Wieviel Küsse wünscht sich CATULL von LESBIA?

Diese Seite ist als Fortsetzung der vorherigen Ausführungen (c 5,4-6) zu verstehen, an deren Ende über die Wörter BASIA und MILLE bereits einiges behandelt ist.

7

Da mi basia mille, deinde centum,

8

dein mille altera, dein secunda centum,

9

deinde usque altera mille, deinde centum.

10

Dein, cum milia multa fecerimus,

11

conturbabimus illa, ne sciamus,

12

aut nequis malus invidere possit,

13

cum tantum sciat esse basiorum.

7

Gib mir tausend Küsse, dann hundert,

 

8

dann ein weiteres Tausend, dann ein zweites Hundert,

 

9

dann in einem fort ein weiteres Tausend, dann hundert.

 

10

Dann, wenn wir viele Tausend zusammengebracht haben,

 

11

Wollen wir sie durcheinanderbringen, damit wir (ihre Zahl) nicht wissen,

 

12

oder daß kein böser Mensch neidisch sein kann,

 

13

Wenn er weiß, daß es soviele Küsse sind.

 

1.      Wenn Catull sagt, daß er die Zahlenreihen der Küsse durcheinanderbringen will, gibt er zu erkennen, daß er den Zeilen 7-10 ein kompliziertes Zahlenwerk gegeben hat, das zu entschlüsseln er dem Leser überläßt (sofern ihm der Gedanke dazu kommt), da er seine ganze kreative Geisteskraft hineingesteckt hat. Sollte es jemand gelingen, hinter das Geheimnis zu kommen, wird Catull ihm gerne Anteil an seine Bemühungen gewähren. Er möchte also alles andere als etwas verstecken.

Eine Suche nach Catulls Zahlenkonzeption wird einiges ans Licht bringen können, anderes wird man offen lassen müssen.

2.      Ausgangspunkt der Spurensuche ist der ZW 31 von BASIA. Tatsächlich ist die Zahlensumme (ZS) des 7. Verses 7*31 = 217. Auch die ZS der nächsten 3 Zeilen ist durch 31 teilbar, was ein Verhältnis von 1:3 Versen schafft. In der folgenden Tabelle stehen neben den ZS stehen deren Faktorenwerte (FW), es folgen die FS der 4 Zeilen und deren FW. (Letztere spielen in dieser Untersuchung keine Rolle):

 

 

FS

FW

FS

FW

7

Da mi BASIA MILLE, deinde CENTUM,

217

38

169

26

8

dein MILLE altera, dein secunda CENTUM,

300

17

249

86

9

deinde usque altera MILLE, deinde CENTUM.

333

43

263

263

10

Dein, cum MILIA multa fecerimus,

266

28

190

26

 

 

1116

126

817

401

1116 = 36*31 = FW 41; 126:1116 = 18*(7:62) = 18*69; 817=67*13

Die Zahl 69 = 3*23 ist der Zahlenwert (ZW) von SATOR und bei der hohen Bedeutung des SATOR-Quadrats stets zu berücksichtigen.

Die FS 817 ist durch den Umkehrwert 13 teilbar und ebenso die FS 169 der obersten Zeile. Für die weiteren 3 Zeilen verbleibt die ZS 29*31 und die FS 54*13 = 702. Verstehbar sind diese Ergebnisse, wenn man die Werte von CLODIA–LESBIA und CATULLUS ermittelt:

 

ZS

FS

sm

FW1

FW2

sm

GS

CLODIA

46

38

84

25

21

46

130

LESBIA

42

29

71

12

29

41

112

sm

88

67

155

37

50

87

242

CATULLUS

103

71

174

103

71

174

348

GS

191

138

329

140

121

261

590

Wichtig ist die FS 138 = 2*69 der drei Namen, sodann die beiden durch 29 teilbaren Summen 87 und 174. Die Zahl 67 ist Faktor der FS 817 der 4 Verse.

Die ZS+FS 155 = 5*31 = FW 36 könnte Catull für die Festlegung der ZS 1116 = 31*36 gewählt haben, um in der Addition beider Faktoren die FS 67 zu berücksichtigen. Auch die Addition der oben genannten Faktoren 54*13 ergibt 67.

3.      Die Initialen der drei Namen CLODIA LESBIA CATVLLVS sind gleichzeitig Zahlzeichen, ebenso 8 weitere Buchstaben. Die Initialen von MILLE und CENTVM entsprechen als Zahlzeichen der Bedeutung der Wörter. Es mag daher reizvoll für Catull gewesen sein, die Zahl der Küsse in den Zahlzeichen der Wörter darzustellen, die darauf Bezug nehmen. Es sind 7 Zahlwörter und 4 Adjektivattribute im Verhältnis 4:3 und 3:1. Wie sich noch zeigen wird, haben die Werte beider Substantiv- und Adjektivgruppen jeweils gleiche Teiler:

7

Da mi BASIA MILLE, deinde CENTUM,

8

dein MILLE ALTERA, dein SECUNDA CENTUM,

9

deinde usque ALTERA MILLE, deinde CENTUM.

