Weise
ist der, der weiß, daß er nur begrenzt weiß.
Weltsicht und
Selbstverständnis einer Person sind stets vorläufig und frei für Erweiterung
und Veränderung. "Panta rei"
– Alles ist im Fluß! (Heraklit)
WORUM ES GEHT
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Von dem griechischen
Mathematiker und Philosoph Pythagoras (540-500), der sich in Unteritalien
niederließ, ist der Ausspruch überliefert, daß in den Zahlen 1–4 das ganze Zahlensystem
enthalten sei. Diese vier Grundzahlen, die er durch Punkte in einem
gleichseitigen Dreieck darstellte, sind unter dem Begriff Tetraktys bekannt. Den Ausgangspunkt seiner mathematischen
und philosophischen Überlegungen dürfte Pythagoras bereits vorgefunden haben.
Auch die Römer erhielten schon früh Kenntnis davon und erwarben sich in der
Errichtung des VESTA-Kultes ein umfassendes Wissen über die Bedeutung der Zahlen. In ihnen spiegelte sich
für sie die göttliche Ordnung des Kosmos wider. Sie erkannten Beziehungen zur
ihrer Sprache, deren Alphabet 21 Buchstaben umfaßte, und
brachten schriftliche Dokumente in Übereinstimmung mit Sinnstrukturen der
Zahlen. Siehe dazu: Bedeutung des Wortes VESTA.
Der
VESTA-Kult wurde nach römischer Überlieferung unter dem zweiten König Numa
Pompilius um etwa 700 v.Chr. eingeführt. Numa wurde gelegentlich als Schüler
des Pythagoras bezeichnet, z.B. von Ovid, Epistulae ex Ponto III,3,44, was
zwar historisch nicht stimmen kann, aber darauf hinweist, daß dem König
besondere mathematische Kenntnisse zugeschrieben wurden. Numa soll auch den bis
dahin geltenden 10 Monaten 2 weitere hinzugefügt haben. Sein Kalender zeigt bereits
voll entwickelte Einsichten in die Strukturen und Bedeutungen des
Dezimalsystems.
Daß
den Eingeweihten Schweigen über ihr Wissen auferlegt war, geht aus einem
Anagramm des Wortes VESTA selbst hervor: VESTA VETAS heißt VESTA, du
verbietest. Wenn das Eigentliche nicht öffentlich gesagt werden konnte,
wurde alles Reden und Tun auf eine analoge Ebene transponiert in logischer
Übereinstimmung mit dem Eigentlichen – oder wurde durch Vortäuschen von
Nichtwissen oder durch phantasievolle Erklärung sogar bewußt verhüllt. Das
göttliche Mysterium des Unsagbaren wurde geschützt, umschrieben und überwölbt
von einem Himmel religiöser Kulte und Gottheiten, deren geistige Gestalt sich
nach der übergeordneten Wirklichkeit objektiver Zahlenbedeutungen bestimmte.
Die geistige Leistung der römischen Kultur scheint demnach darin zu bestehen,
Unaussprechbares in aussprechbares Denken, Reden und Handeln zu übersetzen. Die literarischen Überlieferungen bedienen sich
daher wesentlich einer metonymischen Redeweise.
Auf diese Weise war römisches Denken frei und gefangen
zugleich: frei, weil es in der Erforschung der Zahlen zu unübertroffener
Erkenntnis göttlicher Weisheit gelangte, gefangen darin, daß komplizierteste
Sinnkonstruktionen an gematrische Werte von Göttergemeinschaften, z.B. der kapitolinischen
Trias, Begriffen und Formeln gebunden waren,
und der Name ROMA selbst eine
sakrale Romidee schuf, die dem Christentum mit Unverständnis und Ablehnung
gegenüberstand, obwohl das gematrische System selbst – und mit ihm die Romidee
– auf die Erfüllung seiner eigenen Vorläufigkeit angelegt war, wie etwa aus der
4.
