Publius Vergilius Maro: 4. Ekloge
Text, Übersetzung
Das Weltenjahr von 12954 Jahren als
innerer Textkreis
Die Zahl 17 als gematrische Textstruktur
Die 4Werte der Zeilen und Wörter
Text
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Sicelides
Musae, paulo maiora canamus! non omnis arbusta
iuvant humilesque myricae; si
canimus silvas, silvae sint consule dignae. Ultima
Cumaei venit iam carminis aetas; magnus ab
integro saeclorum nascitur ordo. iam redit
et Virgo, redeunt Saturnia regna, iam
nova progenies caelo demittitur alto. tu modo
nascenti puero, quo ferrea primum desinet ac
toto surget gens aurea mundo, casta
fave Lucina: tuus iam regnat Apollo. Teque adeo
decus hoc aevi, te consule, inibit, Pollio, et
incipient magni procedere menses; te duce,
si qua manent sceleris vestigia nostri, inrita
perpetua solvent formidine terras. ille deum
vitam accipiet divisque videbit permixtos
heroas et ipse videbitur illis, pacatumque
reget patriis virtutibus orbem. At tibi
prima, puer, nullo munuscula cultu errantis
hederas passim cum baccare tellus mixtaque
ridenti colocasia fundet acantho. ipsae lacte
domum referent distenta capellae ubera, nec
magnos metuent armenta leones; ipsa tibi
blandos fundent cunabula flores. occidet et
serpens, et fallax herba veneni occidet;
Assyrium vulgo nascetur amomum. at simul
heroum laudes et facta parentis iam legere
et quae sit poteris cognoscere virtus, molli
paulatim flavescet campus arista incultisque
rubens pendebit sentibus uva et durae
quercus sudabunt roscida mella. pauca tamen
suberunt priscae vestigia fraudis, quae
temptare Thetim ratibus, quae cingere muris oppida,
quae iubeant telluri infindere sulcos. alter
erit tum Tiphys et altera quae vehat Argo delectos
heroas; erunt etiam altera bella atque
iterum ad Troiam magnus mittetur Achilles. hinc,
ubi iam firmata virum te fecerit aetas, cedet et
ipse mari vector, nec nautica pinus mutabit
merces; omnis feret omnia tellus. non rastros
patietur humus, non vinea falcem; robustus
quoque iam tauris iuga solvet arator. nec varios
discet mentiri lana colores, ipse sed in
pratis aries iam suave rubenti murice,
iam croceo mutabit vellera luto; sponte
sua sandyx pascentis vestiet agnos. Talia
saecla suis dixerunt currite fusis concordes
stabili fatorum numine Parcae. Adgredere o
magnos (aderit iam tempus) honores, cara
deum suboles, magnum Iovis incrementum! Aspice
convexo nutantem pondere mundum, terrasque
tractusque maris caelumque profundum; aspice,
venturo laetentur ut omnia saeclo! O mihi tum longae
maneat pars ultima vitae, spiritus et
quantum sat erit tua dicere facta! Non me
carminibus vincet nec Thracius Orpheus nec Linus,
huic mater quamvis atque huic pater adsit, Orphei
Calliopea, Lino formosus Apollo. Pan etiam,
Arcadia mecum si iudice certet, Pan
etiam Arcadia dicat se iudice victum. Incipe,
parve puer, risu cognoscere matrem (matri
longa decem tulerunt fastidia menses) incipe,
parve puer: qui non risere parenti, nec deus
hunc mensa, dea nec dignata cubili est. |
Übersetzung
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Sizilische Musen, ein wenig Größeres wollen wir singen. Nicht alle erfreuen Baumgärten und niedere Tamarisken. Singen wir Wälder, so sollen die Wälder eines Konsuls würdig
sein. Das letzte Zeitalter des cumäischen Liedes
ist schon gekommen. Die große Reihe der Jahrhunderte wird von
neuem geboren. Schon kehrt auch die Jungfrau, kehrt
Saturnus' Reich wieder, Schon wird ein neuer Sproß hoch vom Himmel
herabgesandt. Sei du nur dem Kinde, das geboren wird,
mit dem zuerst das eiserne Geschlecht aufhören und in der ganzen Welt das
goldene sich erheben wird, gnädig und hold, reine Lucina; schon
