedeckten Boden niederknien und ihn voller Entzücken betrachten.

Sie werden nun mutiger, und einer schlägt vor: «Man sollte ihm einen Schluck Milch geben; besser noch Wasser und Honig. Aber wir haben keinen Honig. Er tut den ganz Kleinen gut. Ich habe sieben Kinder und weiß ...»

«Hier ist die Milch. Nimm sie, o Frau!»

«Aber sie ist kalt. Sie muß warm sein. Wo ist Elias? Er hat das Schaf.»

Elias muß der Hirte mit der Milch sein. Aber er ist nicht da. Er ist draußen stehengeblieben und schaut durch den Spalt hinein; im Dunkel der Nacht sieht man ihn nicht.

«Wer hat euch hierhergeführt?»

«Ein Engel hat uns gesagt, wir sollen kommen, und Elias hat uns hierher geführt. Aber wo ist er jetzt?»

Das Schaf verrät ihn mit seinem Blöken.

«Komm herein, man braucht dich!»

Nun tritt er mit seinem Schaf ein, beschämt, im Mittelpunkt zu stehen.

«Du bist es?» sagt Joseph, der ihn wiedererkennt; und Maria lächelt ihm zu und sagt: «Du bist gütig.»

Sie melken das Schaf, und mit der Spitze eines in die warme und schäumende Milch getauchten linnenen Tüchleins benetzt Maria die Lippen des Kindleins, das die süße Sahne einsaugt. Alle freuen sich, und ihre Freude wächst noch an, als Jesus mit dem Linnenzipfel zwischen den kleinen Lippen in der warmen Wolle einschläft.

«Aber hier könnt ihr nicht bleiben! Es ist feucht und kalt hier. Und dann... hier riecht es zu stark nach Tieren. Das ist nicht gut... und schickt sich nicht für unseren Heiland.»

«Ich weiß es», sagt Maria mit einem tiefen Seufzer. «Aber es ist kein Platz für uns in Bethlehem.»

«Sei getrost, Frau, wir werden dir ein Haus suchen.»

«Ich werde es meiner Herrin sagen», versichert derjenige mit der Milch, Elias. «Sie ist gut. Sie wird euch aufnehmen, selbst wenn sie ihr Zimmer räumen müßte. Sobald es Tag ist, werde ich es ihr sagen. Ihr Haus ist voller Menschen; aber sie wird euch ein Plätzchen geben.»

«Wenigstens für mein Kind! Joseph und ich, wir können auf dem Boden schlafen. Aber für den Kleinen ...»

«Seufze nicht, Frau! Ich werde mich darum kümmern. Und wir werden vielen verkünden, was uns gesagt worden ist. Es wird euch an nichts fehlen. Für jetzt nehmt das, was unsere Armut euch geben kann. Wir sind Hirten...»

«Auch wir sind arm. Und wir können es euch nicht vergelten», sagt Joseph.

«Oh, wir wollen nichts! Auch wenn ihr könntet, würden wir nichts nehmen. Der Herr hat es uns schon vergolten. Er hat allen den Frieden versprochen. Die Engel sagten: "Friede den Menschen guten Willens!" Und uns hat er ihn schon gegeben, denn der Engel hat gesagt, daß dieses Kind der Erlöser ist, der Christus, der Herr. Wir sind arme und unwissende Schäfer; aber wir wissen, daß die Propheten sagen, der Erlöser werde der Friedensfürst sein (ls 9,6), und man hat uns gesagt, wir sollen hingehen und Ihn anbeten. Daher hat Er uns seinen Frieden gegeben. Ehre sei Gott in der Höhe, und Ehre diesem kleinen Gesalbten; und gebenedeit bist du, Frau, die du Ihn geboren hast! Heilig bist du, denn du bist würdig gewesen, Ihn zu tragen! Befiehl uns als Königin, denn wir werden glücklich sein, dir zu dienen. Was können wir für dich tun?»

«Meinen Sohn lieben und stets im Herzen die Gedanken hegen, die ihr jetzt habt.»

«Aber für dich? Für dich willst du nichts? Hast du keine Verwandten, denen du melden möchtest, daß er geboren ist?»

«Ja, ich hätte solche. Aber sie sind nicht in der Nähe. Sie leben in Hebron ...»

«Ich gehe hin», sagt Elias. «Wer sind sie?»«Zacharias, der Priester, und Elisabeth, meine Base.»

«Zacharias? Oh, den kenne ich gut. Im Sommer gehe ich dort auf die Berge, denn die Weiden sind reich und grün, und ich bin mit seinen Hirten befreundet; sobald ich dich wohlversorgt weiß, gehe ich zu Zacharias.»

«Danke, Elias.»

«Nichts zu danken. Es ist eine große Ehre für mich, den armen Hirten, zum Priester zu gehen und ihm zu sagen: "Der Erlöser ist geboren."»

«Nein, du wirst sagen: "Maria von Nazareth, deine Base, hat gesagt, daß Jesus geboren ist, und bittet dich, nach Bethlehem zu kommen."»

«So werde ich es sagen.» «Gott vergelte es dir! Ich werde deiner gedenken, euer aller...»«Wirst du deinem Kind von uns erzählen?»«Ja, das werde ich.» «Ich bin Elias.»«Und ich Levi.»«Und ich Samuel.»«Und ich Jonas.»«Und ich Tobias.»«Und ich Jonathan.»«Und ich Daniel.»«Und ich Simeon.»«Und ich heiße Johannes.» «Ich heiße Joseph und mein Bruder Benjamin; wir sind Zwillinge.»«Ich werde mich eurer Namen erinnern.»

«Wir müssen gehen... Aber wir kommen wieder... Und wir werden andere mitbringen zur Anbetung ...»

«Wie kann man zur Herde zurückkehren und dieses Kind verlassen?» «Ehre sei Gott, der es uns gezeigt hat!»

«Laß uns sein Kleid küssen!» sagt Levi mit einem engelhaften Lächeln. Maria nimmt Jesus vorsichtig aus der Krippe, und auf dem Heu sitzend, hält sie die in Leinwand eingehüllten Füßlein hin zum Kuß. Die Hirten verneigen sich und küssen die in Leinwand gewickelten Füßlein. Wer einen Bart hat, streicht ihn vorher zurecht, und fast alle weinen. Als sie schließlich aufbrechen, gehen sie rückwärts hinaus... und lassen ihr Herz zurück...

So endet meine Vision, mit Maria, die auf dem Heu sitzt, das Kind im Schoß, und Joseph, der, einen Arm auf die Krippe gestützt, betrachtet und anbetet.

 

 

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