Ekloge Vergils zu ersehen ist. Der
berühmte MOS MAIORUM – die
Vorbildfunktion der Vorfahren – verhinderte das Auseinanderdriften einer
schizophrenen Situation: Das Mitschleppen unzähliger Götterkulte trotz des
überlegenen und sicheren Wissens um die Einheit Gottes in drei Personen, wie
sie aus dem Grundmodell des Tetraktyssterns zweifelsfrei hervorgeht. Über die Gründe, warum das
gematrische System der Römer nie enthüllt oder dargestellt wurde, habe ich einige Überlegungen im Zusammenhang mit der Bittschrift des Symmachus im Jahr 383 angestellt.
Herausragende Manifestation der
theologisch-gematrischen Bemühungen ist das Palindrom SATOR AREPO TENET OPERA ROTAS, das in Quadratform angeordnet ist. Darin ist jedem Buchstaben ein
Zahlenwert gemäß seiner Reihenfolge im Alphabet zugeordnet. Ebenso haben sich
alle klassischen Dichter ab Catull, aber selbst der Historiker Sallust
und – zumindest in einigen Textstellen – Cicero, der unendlichen Mühe unterzogen, alle
Wörter in Zahlenwerte umzusetzen und den Aufbau ihrer Werke bis ins Einzelne
nach dem Bedeutungssinn der Zahlen anzuordnen. Aus analysierten Texten geht
hervor, daß die Autoren ein überragendes Wissen von den Bedeutungen jeder Zahl
besaßen. In ihrer Muttersprache sahen sie die göttliche Weisheit der Zahlen
wunderbar gegenwärtig, sie kleideten ihre Sprachkunstwerke in kühnste
Zahlenkonstruktionen und strebten danach, Wörter und Sätze in geometrischen
Modellen so anzuordnen, daß ähnlich den numerischen Grundmustern sinnvolle
Zahlenverhältnisse und Ergebnisse entstanden. Sie strebten eine vollkommene gematrische Vernetzung ihrer Werke an.
Buchstaben und
Wörter, die auf geometrischen Figuren angeordnet werden, wirken befremdlich und
verfremdend. Die Verrätselung der Weisheitserkenntnisse gehört jedoch zum
System der Geheimhaltung.
Das
Unsagbare des göttlichen Geheimnisses ist zwar in den Modellen des
Dezimalsystems und in den Zahlen selbst gegenwärtig, aber deren Geheimnisse
erweisen sich ihrerseits als unsagbar. Also wird erkannte göttliche Weisheit in
die Zahlenwerte von Wörtern gekleidet, die als geistige Bausteine zu einer
vielgestaltigen Ordnung der göttlichen und geschöpflichen Sphäre
zusammengesetzt werden. Bildhafte Redeweise in der Dichtung hat so eine
fundamentale Begründung. Auch Prosatexte dürften diesem Gesetz bildhafter Rede
verpflichtet gewesen sein, wenn es um religiöse Aussagen ging.
Es ist anzunehmen, daß man
es in Rom als eine Aufgabe der ganzen Gemeinschaft betrachtete, göttliche
Ordnung mittels sinngefügter Zahlenkonstruktionen in lateinischen Texten zu
verankern. Solche Texte konnten wiederum Modell für weitere Texte sein. Jeder
Autor, der gematrische Techniken anwandte, verfaßte daher seine Texte innerhalb
bestimmter Konventionen numerischen Denkens, sodaß sie von anderen Kennern der
Gematrie nachvollzogen werden konnten. Als Beispiel seien drei MAIA-Verse Vergils in der Aeneis
genannt, die Ovid in den Metamorphosen durch zwei weitere MAIA-Verse aufgreift und
weitergestaltet. Kollektiver Ehrgeiz führte zu immer neuen mathematischen
Kompositionen, musikalischen Werken vergleichbar. Jeder Gebildete konnte Neues
entdecken und auf verschiedene Weise einen individuellen Beitrag zur Sprach-
und Kulturgemeinschaft leisten. Dabei dürften sich in einem selektiven Prozeß
Konventionen und Muster von Zahlenbedeutungen herausgebildet haben, die es aus
der Fülle der Möglichkeiten von Berechnungen und Ergebnissen herauszufiltern
und auszuloten gilt.
Die römischen Schriftsteller
und Dichter leisteten ihren mühevollen Dienst zur Ehre des Schöpfers aller
Dinge, zum Ruhm ihrer Nation und zur Erfüllung ihres persönlichen Lebenssinnes.
