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Die Kreuzesinschrift als magisches Quadrat

B. Inhaltliche Aussagen

I. Einleitung

II. ARSE VERSE

III. IVRAS

IV. VSREE – VERSE

I. Einleitung

1.       Welche Ansatzpunkte gibt es für eine Interpretation des Quadrats, die über das bisher Gesagte hinausgeht? Zunächst sei bereits hier dieses Quadrat mit dem SATOR-Quadrat in Verbindung gebracht. Wie dieses unrsprünglich unten links in vertikaler Richtung begann und später mit einer Drehung nach rechts in die erste Horizontalzeile rückte, so ist auch mit dem magischen Quadrat der Kreuzesinschrift zu verfahren.

Die erste Zeile lautete bisher SEOZE. Man wird bei diesem Wort am ehesten an den Imperativ des griechischen Wortes sozeinretten denken. SOZE heißt also rette. Mit Buchstabenumstellung heißt ESOZE (Imperfekt) er rettete.

Nun lautet die erste Zeile IVRAS, weshalb man dem Quadrat auch diesen Namen geben kann. Mit SATOR hat IVRAS die Buchstaben RAS gemeinsam, die in der Kreuzesinschrift dreimal vorkommen.

Die beiden nicht gemeinsamen Buchstaben kann man zu IVTORHelfer verbinden.

2.       Wenn die Römer im Dezimalsystem göttliche Weisheit und den Zusammenhang von einem Gott in drei Personen erkannten und wenn demzufolge ihre Zahlenkenntnisse ihre Denkstruktur und ihre gesamte Kultur prägten, besteht für den göttlichen Heilsplan kein Grund, nicht an konkrete Ergebnisse dieser Kultur anzuknüpfen. Dies ist die Grundannahme für den weiteren Interpretationsgang.

3.       Der Leser dieses Teils der Untersuchungen sollte sich mit den ersten beiden vertraut gemacht haben, da auf dortige Erkenntnisse zurückgegriffen wird.

II. ARSE VERSE

1.       Der eigentliche Anknüpfungspunkt für inhaltliche Aussagen ist VERSE in der 5. Zeile. Dieses Wort ist uns auf Umwegen überliefert worden: Der Grammatiker Verrius Flaccus verfaßte um die Zeitenwende ein umfangreiches Werk über die Bedeutung der Wörter (De verborum significatu), das im 2. Jahrhundert von dem Grammatiker Festus (Sextus Pompeius) auf 20 Bücher verkürzt wurde. Eine weitere Kürzung nahm im 8. Jahrhundert der Mönch Paulus Diaconus auf Montecassino vor.

Der lateinische Text lautet:

ARSEVERSE averte ignem significat. Tuscorum enim lingua ARSE averte, VERSE ignem constat appellari, unde Afranius ait: inscribat aliquis in ostio ARSEVERSE.

ARSEVERSE bedeutet wende das Feuer ab. Denn es steht fest, daß in der etruskischen Sprache ARSE halte ab und VERSE das Feuer heißt, weshalb Afranius sagt: Man schreibe auf die Tür ARSEVERSE.

Etruskische Herkunft der beiden Wörter wird in der modernen Sprachforschung nicht ausgeschlossen, doch werden auch andere Erklärungen vertreten. So führt man z.B. VERSE auf eine indogermanische Wurzel zurück, zu der griechisch pyr und deutsch Feuer gehört.

Eine Inschrift in Cortina beginnt mit den Wörtern ARSES VURSES (s.Internet). Auch über die sprachliche Zugehörigkeit dieser Wörter besteht keine Eindeutigkeit, Etruskisches scheint mit Oskisch-Umbrischem vermischt.

Die ganze Inschrift lautet: ARSE VURSE SETHLANS TEPHRAL APE TERMNU PISEST ESTU. Als Übersetzung wird vorgeschlagen: Wehre das Feuer ab, Vulkanus, der du zu Asche machst; an der Grenzgemarkung soll dir ein Sühneopfer dargebracht werden.

