6 Verse des HORAZ
(3)
in c.1,1; c.3,30; c.4,8
Erweiterung auf 6 Verse
Die gematrische
Untersuchung und Reflexion über die beiden Verse der Oden 1,1,1 und 3,30,1
führt zu weiteren 4 Versen, die zusammen eine symmetrische Einheit von 3+3
Versen bilden. Zwei der Verse stammen aus der 8. Ode des 4. Buches, das 10
Jahre später als die ersten drei Bücher veröffentlicht wurde. Es muß daher
vermutet werden, daß Horaz die 8. Ode bereits verfaßt hatte und sie im Hinblick
auf eine geplante Erweiterung zurückhielt. Unter theologischer Sicht ist das
Verhältnis von 3:1 Odenbücher
trinitarisch zu werten. Die Summe aller Gedichte der 4 Bücher ist denn auch 103: 38+20+30+15.
1.
Die Aussage Der Schöpfer webt die Werke (NET OPERA SATOR) schließt
menschliche Leistungen ein: Horaz schafft seine Dichtung nicht aus eigener
Überzeugungskraft und Wirklichkeitsvorstellung, sondern versteht sich als
Werkzeug göttlichen Willens. Wie Gott eine vollkommene Welt hervorgebracht hat
und sie erhält, so trägt er auch Sorge für den Weiterbestand dessen, was
Menschen unter göttlicher Eingebung an Vollkommenem geschaffen haben (SATOR OPERA TENET). Wenn Horaz in
den beiden Versen seine dichterische Bemühung mit dem Wirken des Schöpfergottes
gematrisch in Einklang
bringt, wird ihm zuteil, was er in c.1,1,29-30 aussagt:
Me doctarum hederae praemia frontium
dis
miscent superis.
Mich
vereinen Efeukränze, die Belohnungen für (dichterisch) gelehrte Stirnen, mit
den himmlischen Göttern.
2.
Horaz verwendet den Asklepiadeus minor nur dreimal in
seinem ganzen Werk, außer in den genannten zwei Gedichten noch in 4,8. Es liegt nahe,
nach einer weiteren Aussage über den Jenseitsglauben des Horaz zu suchen als
symmetrische Ergänzung des Verses 3,30,1. Die Verse 27 und 28 sind sowohl von
ihrer Versnumerierung als auch strukturell und inhaltlich als Parallele zu 1,1, 29-30 zu erkennen:
Dignum laude virum Musa vetat mori,
caelo Musa beat.
Einen
lobwürdigen Mann läßt die Muse nicht sterben,
die
Muse macht ihn glücklich mit dem Himmel.
Natürlich ist der Begriff MUSA weit mehr als eine dichterische
Ausdrucksweise, sondern eine Definition Gottes: Durch Rückwärtslesung des
Wortes erhält man A SUM – Ich bin das A. Die auffällige Wiederholung des Wortes MUSA in der nächsten
Zeile ergibt den ZW 2*51 für PENSATOR – der Vergeltende.
3. Inhaltlich läßt
sich die jeweils erste Zeile mit den folgenden eineinhalb Zeilen logisch
verbinden:
–
Dem angesprochenen MAECENAS gibt Horaz durch
konstrastierendes und alliterierendes ME ein Bekenntnis
seines Lebenssinns.
–
Sein dichterisches Werk erweist ihn als DIGNUM VIRUM, dem im Himmel
die ewige
Glücksseligkeit zuteil wird.
Man braucht keineswegs Berührungsängste mit christlichen
Vorstellungen und Begriffen zu haben. Hier artikuliert sich die Gewißheit, daß
Gott dem rechtschaffenen Menschen seine Weisheit mitteilt und Gemeinschaft mit
ihm (MISCENT) gewährt.
4.
Vers 1,1,29 hat mit Vers 3,30,1 dieselbe Elision UM (doctarum – monumentum) gemeinsam. In
beiden Versen spricht Horaz von sich. Der ZW beider Zeilen ist 322+330 = 652. Diese Zahl gibt
in ihren Einzelziffern die 13 Elemente einer sanduhrförmigen Hexagonfigur wieder, die
zusammen mit einer zweiten aus 11 Elementen einen thematischen Schwerpunkt der 6 Verse bildet
(s.u.). Letztere ist durch die Faktorensumme (FS) 254 von Vers 1,1,29 vertreten:
|
Die 4 Wörter MONUMENTUM AERE |
DOCTARUM HEDERAE, die durch die beiden Elisionen miteinander verbunden
werden, haben eine Reihe weiterer
Bedeutungen:
5. Die ZW der 6 Zeilen
sind zu einem großartigen Kosmos gewoben:
Der Asclepiadeus
minor teilt den Vers in zwei Teile. Die beiden halben Verse 1,1,30 und 4,8,29 lassen sich also
zu einem einzigen Vers zusammenlegen, so daß man sowohl von 6 als auch von 5 Versen sprechen
kann. Zugrunde liegt der Doppelaspekt von 5 Durchmesser- und 2*3 Radialelementen.