Uns Nachgeborenen bieten sie die einzigartige Möglichkeit, jahrhundertelang
verborgene Schätze des Geistes zu heben, die in logische Formen sinngefügter
Ordnung gegossen sind.
Es war also römischem Denken
unmöglich, Lebensordnungen von Zahlenordnungen zu trennen, oder positiv
ausgedrückt: Zahlenordnungen bestimmten die Identität römischen Denkens. Jeder
Buchstabe und jede Buchstabenfolge ist bin ins kleinste Detail an geometrische
und numerische Modelle rückgebunden und von ihnen gesteuert. So durch
mathematisch-objektive Ordnungen zu innerer Freiheit gelangt und von ihnen
geleitet, vermochte römisches Denken, in der Vielfalt der Schöpfung den
Widerschein göttlicher Ordnung und einen unablässig wirkenden und
"webenden" persönlichen Gott zu erfahren und selbst genaueste
Ordnungen zu errichten. Von der Kehrseite dieses Denkens war bereits oben die
Rede.
Ausgangspunkt
aller Zahlenbedeutungen sind die Eigenschaften des Kreises, die wesentliche Elemente des Dezimalsystems
aufzeigen. Wichtig ist auch die Darstellung der Zahlen 1-10 als Maßeinheiten auf einer Strecke, wobei der Zahl Null eine besondere Bedeutung
zukommt.
In den
Bedingungen des Kreises und des Dezimalsystems erkannten die Römer
Grundelemente einer göttlichen Ordnung, aber auch Beweise für eine Gottesvorstellung,
die in der christlichen Offenbarungsreligion als ein Gott in drei Personen
bekannt ist. Die Existenz einer Gemeinschaft dreier Staatsgottheiten gibt dafür
Zeugnis.
Man
muß sich vorstellen, daß von Beginn dieser numerischen Beschäftigung an und im
Verlauf einiger Jahrhunderte unzählige Modelle durchgerechnet wurden, daß man
erkannte, daß sich die Ergebnisse gegenseitig stützten, und daß man so zu einer
unumstößlichen Grundlage verläßlicher Zahlenbedeutungen bis in mehrstellige
Zahlenbereiche hinein gelangte. Diesen Wissensbestand zu rekonstruieren, ist
als eine schwer lösbare Aufgabe anzusehen.
Daher ist
es nötig, eine Wesensbestimmung des Dezimalsystems vorzunehmen und diese anhand
konkreter Sprachzeugnisse als deckungsgleich mit den Ergebnissen des römischen
Denksystems zu erweisen.
Dabei ist
zu überlegen, welche wissenschaftliche
Grundhaltung erforderlich ist, um einem so schwierigen und komplexen
Gegenstand gerecht zu werden. Denn wenn den Zahlen ein geheiligter und
göttlicher Rang zukommt, müssen angemessene Prinzipien einer ihnen gemäßen
Wissenschaft aufgezeigt werden. Dies habe ich in mehreren Schritten ausgeführt:
Ausgangspunkt ist der Begriff "ontologisches Prinzip". Dargelegt wird
sodann das religiöse Ethos der Römer, die Beziehungen zwischen Mensch und Gott
in den alttestamentlichen Psalmen und schließlich in knapper Form der Begriff
der christlichen Heilsgeschichte.
Mit
Hilfe einiger übergeordneter Prinzipien und geistiger Perspektiven kann es
durchaus gelingen, aus schriftlichen Zeugnissen der Römer genügend Hinweise auf
die Existenz einer mathematischen Geheimwissenschaft und eines staatlichen
Mysterienkultes zu finden. Eine solche Quelle ist etwa Ciceros Somnium Scipionis – Scipios
Traum, der bereits vor einigen Jahrzehnten als Initiation in einen
Mysterienkult gedeutet wurde. Ich ziehe es jedoch vor, zunächst die wichtigsten
Grundlagen des Dezimalsystems zu erforschen und ihre Gültigkeit an
Textbeispielen zu überprüfen.