2.       Aus der ähnlichen Lautung von ARSES VURSES und ARSE VERSE lassen sich zwei Dinge entnehmen: Wesensmerkmale einer Zauberformel und lautlich-semantische Angleichung:

Zur Zauberformel gehört die Wiederholung gleicher Laute, z.B. in den bekannten ABRAKADABRA, HOKUSPOKUS, SIMSALABIM: Lautwiederholungen in einem oder mehr Wörtern nennt man eine Klangfigur, die "bezaubernd" auf das Ohr wirkt. Die Lautweiderholung selbst kann so gedeutet werden, daß mit der ersten Nennung das Zauberwesen aufmerksam gemacht und mit der zweiten sein Eingreifen ausgelöst wird.

Wie Zauberformeln zu bewerten sind, hängt mit der Gesinnung dessen zusammen, der sie gebraucht. Ihnen haftet menschliche Versuchung an, sich durch die richtige Formel übernatürliche Mächte und Geister dienstbar zu machen. Es werden eher dunkle als helle Mächte angerufen. Die zuvor genannten Zauberformeln freilich werden nicht ernsthaft gebraucht, sondern sind zu scherzhaften Ausdrücken für menschliche Zauberkünste jeder Art geworden. Sie selbst sind aus Verballhornung nicht verstandener Worte entstanden.

Die Wörter ARSES VURSES mögen in einer bestimmten Sprache (oskisch-umbrisch, etruskisch) bedeutungsmäßig und grammatisch richtig gebraucht und verstanden worden sein. Lateinischen Sprechern war (zu einer späteren Zeit) vielleicht noch der Sinn bekannt, aber da der lateinische Wortschatz diese Wörter in dem bestimmten Sinn nicht enthielt, konnte man sie entweder als unverständliche Zauberformel übernehmen oder sie der eigenen Sprache angleichen.

3.       Die Römer entschieden sich für die Angleichung an ihre Sprache, indem sie den Sinn mit entsprechenden eigenen Wörtern assoziierten. ARSE verstanden sie vom Verb ARDEREbrennen her, dessen Perfekt ARSI lautet und VERSE verbanden sie mit VERTEREwenden, umkehren und dem dazugehörigen Partizip VERSUM. Eine erste Umkehrung war vollzogen: Was vorher Verb + Substantiv war, wurde zu Substantiv + Verb.

Die Angleichung besteht darin, daß die erste Silbe der beiden Verben durch SE fortgesetzt wird und dadurch eine Bedeutungsverbindung hergestellt wird.

ARSE VERSE bedeutet also: Kehre das Feuer um, bewirke, daß es in sich zurückkehrt.

4.       Wenn ARSE VERSE einen ernsthaften Bezug zur Kreuzesinschrift haben soll, müssen die beiden Wörter eine tiefere Sinnverankerung besitzen. Auf sie ist im vorhergehenden Kapitel bereits hingearbeitet worden. Es geht um die Umwandlung zweier Doppelrauten (DR) in einen Oktaeder: Von der vertikalen DR aus betrachtet müssen zunächst die beiden Querlinien nach hinten gefaltet werden. Dann muß die untere Raute um den Mittelpunktnach hinten oben herumgeführt werde, bis die untere Ecke mit der oberen zu Deckung kommt.

Die Raute eines Hexagon (blau) besteht aus 2 Dreiecken, deren oberes die Gestalt eines A, die untere eines V hat. Wenn man nun die untere Raute nach hinten oben umfaltet und mit der oberen Spitze vereinigt, wird aus der A-Form der unteren Raute die V-Form. Auf diese Weise kehrt sich das A von ARSE zum V von VERSE um:

Bezeichnet man in 8-förmigem Umlauf die Punkte und Linien des DR-Rahmens mit den Buchstaben des Alphabets, kommt man mit dem R zum Ausgangsbuchstaben A. Durch eine erneute Richtungsänderung kann man nun bis zum Z die "Füllung" des DR-Rahmens besetzen. Die Buchstaben A und V befinden sich im unteren und oberen Dreieck der unteren Raute und werden bei der Oktaederbildung umgekehrt.

Dasselbe gilt auch für die Buchstaben RSE, die den Wörtern ARSE VERSE gemeinsam sind. Übrig bleibt die Grußformel AVE, die in der unteren Raute von unten nach oben gelesen werden kann. Ihr Zahlwert 26 stimmt mit der Zahl der Oktaederelemente (6 Ecken, 8 Flächen, 12 Linien) überein. In ihren 3 Buchstaben manifestieren sich die 3 göttlichen Personen.

