IANUS und VESTA (4)
und ihre Beziehung zum Dezimalsystem
IV. Vesta und der
Götterkreis in 2 geometrischen Modellen
Ovid, Fasti 6, 249-260
a) Einleitung
Namen und besondere
Begriffe werden von den römischen Dichtern nicht einfach nach Bedarf verwendet,
sondern für sorgfältig ausgedachte Zahlenkonstruktionen ausgewählt. Dasselbe
gilt für die Verszahlen. Im folgenden Beitrag geht es um drei Modelle, von
denen zwei zu einem zusammengefaßt werden können. Zunächst werden die 19 Namensformen VEST- ermittelt und einem Modell
zugeordnet. Es folgen die übrigen Götternamen, die in ein bereits besprochenes Kreismodell der Göttergemeinschaften passen. Zuletzt werden die
Götternamen ein weiteres Mal gruppiert.
Während die Zuordnung der 19
Namensformen zu einer geometrischen Figur keine Schwierigkeit bereitet, bewegt
sich alles Übrige auf einer sehr hohen spekulativen und hypothetischen Ebene,
die gleichwohl ein erstaunliches Maß an Plausibilität aufweist.
Ovid
behandelt die Göttin VESTA unter dem 9. Juni.
b) 19-mal VEST-
1.
Die 19 Namensformen teilen sich in 4
verschiedene Gruppen auf. Sie werden zunächst in der Reihenfolge der Verszeilen
aufgeführt:
1 |
2 |
3 |
4 |
5 |
6 |
7 |
8 |
9 |
10 |
11 |
12 |
13 |
14 |
15 |
16 |
17 |
18 |
19 |
|
-a |
-ae |
-a |
-a |
-am |
-ae |
-a |
-a |
-am |
-ae |
-a |
-am |
-am |
-ae |
-aq |
-a |
-a |
-a |
-aq |
|
249 |
263 |
267 |
286 |
291 |
295 |
298 |
299 |
304 |
310 |
331 |
335 |
336 |
365 |
376 |
380 |
436 |
437 |
460 |
6318 |
2.
Die
Zahlenwerte (ZW) der 4 Gruppen sind:
|
V-A |
V-AE |
V-AM |
V-AQVE |
|
Hfgk. |
9 |
4 |
4 |
2 |
|
ZW einz. |
63 |
68 |
75 |
104 |
|
ZW gs. |
567 |
272 |
300 |
208 |
1347 |
|
1347 = 3*449 |
|
Man erkennt leicht die
Übereinstimmung des Faktors 449 mit der Häufigkeit 9-4-4. Die Grundform VESTA besetzt in Reihum-Numerierung die 7 Punkte bzw. 9 Positionen der Doppelraute,
jeweils 4 Formen sind den 8 Linien zuzuordnen, die beiden
Nominative mit dem Bindepartikel –QUE sind für die verbindenden Querlinien gedacht:
|
c) Die übrigen
Götter
1.
Die
110 Distichen enthalten 20 Götternamen und 2 Beinamen. Sie sollen der Reihe
nach mit ZW und Versnummern aufgeführt werden:
Ze. |
285 |
286 |
305 |
321 |
350 |
|
1547 |
|||
|
OPE |
IUNONEM |
CEREREMQUE |
SATURNI |
VACUNAE |
CYBELE |
PISTORIS |
IOVIS |
|
|
ZW |
34 |
86 |
105 |
97 |
63 |
48 |
119 |
70 |
622 |
|
Ze. |
353 |
354 |
360 |
375 |
378 |
381 |
386 |
|
2587 |
|
|
IUPPITER |
MARTI |
IUPPITER |
VENUS |
QUIRINUS |
IUPPITER |
CERERIS |
IUPPITER |
|
|
ZW |
109 |
58 |
109 |
76 |
122 |
109 |
74 |
109 |
766 |
|
Ze. |
391 |
394 |
421 |
425 |
460 |
|
|
|
2091 |
|
|
CERES |
PISTORI |
IOVI |
MINERVAE |
SMINTHEUS |
TELLUS |
|
|
|
|
ZW |
48 |
101 |
52 |
82 |
122 |
84 |
|
|
489 |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
1877 |
6225 |
2.
Von
den 22 Namensformen sind 2 mehrmals vertreten: CERES 3-mal, IUPPITER 6-mal, davon 2-mal in den Genitiv- und
Dativformen IOVIS, IOVI mit den ungewöhnlichen Beinamen PISTORIS PISTORI
(PISTOR
– Bäcker). Diese 11 Namen gehören 2 Gottheiten an, es bleiben 11 weitere übrig.
3.
Das
Verhältnis der Nominative von VESTA und IUPPITER
ist 9:4.
d) Das Kreismodell
1.
Unter
den 19 Namensformen der Göttin VESTA gibt es einzelnes Attribut: VESTAE ILIACAE 365. In der DR kann dieses zusätzliches Wort jedoch nicht untergebracht
werden. Daher ist an ein Modell zu denken, in dem ILIACAE PISTORIS PISTORI einen gemeinsamen Platz haben. Die Zeilennummer 365, die einen Jahreskreis
symoblisieren kann, weist auf das Kreismodell eines Pantheons hin, das ich in
einem früheren Kapitel rekonstruiert habe. Beide Modelle
sollen nebeneinander gestellt werden:
|
|
2.