Geisteswissenschaftlich
geht es um eine Schwierigkeit, die unser Zeitalter überwinden könnte, wenn
Reflexion und Denkkategorien ausreichten: In der gesamten bisherigen
Geistesgeschichte wurde antiker Geist faktisch immer rezipiert als eine
Verschmelzung von Gegenwartsbewußtsein und antikem Bewußtsein, ohne daß die
gemeinsame Bewußtseins- und Erkenntnisgrundlage ergründet wurde. Unsere Zeit
aber blickt darüber hinaus gleichsam museal zurück auf viele kulturelle
Ausprägungen, die in ihrer jeweiligen Eigenart gewürdigt werden. Wenn ein
Wissenschaftler über eine kunsthistorische oder geistesgeschichtliche
Einordnung und Erklärung des museal Vorliegenden hinausgeht, dann scheint er
allerdings mehr als seine Vorgänger dazu zu neigen, sein eigenes Bewußtsein dem
von ihm interpretierten als überlegen anzusehen, da er ja so viele
Kulturschöpfungen überblickt, sich selbst aber mit keiner identifiziert.
Bewußtsein
wird durch die je oberste Seinswirklichkeit bestimmt, mit der sich ein Mensch
identifiziert. Ist seine oberste Seinswirklichkeit der unendliche und
allmächtige Gott und Schöpfer aller Dinge, ist die nächste Frage, ob er diese
seine Überzeugung in wissenschaftliche Methodik und Sprache umsetzen will und
auch kann; und wenn er willens und fähig ist, ob er sich nicht in Anpassung an
geltende methodische Maßstäbe Grenzen wissenschaftlicher Aussage auferlegt, die
er eigentlich überwinden möchte.
Während
die verschiedenen Formen moderner Aufklärung und neuzeitlicher
Denkentwicklungen die Wirkweise und Geltung Gottes immer weiter aus dem
Denkhorizont ausschließen, da wissenschaftliche Methode ihn nicht mehr zu
integrieren vermag, gehe ich den umgekehrten Weg: Meine Methode ist gleichsam
die des deus ex machina:
Gott vermag alles und der Mensch nimmt wie einst Tantalos und Prometheus –
freilich nicht mit deren traurigem Ende – am Gastmahl seiner Weisheit teil. Der
Mensch ist nicht absolutes Subjekt der Geschichte, sondern – freiwillig oder
unfreiwilig – Subjekt der Pläne Gottes, die die Menschheitsgeschichte einem
Ziel entgegenführen, auf das alle früheren Epochen der Geschichte hingeordnet
sind. Unter dieser Perspektive scheint mir ein archimedischer Punkt
geisteswissenschaftlichen Verstehens und Interpretierens erreichbar.
Das
Bewußtsein derer, die gar nicht anders konnten als Sinndenken aus der Weisheit
der Zahlen zu schöpfen, ist für uns Heutige aus einem doppelten Grund
unerreichbar:
Erstens,
die Heilsgeschichte der Menschheit hat in der Selbstoffenbarung Gottes durch
den Gottmenschen Jesus Christus ein wesentliches Ziel erreicht, nämlich die
Unbekanntheit und Ferne Gottes beendet.
Der
zweite Grund besteht darin, daß eine Wissenschaft fehlt, die
religionsgeschichtliche und kulturelle Evolution von göttlicher Steuerung her
verstehen und darstellen könnte. Ein göttliche Steuerung menschlicher Geschicke
war römischem Denken aber so wesenseigen, daß Gott in einzigerartiger Weise mit
römischem Bewußtsein, das er selbst geschenkt hatte, zusammenarbeiten konnte.
Das
eigentliche religiöse Bewußtsein der Römer speiste sich aus einem rationalen
Konkurrenzmodell zur Vielfalt der Götterkulte: Aus den VESTA-Mysterien
schöpften die Römer die umfassende Weisheit des dreifaltigen Gottes. Aber mit
einer Mysterienreligion konnte man nicht regieren. Sie verfügte daher, die
traditionellen und neu eingeführten Kulte sorgfältig einzuhalten. Jede Gottheit
war somit eine PERSONA – einer Theatermaske vergleichbar – durch die der
eine wahre Gott wirkte. (s.a. Das Wesen
römischer Dichtung.) Die Parallelität dieses religiösen
Systems konnte letzlich nur als vorläufig empfunden werden. Anzeichen hierfür
sind allgemeine Heilserwartungen, wie sie Vergil und Horaz formulierten (s.
oben). Aber wie unter den jüdischen Schriftgelehrten weitgehende Einigkeit
bestand, daß die im Buch Daniel vorausgesagten 70 Jahreswochen bis zu Ankunft
des Messias abgelaufen waren und sie ihn dennoch ablehnten, so gerieten auch
die römischen Hoffnungen auf einen Welterlöser in allmähliche Vergessenheit.