Die Grußformel AVE stiftet nicht nur Gemeinschaft unter den Menschen, sondern auch zum Göttlichen. Daher ist ARSE VERSE mehr als eine magische Zauberformel. Es kommt ihr über eine objektive segnende Bedeutung zu, wenngleich die Gesinnung dessen, der sie gebraucht, eine entscheidende Rolle spielt.

5.       ARSE VERSE hat folgende Zahlenbeziehungen zu den Namen IESVS NAZARENVS der Kreuzesinschrift:

 

ZS

FS

Sm.

 

ZS

FS

Sm.

IESVS

70

36

106

ARSE

41

31

72

NAZARENVS

111

90

211

VERSE

65

44

109

Sm.

181

126

317

 

106

75

181

Der Zahlensumme (ZS) + Faktorensumme (FS) von IESVS entspricht die ZS 106 von ARSE VERSE, während umgekehrt die ZS 181 gleich der ZS+FS von ARSE VERSE ist. Jesus, der Mann aus Nazareth, ist also der, der die Menschen vor Unheil zu bewahren vermag.

III. IVRAS

1.       IVRAS ist die einzige eindeutige lateinische Wortform und bedeutet du schwörst.

Als Imperativ heißt IVRA schwöre und als Plural von IVS die Rechte.

Schließlich ist in den 5 Buchstaben noch VRASdu mögest verbrennen enthalten.

Die ZS+FS der 4 Wortformen sind:

 

ZS

FS

Sm.

 

ZS

FS

Sm.

IVRAS

65

41

106

VRAS

56

35

91

IVRA

47

33

80

 

 

 

 

IVRA

47

33

80

 

 

 

 

Sm.

159

107

266

 

 

 

 

266:91 = 7*(38:13) = 357

Die 4 Wortformen bestehen aus 17 Buchstaben, deren durchschnittliche ZS+FS 21 beträgt. Die ZS+FS 106 von IVRAS stimmt mit der von IESVS überein.

Die ZS+FS von IESVS CHRISTVS ist ebenfalls durch 21 teilbar:

 

ZS

FS

Sm.

IESVS

70

36

106

CHRISTVS

112

76

188

 

182

112

294

357:294=21*(17:14)

2.       Dem Wort IVRAS der 1. Zeile steht im SATOR-Quadrat ROTAS in der 5. Zeile gegenüber. Als Verb heißt es du drehst und drehe, als Substantiv das Rad.

Auch die ZS+FS dieser 3 Wortformen ist von Interesse:

 

ZS

FS

Sm.

ROTAS

69

54

 

ROTA

51

46

 

ROTA

51

46

 

 

171

146

317

Der Zahl 317 entspricht das Produkt 3*17 = 51 des ZW von ROTA.

3.       Die Bedeutung der 4 Wortformen von IVRAS ist schwierig zu ermitteln und vielleicht nicht ganz zu klären. Den Schlüssel für das Verständnis scheint wieder das Wort VERSE zu liefern. Es fordert gewissermaßen auf, seine eigenen Bestandteile neu zusammenzusetzen: Eine Buchstabenumstellung ergibt die Wortform SERVE, den Vokativ von SERVUSSklave.

VERSE SERVE heißt zunächst Ändere die Anrede "Sklave". Als Adressat dieser Bitte kann Jesus gemeint sein, der vom Vater den Auftrag erhielt, eine neue Gemeinschaft zwischen Gott und den Menschen zu gründen. Sein Auftrag an seinen Sohn lautet also etwa: Befreie von der Sklaverei.

Der Evangelist Johannes überliefert ein Streitgespräch Jesu mit den Juden im Tempel von Jerusalem wenige Tage vor seiner Verurteilung zum Kreuzestod. Darin macht er klar, daß, wer nach der Wahrheit, die Jesus lehrt, die Sklaverei der Sünde überwindet. (Joh 8, 31ff.)

Der Apostel Paulus führt das Gesetz der Unfreiheit auf die Sünde des ersten Menschenpaares zurück:

Durch einen einzigen Menschen kam die Sünde in die Welt und durch die Sünde der Tod und auf diese Weise gelangte der Tod zu allen Menschen, weil all sündigten. (Röm 5,12)

Das Gesetz der Sünde konnte nur aufgehoben werden durch den, der nicht gesündigt hat.

