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VESTA = ES TAV in 9 Versen der AENEIS

TEIL C2

IX. DIDO und ORODES

(4,547) Quin morere, ut merita es, ferroque averte dolorem.

Stirb doch, wie du es verdient hast, und beende deinen Schmerz durch das Schwert.

(10,739) Ille autem exspirans: 'Non me, quicumque es, inulto, /,

(victor)

Jener aber (sagte) sterbend: Wer du auch bist, du (wirst) nicht ungerächt über mich siegreich (sein).

1.      Die Sprecher dieser beiden Zeilen sind DIDO und ORODES. Schon beim ersten Hören fallen lautliche Gemeinsamkeiten auf:

       Beide Namen beginnen mit einer Sequenz von 3 Lauten, deren dritter zum ersten zurückkehrt. Die Reihenfolge der Laute ist einmal Konsonant-Vokal-Konsonant (DID) und einmal Vokal-Konsonant-Vokal (ORO).

       Die Silbe DO in DIDO kehrt sich um zu OD in ORODES.

2.       Von den genannten Gemeinsamkeit unberührt bleibt die Silbe ES.

3.       Die Silben DID und ORO lassen sich auf 2 gegenüberliegenden Kreislinienpunkten eintragen, wobei der dritte Buchstaben jeweils entbehrlich wird. Für die Darstellung beider Kreisbewegungen bietet sich ein Achsenkreuz im Kreis an:

Die ZW der beiden Buchstabenpaare sind die beiden Umkehrwerte 13 und 31. Ein vergleichbarer Umkehrwert für den Gesamt-ZW ergibt sich, wenn man zum ZW 31 für DIDO den ZW 72 für ORODES hinzuzählt: 31+72 = 103.

4.       Schreibt man die ZW für DO und OD nebeneinander, erhält man 414 und 144. Die Zahl 1 weist auf einen Mittelpunkt (MP), die doppelte Zahl 4 auf 2 symmetrische Seitenteile zu je 2 Punkte (P) und 2 Linien (L) hin. Beide Buchstabenpaare lassen sich in einem Achsenkreuz darstellen:

Nun enthält DIDO ein weiteres D und ORODES ein weiteres O. Als dreiachsige Figur aus je 9 Elementen kommt die Doppelraute (DR) in Frage, wobei der Mittelteil 4 Flächen (F) enthält:

5.       Die drei DO-Paare gruppieren die 4+10 = 10 Buchstaben der beiden Namen auf neue Weise: Man kann die 6 Buchstaben den 6 Kreislinienpunkten und die übrigen 4 Buchstaben dem MP und den 3 Ecken der Tetraktys zuordnen:

Die ZW der drei Seiten ergeben 30+51+53 = 134 und zusammen mit dem MP I den Umkehrwert 143.

6.       Die unter 4. dargestellte Schreibweise 414 für DO bedeutet 9 Durchmesserelememente, die auf 2*5 Radialelementen beruhen. Fügt man also zu den 9 DM-Elementen einen weiteren MP hinzu, ist das Verhältnis von Linien zu Punkten 4:6. Dieses Verhältnis entspricht der Buchstabenzahl von DIDO und ORODES. Da die beiden Namen denselben End- und Anfangsbuchstaben O enthalten, kann ein O entfallen, so daß aus 10 Radialelementen 9 DM-Elementen werden. Beide Zählaspekte mit den ZW 103+89 = 192 = 4*48 lassen sich durch ein Achsenkreuz darstellen:

Der ZW 48 der 3 MP verhält sich zum ZW 144 der übrigen 16 Elemente wie 1:3. Die ZW der 8L und 8P sind 84 und 60 im Verhältnis 12*(7:5). Das Verhältnis der 11 Punkte zu den 8 Linien beträgt 12*(9:7).

7.       Das Buchstabenpaar DO beherrscht auch inhaltlich beide Namen. Man kann das dreifache DOIch gebe als Haltung der göttlichen Trias gegenüber dem Menschen ansehen: Der Mensch erhält von den Göttern alles, was er zu seinem Glück braucht. Der Name ORO-DES wurde bereits gedeutet als Ich bitte, du mögest geben. Erst diese Bedeutung macht darauf aufmerksam, daß auch DIDO eine übersetzbare – griechische – Wortform ist. Sie ist 1. und 3. Ps. Sg. Konjunktiv Präsens von didomi. Abhängige Begehrsätze stehen im Griechischen üblicherweise nicht im Konjunktiv, aber die lateinische Konstruktion läßt sich hier ins Griechische übertragen. Sinnvoll ist die Übersetzuung in der 3. Person: Er möge geben. Als Antwort ist die (lateinische) Zusage enthalten: DO Ich gebe. Dido hat also jede Voraussetzung für ihr diesseitiges und jenseitiges Glück.