herrscht ja dein (Bruder) Apollo. Und unter dir gerade als Konsul wird diese Ruhmeszier
der Zeit, unter dir beginnen, Pollio, und die großen Monate hervorgehen; Unter dir als Anführer, wenn noch Spuren unserer Schuld
bleiben, werden sie getilgt werden und von langer Angst die Erde
befreien. Er wird göttliches Leben empfangen und Heroen, unter
Göttern gesellt, schauen, und auch sie werden ihn schauen, er wird über eine Erde, befriedet von den hohen Kräften
seines Vaters, herrschen. Dir aber, Kind, wird die Erde, ohne Anbau, die ersten
kleinen Gaben, verschlungenen Efeu allenthalben mit Narden und Kolokasien zusammen mit lachendem Akanthus quellen
lassen. Von selbst werden milchstrotzende Euter die Ziegen
heimbringen, und die Herden den gewaltigen Löwen nicht fürchten
müssen. Von selbst wird deine Wiege sanfte Blumen sprießen
lassen. Untergehen wird die Schlange und untergehen das gifttrügende Kraut; syrischer Balsam wird überall
ersprießen. Wenn du aber den Ruhm der Heroen und deines Vaters Taten nun lesen und erkennen kannst, was Mannes Wert ist, dann wird von weicher Ähre allmählich das Gefild
erblonden und ohne Anbau rot in Dornhecken die Traube hangen und die harten Eichen tauigen Honig schwitzen. Wenige Spuren der alten Schuld werden aber noch bleiben, die werden die Meergöttin mit Schiffen herausfordern,
mit Mauern eingürten die Städte, der Erde Furchen einschneiden. Da wird ein zweiter Tiphys sein und eine zweite Argo, erlesene Helden zu tragen, ja es wird selbst neuer Krieg
sein, und wieder wird ein gewaltiger Achilles nach Troja
geschickt werden. Dann, macht dich erst das gefestigte Alter zum Manne, wird auch der Seefahrer vom Meere weichen, und des
Schiffes Fichtenstamm wird keine Waren mehr tauschen: ein jedes Land wird
alles tragen, keine Hacken der Boden erleiden, kein Rebmesser der
Weingarten. Auch der derbe Ackersmann wird nun den Pflugstieren das
Joch lösen. Auch wird die Wolle keine bunten Farben vorzutäuschen
lernen, nein, von selbst wird auf der Wiese der Widder bald von
lieblich rotem Purpur, bald von Safrangelb das Fell bunt tragen, von selbst wird Scharlachrot die weidenden Lämmer
kleiden. "Solche Zeitalter lauft und bringet!" haben zu
ihren Spindeln gesagt einig in unwandelbarem Schicksalswalten die Parzen. O tritt an die hohen Ehren – gleich wird die Zeit dasein
–, teures Gotterkind, Jupiters hoher Zuwachs, sieh mit gewölbter Last das Weltall schwanken, Land und Meeresweiten und den tiefen Himmel, sieh, wie alles sich freut auf die nahende Weltzeit! O bliebe mir dann eines langen Lebens letzter Rest Und Atem, so viel genug ist, deine Taten zu dichten: Mich sollte in Liedern nicht Orpheus der Thraker, nicht Linus besiegen, ob auch dem einen seine Mutter und
dem andern sein Vater hülfe, Orpheus Kalliope, Linus der schöne Apollo. Pan sogar, und wenn er unter Arkadiens Richterspruch mit
mir um die Wette sänge, Pan sogar sollte nach Arkadiens Richterspruch sich
besiegt nennen. Fang an, kleiner Knabe, lächelnd deine Mutter zu
erkennen! Deiner Mutter haben zehn Monate lange Beschwerden
gebracht. Fang an, kleiner Knabe: wer der Mutter nicht
zugelächelt, kein Gott würdigte den des
Tischs, keine Göttin des Lagers. |
Anmerkungen zu
Text und Übersetzung
1.
Der lateinische Text ist in
originaler Genauigkeit wiedergegeben in:
Friedrich
Klingner, Vergil. Artemis 1967;
Vergil,
Landleben, Catalepton, Bucolica, Georgica. Lat.-dt. Artemis 1987
2.
Die Übersetzung habe ich von
Friedrich Klingner übernommen – und leicht überarbeitet.
3.
Die Zeilengliederung des Textes
stammt von Eduard Norden, Die Geburt des Kindes. Unveränderter Abdruck von 1924
in der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft Darmstadt 1969.
Erstellt: April 2009
Letzte Änderung: Mai 2013