Wie durch den Ungehorsam des einen Menschen die vielen zu Sündern wurden, so werden auch durch den Gehorsam des einen die vielen zu Gerechten gemacht werden. (Röm 5,19)

Alle, die diesem Gesetz unterstellt sind, sind den Angriffen des Teufels ausgeliefert, der Personifikation der gestürzten Engel. Dieser strebt danach, den Menschen ganz in seine Gewalt zu bringen, wie es die Versuchung Jesu zeigt:

Das alles will ich dir geben, wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest. (Mt 4,9)

Wenn der Teufel mit so verwegener Frechheit vor den Gottessohn hintritt, wie sehr versucht er dann, die Menschen sich dienstbar zu machen durch die Aufforderung IVRA, SERVESchwöre, Sklave.

4.       VERSE SERVE–läßt sich auch verstehen als Wende/verwandle, Sklave. Damit kann Jesus selbst verstanden sein, der vom Vater den Auftrag zur Erlösung der Menschheit erhält. Darüber sagt Jesus:

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele (Mt 20:28).

Im Philipperbrief 2,7f. sagt Paulus:

(Christus Jesus) war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein, sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich; er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz.

5.       Nach der Sünde des ersten Menschenpaares ließ es die Gerechtigkeit Gottes nicht zu, die ursprüngliche Gemeinschaft des Menschen mit Gott ohne eine besondere Sühnetat wiederherzustellen. Mit der Substantivform IVRA ist also der Rechtszustand zwischen Gott und Mensch gemeint. Die Menschheit fleht durch zwei Bitten zu Gott, die Härte dieses Gesetzes aufzuheben: IVRA VERSEWende das Gesetz der Gerechtigkeit und IVRA VRASVerbrenne das Gesetz, das bisher galt. Paulus spricht von einem Schuldschein, der durch die Sühnetat Christi getilgt wurde:

Er hat den Schuldschein, der gegen uns sprach, durchgestrichen und seine Forderungen, die uns anklagten, aufgehoben. Er hat ihn dadurch getilgt, daß er ihn an das Kreuz geheftet hat. (Kol 2,14)

Die beiden Ausdrücke sind durch Zahlenverhältnisse miteinander verbunden:

 

IVRA

VERSE

Sm.

IVRA

VRAS

Sm.

GS

ZS

47

65

112

47

56

103

215

FS

33

44

77

33

35

68

145

112:77=7*(16:11)

189

 

 

171

360

189:171 = 9*(21:19); 215:145 = 5*(43:29)

64:48 = 16*(4:3)

Der ZW 112 von IVRA VERSE ist derselbe wie der von CHRISTVS.

6.       Die ZS+FS der Verbform IVRASdu schwörst ist 65+41 = 106 und dieselbe wie die von IESVS (70+36). Man kann wiederum SATOR voranstellen. Gemeint sind Zusagen Gottes an die Menschen. Im Alten Testament spricht Gott mehrmals "Ich habe bei mir geschworen", z.B. nachdem Abraham Gottes Befehl, seinen Sohn Isaak zu opfern, ausführen wollte:

Ich habe bei mir geschworen - Spruch des Herrn: Weil du das getan hast und deinen einzigen Sohn mir nicht vorenthalten hast, will ich dir Segen schenken in Fülle und deine Nachkommen zahlreich machen wie die Sterne am Himmel. (Gen 22,16f)

Jesus Christus selbst ist IVRAS, die Zusage Gottes, eine neue Gemeinschaft zwischen Mensch und Gott zu stiften. Jesus spricht Worte des "ewigen Lebens" (Joh 6,68). Seine Botschaft wird bis ans Ende der Zeiten Gültigkeit besitzen:

Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen. (Mt 24,35)

Einem Schwur gleichkommt die verstärkende Aussage AMEN; AMEN in zahlreichen Aussagen Jesu; z.B:

Joh 8:51 Amen, Amen, ich sage euch: Wenn jemand an meinem Wort festhält, wird er auf ewig den Tod nicht schauen.

IVRAS ist die Antwort Gottes auf den Anspruch des Herrschers dieser Welt, des Teufels, der den Menschen durch IVRA auf sich verpflichten will:

Jetzt wird Gericht gehalten über diese Welt; jetzt wird der Herrscher dieser Welt hinausgeworfen werden. (Joh 12,31)

 

 

 

Erstellt:Februar 2008

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