10

Dein, cum MILIA MULTA fecerimus,

Die Zahlzeichen von CLODIA–LESBIA und von CATVLLVS ergeben die Summen 702+210 = 912. Die FS 702 ist bereits oben begegnet. Die ZW/FW-Verrechnung liefert folgendes Ergebnis:

 

 

 

sm

FW

sm

ZS

702

210

912

30

 

FW

24

17

41

41

 

sm

 

 

953

71

 

FW

 

 

953

71

1024

Die Zahlen 912, und 30+41= 71 werden wieder bei der Gesamtzahl der Küsse von Bedeutung sein. Weiterhin von Interesse ist die Verbindung der ZW der drei Namen mit den Ergebnissen der Zahlzeichen:

 

Cl/Les

Catull

sm

FW

sm

FW

ZS

88

702

103

210

1103

1103

 

 

FW

17

24

103

17

161

30

 

 

sm

 

 

 

 

1264

1133

2397

67

FW

 

 

 

 

87

114

201

70

sm

 

137

Die Primzahl 1103 ist die Hälfte der Zahlzeichenwerte von MILLE und CENTUM: 1101+1105 = 2206. Die FS 161 = 7*23 wird für die Gesamtzahl der Küsse relevant werden. Die ZS 217+266 = 7*(31+38) = 7*69 = 3*161 der Verse 7 und 10 könnten sich am Wert 161 orientiert haben.

4.      Nach Substantiven und Adjektiven geordnet, haben die Zahlzeichen der 11 Wörter folgende Werte:

MILLE (3)

MILIA

sm

Fkt.

ALTERA (2)

MVLTA

sm

Fkt.

21 ZZ

3303

1052

4355

5*13*67

100

1055

1155

5*11*21

12 ZZ

CENTVM (3)

 

3315

5*13*51

SECVNDA

 

605

5*11*11

GS

sm

 

7670

65*118

 

 

1760

55*32

9430

Den 7:4 Wörtern entspricht das Zahlenverhältnis der Zahlzeichen: 21:12 = 7:4.

Catull hat die Summe 4355 gewählt, um die FS 817 = 13*67 der Verse 7-10 festzulegen.

Die durch 10 geteilte Gesamtsumme 943 besteht aus den Faktoren 41*23. Fügt man zu 23 den FW 7 der Zahl 10, setzt sich der FW aus 41+30 = 71 zusammen. Somit hat Catull die oben aus den drei Namen ermittelten Werte für die Gesamtzahl der Küsse verwendet. Die Zahl 943 ist eine andere Schreibung für 912, da 4*3 12 ergibt. Das geometrische Bezugsmodell sind die drei Seiten der Tetraktys, die im Verhältnis der Teilzahl 12 zur Gesamtzahl 21 das Verhältnis 4:7 bilden:

Die ZW/FW-Verrechnung der 4 Summen liefert auf der dritten Stufe ein Ergebnis, das die Bedeutung der Umkehrzahlen 12 und 21 unterstreicht:

 

 

 

 

 

sm

FW

sm

FW

ZS

4355

3315

1155

605

9430

71

 

 

FW

85

38

26

27

176

19

 

 

sm

 

 

 

 

9606

90

9696

114

FW

 

 

 

 

1606

13

1619

1619

sm

 

1733

Die Primzahl 1733 ist aufgeteilt zu denken in die FS 17 und ZS 33: 12+21 = 33; 7+10 = 17.

Umkehrergebnisse mit den Zahlen 1 und 2 werden auch bei der Verrechnung ZS+FS 1116+871 der 4 Verse erkennbar. Bereits die Faktoren 31 und 13 sind Umkehrungen:

 

 

 

sm

FW

sm

FW

ZS

1116

871

1987

1987

 

 

FW

41

80

121

22

 

 

sm

 

 

2108

2009

4117

4117

FW

 

 

52

55

107

107

sm

 

 

 

 

 

4224

Das Umkehrungsergebnis 4224 ist auf zwei Tetraktysrahmen (s.o.) beziehbar: 2*(3*7) = 42 und 2*(3*4) = 24.

5.      Die Berechnung der Küsse kann durch drei zusätzliche Summen erweitert werden.

      Es werden die FW der Zahlzeichenbedeutungen (ZZ), z.B. 1000 = FW 21, ermittelt.

        Es werden die ZW der der Zahlzeichen und deren FW ermittelt, z.B. M = 12 = FW 7.

ZZ

sm

ZW

sm

GS

 

ZS

FS

 

ZS

FS

 

 

 

9430

393

9823

367

257

624

10447

31*337

9823=11*19*47

624=48*13>24

101

101

36*293 > 303

10548

469

Die neue Gesamtsumme 10447 ist durch den ZW 31 von BASIA selbst teilbar. Der FW 368 ist 16*23 = FW 31.

Die beiden ZS+FS sind ähnlich wie oben einmal durch 11 und einmal durch 13 teilbar. Der FW von 10548 ist 303, die ZS des SATOR-Quadrats. Die Summe 469 besteht aus den Faktoren 7*67.

6.      Die Summe der Zahlzeichenwerte und Buchstabenwerte von MILLE ist 1101+48 = 1149 = 3*383 = FW 386. Es ist anzunehmen, daß Catull die ZS+FS 386 (217+169) von Vers 7, der mit der Aufzählung der Tausender beginnt, von dieser Doppelzählung von MILLE übernommen hat.

 

Erstellt: September 2009

 

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