8.       Beide Verse verbindet der Bezug auf den Tod. Was erwartet den Menschen nach seinem Tod? Vergil läßt im 6. Buch keinen Zweifel darüber, daß der Mensch für seine Taten gerichtet wird: MINOS tritt als Gerichtsvorsitzender (quaesitor, Z.432) auf. Die Seelen werden nach der Schwere ihrer Schuld bestraft. Den Eingangsbereich der Unterwelt bewohnen die, die sich das Leben genommen haben lucemque perosi / proiecere animas (Z.435 f.) – und voll Haß auf das Licht ihr Leben hingeworfen haben. Dies trifft auch auf Dido zu, wenngleich Vergil sie am Ort der unglücklich Liebenden weilen läßt.

In den Namen DIDO und ORODES will Vergil offensichtlich zwei entgegengesetzte Schicksale nach dem Tod darstellen: auf der einen Seite die, die das göttliche Gesetz (FAS, Z.438) übertreten haben und immerwährende Strafe erleiden, auf der anderen jene, die sich um seine Einhaltung bemüht haben. DIDOS unstatthafte Liebesleidenschaft verwandelte sich in Haß gegen Aeneas und gegen sich selbst. In der zitierten Monologzeile spricht DIDO ihr eigenes Gerichtsurteil.

Wenn DIDO Inbegriff ewigen Heilsverlustes ist, obwohl Vergil sie wegen minder schwerer Schuld an den Anfang der Unterwelt versetzt, dann muß man die widernatürlichen Morde (8,483 ff.) ihres Pendants MEZZENTIUS mitbedenken, dessen Schuld am anderen Ende der Skala steht.

9.       In Rückwärtslesung kann man DIDO als ODI DIch hasse D, was man zu DEOSdie Götter ergänzen kann. Liest man dagegen ORODES von rückwärts, erhält man gleichsam als Antwort und entgegengesetzte Haltung SED OROAber Ich bitte (um ein Leben nach Gottes sittlicher Ordnung). Der ZW 31 weist DIDO wie jeden Menschen als ein Geschöpf des dreifaltigen Gottes aus. Umso strafwürdiger ist es, sich gegen das göttliche Gesetz zu stellen.

10.   Möchte man aus den 6 verschiedenen Buchstaben der beiden Namen Begriffe bilden, die auf das Schicksal nach dem Tod hinweisen, sind sowohl negative als auch positive Aussagen zu erwarten. Negativ ist die Aussage DIRO ESDu bist zu Unheilvollem bestimmt, positiv die Aussagen ORDIESDu wirst (ein neues Leben) beginnen (die reguläre Deponensform ist hier ignoriert) und DO ERISIch gebe: du wirst sein = du wirst weiterleben.

Zu beachten ist auch die Anordnung der 10 Buchstaben in der Tetraktys: Das Hexagon wird dominiert durch die Aussage ODI, die 3 Ecken ergeben RES, übersetzt Ich hasse die Dinge = Ich verzweifle am Sinn von allem.

Eine ander Lesart für RES ist ES R. Ergänzt man R zu REX König, erhält man den ZW 43 (wie AENEAS). Die Zahlen 2+3 beziehen sich dann auf die 5 Durchmesserelemente, die Zahlen 4+3 auf die 7 Elemente einer Tetraktysseite.

11.   Der Name ORODES, dessen Endsilbe ES auf das Thema ES TAV bezogen zu sehen ist, zeigt seine wahre Dimension, wenn man die Buchstaben zu ORDO ESDu bist die Ordnung zusammensetzt. Auch die Bildung ODOR ESDu bist der Wohlgeruch ist möglich, d.h., die göttliche Ordnung ist erfüllt von Schönheit und Harmonie und schenkt dem menschlichen Geist unaussprechliches Glück.

12.   Der ZW 497 je Zeile wiederholt sich in der Zahlensumme + Faktorensumme der 4 Namen:

 

Sprecher

ZS

FS

Adressat

ZS

FS

Gs.Sm.

Z.1

DIDO

31

23

DIDO

31

23

 

Z.2

ORODES

72

52

MEZZENTIVS

147

118

 

 

 

103

75

 

178

141

 

 

 

178

 

319

497

 

 

 

 

 

Erstellt: Juni 2005

 

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