Im Doppelkreis
des Tetraktyssterns gibt es 2*5 = 10 Radialelemente. Je eine halbe Zeile
stellt demnach ein Radialelement dar, die man konzentrisch von außen auf zwei
Radialmaße eintragen kann. Faßt man einen Kreislinienpunkt und eine Linie
zusammen, ergibt sich von außen nach innen die Zahlenfolge 221, von innen nach
außen 122, zusammen 343. Die Verteilung
der Wörter zeigt die folgende Tabelle:
P |
L |
P |
L |
MP |
MP |
L |
P |
L |
P |
MAEC ATAV |
EDIT REGI |
ME DOCT HEDE |
PRAE FRON |
DIS MISC SVPE |
CAEL MVSA BEAT |
MVSA VETA MORI |
DIGN LAUD VIRV |
AERE PERE |
EXEG MONV |
6. Zwischen den
beiden MP und den beiden äußeren Kreislinienpunkten besteht das ZW-Verhältnis 324:576 = 36*(9:16). Die Quadratzahlen
6*6 und 5*5 zeigen den
Doppelaspekt von DM- und Radialelementen.
Das ZW-Verhältnis
zwischen der linken und der rechten Seite ist 13*(60:61). Der Gesamt-ZW
ist 1573
= 11*13*11. Das Grundmodell
für diese Produktzahlen bilden 3 geometrische Figuren des Hexagons mit der jeweiligen Zahl
der Elemente:
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7.
Die drei Verse von c.1 umfassen 12, die anderen drei Verse 13 Wörter. Sie
lassen sich von außen nach innen in S-förmigem Verlauf in das SATOR-Quadratmuster eintragen. Der
Beginn ist oben links und unten rechts:
Maec |
Atav |
Edit |
Regi |
Me |
Doct |
Hede |
Prae |
Fron |
Dis |
Misc |
Supe |
BEAT |
Musa |
Cael
|
Mori |
Veta |
Musa |
Viru |
Laud |
Dign |
Pere |
Aere |
Monu |
Exeg |
Den Mittelpunkt bildet das Wort BEAT. Setzt man die
Buchstabenwerte zusammen, ergibt sich für die Vokale E-A der ZW 5-1 , der hier
besonders dem Wort MVSA zuzuordnen ist, und für die Konsonanten 2-19. Die Faktoren 3*7-3 dieser
bedeutenden Zahl geben die 13 Punkte des Tetraktyssterns wieder. Zerlegt man die Zahl 219 in die
zweistelligen Zahlen 29, 21, 19, kann man diesen die Buchstabenverbindungen IV+VA+T zuordnen. MVSA IVVAT heißt also die Muse hilft,
erfreut.
IVVAT hat den ZW 69, denselben wie SATOR.
8.
Auch die Initialen sind Teil der Gesamtkomposition. In den
beiden Eröffnungsversen finden sich in Umkehrfolge die Initialen AE/EA (ATAVIS – EDITE,
EXEGI – AERE) entsprechend den Vokalen in MAECENAS. Indem Horaz zwei Wörter mit V beginnen läßt (VIRVM, VETAT), richtet er ein
zweifaches AVE an seinen Gönner MAECENAS und die himmlischen Schutzmächte. Die
Vokale EA verbinden MAECENAS und BEAT.
Die Buchstaben des äußeren Rahmens haben den ZW 130 = SATOR TENET – der Schöpfer erhält. Die ZW der 4 Eckbuchstaben
des inneren Rahmens und der 4 Mittelbuchstaben (111) bilden das Verhältnis 3*(18:19), also dreimal ST. Fügt man den ZW 2 des B hinzu, erhöht
sich der ZW auf 113 = OPERA TENET – er erhält seine Werke.
9.
Mit der Zahl 113 steht auch die Buchstabenzahl 145 = 5*29 in Einklang. Wenn man nämlich die vier
Achsen eines Quadrates (horizontal, vertikal, diagonal) mit 9 DM-Elementen vom
Mittelpunkt aus numeriert, beträgt die Summe eines jeden Achsenarmes 14 (2+3+4+5): 8*14 = 112+1 MP = 113. Das Quadrat
wird so zu einem Symbol vollkommener göttlicher Ordnung.
10. Der ZW aller 25 Initialen ist 243.= 35. Da diese 3-stellige Zahl mit
Umkehrungen in den 6 Versen mehrfach eine Rolle spielt, soll sie hier untersucht werden.
Die Einzelziffern entsprechen den 9 Mittelelementen der Doppelraute (DR): 3 Punkten, 4 Flächen und 2 Linien:
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Der Faktorenwert der Zahl 243 ist 5*3 = 15. Aus 15 Elementen
besteht der DR-Rahmen. Man kann ihn sich aus 5*3 Einzelelementen
zusammengesetzt denken: aus 4*3 Linie,Punkt,Linie und 1*3 (vertikalen) Schnittpunkten. Die 15 Elemente des DR-Rahmens und die 9 Mittelelemente können also als
zwei sich ergänzende Einheiten gesehen werden. Dabei werden die 3 vertikalen Schnittpunkte zweimal gezählt.
Numeriert man den
Doppelrautenrahmen reihum, biegt die beiden Eckpunkte zusammen und belegt den
oberen Punkt mit der Zahl 18, bleiben noch 6 Mittelelemente
übrig:
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Die Zahl 24 ist wegen der beiden genannten Hexagonfiguren aus 13 und 11 Elementen ein
besonderes Thema der 6 Verse.
Die 2+4+3 Mittelelemente der DR stellen die
Radiallinien des inneren Kreises (2) und des äußeren Kreises (4) sowie die 3 Linien einer
Tetraktysseite dar.
Erstellt: Mai/Juli 2006