Wissenschaftlichem
Bewußtsein in der Erforschung der Menschheitsgeschichte sollten einige
Tatsachen über die conditio humana
und über Gottes Heilswillen zugrunde liegen: der Mensch als Ebenbild Gottes,
ausgestattet mit einer unsterblichen Seele und bestimmt zu ewiger Gemeinschaft
mit Gott; die Heilsbedürftigkeit des Menschen und Gottes hilfreiche Vorsehung
durch eine lange Evolution der Geschichte, schließlich die Heilstat der zweiten
göttlichen Person in seiner Menschwerdung, seinem Leiden und Sterben. Auf diese
Weise werden die Menschen, die vor dreißigtausend oder dreitausend Jahren
lebten, nicht mehr nur als wissenschaftliche Objekte wahrgenommen, sondern in
mitfühlendem Verstehen als Vorfahren, die es schwerer hatten als wir, mit denen
wir aber dieselbe Aufgabe der Lebensbewältigung teilen.
Wissenschaftliches
Forschen ist selbst ein Geschenk Gottes und sollte seiner höheren Ehre dienen.
Wahre Wissenschaft ist also göttliche Wissenschaft. Menschliche
Wissenschaft unterliegt der unablässigen Selbsttäuschung, in
Teilwahrheiten die ganze Wahrheit zu besitzen, bzw. in der trügerischen
Hoffnung, die ganze Wahrheit in der Zukunft zu erringen.
Die
Evolution menschlicher Kultur ist das Werk des göttlichen Geistes, "der
durch die Propheten gesprochen hat" (qui locutus est per prophetas). Das
trifft auch für den unlöslichen Zusammenhang zwischen dezimaler Zahlenordnung,
Sprache und Alphabet der Römer zu. Man kann so weit gehen zu sagen, daß, bevor
das Wort Fleisch wurde, es sich den Römern in ihrer Sprache und ihren
Schriftzeichen schenkte. In dem Maße wie diese die Zusammenhänge zwischen
Sprache und Zahlsystem erkannten, waren sie zu einer aktiven Mitgestaltung von
Alphabet und Sprache berufen, sodaß es scheinen konnte, daß Gott seine ewige
Ordnung erst durch diese Mitwirkung vollenden wollte.
Wissenschaft
kann nur der Wahrheit dienen aus einem vorausliegenden Bewußtsein, daß alles
Geschenk und Wunder ist, daß der Mensch sich nicht selbst trägt, sondern
getragen wird und wie ein Blinder vom göttlichen Geist zum Licht der Erkenntnis
und zur Endgestalt sinngewirkter Geschichte geführt wird. Also wäre es die
besondere Aufgabe des Wissenschaftlers, Gottes wunderbare Spuren im Leben und
der Geschichte der Völker und ihrer Kulturen aufzuspüren.
Den
Gesetzen der anorganischen und organischen Natur liegen die umfassenden
Sinnstrukturen der Zahlen zugrunde, die bei jeder konkreten Berechnung und
Analyse bis in feinste Verästelungen, ja endlos fortgesetzt werden könnten wie
die Kommastellen der Kreisformel p. Jede
Erhellung einer Sinnstruktur kann daher abgebrochen werden in dem Bewußtsein,
sie bei Bedarf weiter zu differenzieren.
Unter
heilsgeschichtlicher Perspektive hat die lateinische Sprache in ihrer Ganzheit
hieratischen Charakter, d.h., sie ist Monument gewordenes Instrument, um die
Objektivität des Seins vollkommener in Worte zu fassen als jede andere Sprache.