Textbedingt
stehen im rechten Modell die meisten Götternamen nicht in der Grundform. Die
ersten beiden Triaden sind vollständig, die dritte wird ausschließlich von 3 Formen der Göttin CERES vertreten. Ovid macht sich
offensichtlich die grammatische Doublette LIBER LIBERA zunutze und überträgt sie kurzerhand auf CERES.
Der Platz des Gottes IANUS ist leer. Das führt zu der
Annahme, daß Ovid sein Modell wie eine Folie auf das Grundmodell auflegt, so
daß IANUS für beide Modelle zuständig ist,
zumal er ein zweites Mal eine Maßeinheit besetzt.
3.
An
der CERES-Trias fallen die Wiederholungen
der Buchstaben ERER/ERERE
auf. Sie vermitteln den Eindruck der zyklischen Wiederkehr. Die ZW/FW-Verrechnung der Verszeilen kann einen
Bedeutungshinweis geben:
|
ZW |
FW |
Sm. |
|
285 |
27 |
|
|
381 |
130 |
|
|
391 |
40 |
|
Sm. |
1057 |
197 |
|
FW |
158 |
197 |
355 |
Wenn VESTAE in der Verszeile 365 die Länge des reformierten
julianischen Kalenders repräsentiert, gibt die CERES-Trias die 355 Tage des alten Kalenderjahres
wieder.
Die Zahlensummen (ZS) der dritten
Trias auf den Punkten der beiden Modelle sind 137+227 = 364. Wie bereits in einem gesonderten Beitrag dargelegt, setzt sich die Zahl 137 aus den FW der Zahlen 113+114 zusammen: 113+24 = 137.
Durch Addition der Verszahl 365 zu 1057 ergibt sich die Zahl 1422, die Durchmesserelemente des Tetraktyssterns wiedergibt: 1+4 für den inneren
Kreis, 2+2 für den äußeren Kreisring.
4.
Die ZS der Namenspaare IOVIS PISTORIS, IOVI
PISTORI, VESTAE ILIACAE
ist die Zahl 449, die als Faktor der Zahlensumme der 19 Namensformen von VESTA bereits ermittelt wurde.
5.
Die ZS der 13 Namen ist 1024 = 210, der FW 20. Das Grundmodell hat die Gesamt-ZS 1545 mit dem FW 111. Beide FW
ergeben die trinitarische Umkehrzahl 131, die sich auch aus den beiden
Formen VESTA
(63) und VESTAE (68) ergibt.
6.
Die
Umkehrzahlen 13-31 hat Ovid auch auf die Initialen
abgestimmt:
|
Grund-M. |
Ovid-M. |
|
|
Punkte |
121 |
96 |
217 |
7*31 |
Linien |
117 |
39 |
156 |
12*13 |
|
|
|
373 |
|
Die Umkehrzahl 373 spiegelt die Punkteverteilung des Tetraktyssterns und seiner
zyklischen Ordnung wider.
e) Die Götter in
der Doppelraute
1.
Das
ovidische Kreismodell hat nur einen Teil der vorkommenden Götter
berücksichtigt. Nachdem die beiden Beinamen ihre Anwendung gefunden haben,
können sie entfallen. Es bleiben noch 20 Namensformen. Damit bleibt ein Element von 21 unbesetzt. Da im Kreismodell IUPPITER an zweiter Stelle steht und 6 Namensformen zur Verfügung
stehen, wollte Ovid offensichtlich, daß IANUS den ersten von 7 Punkten der DR besetzt, obwohl er eigens nicht genannt
ist.
Wenn IANUS nicht in der Beschreibung des VESTA -Festes selbst auftritt, muß er
von der nächst zurückliegenden Textstelle herbeigeholt werden. Dies ist in Vers
123
desselben Buches der Fall. Es heißt dort:
Videt Ianus, quae post sua terga
gerantur.
Ianus sieht, was hinter seinem Rücken
geschieht.
Wenn IANVS außerhalb
der übrigen Götterschar steht, ist er mit keinem anderen Gott vergleichbar. Die
Zahlenfolge 123 läßt erkennen,
daß IANVS als Ursprung einer Gemeinschaft von
drei göttlichen Personen verstanden wird. Wie in einem anderen Kapitel bereits
dargelegt, ist IANVS der eine Gott des
Durchmessermittelpunktes, aus dem gleichbedeutend zwei Radialmittelpunkte
hervorgehen. Er ist der Gott der Doppelung, der Zahl 11 und der Zahlen von
1-11, deren Summe 6*11 = 66 beträgt. Der ZW von post – hinter ist 66. Die überkreuzenden
Punktenumerierung der DR kehrt zur 1 zurück und stellt
sich mit der Zahl 9 rechts neben die 1, die "hinter" ihr liegt.
Wenn IANVS die Zahlen
1-3 repräsentiert, dann im dreistelligen Bereich als Kardinalzahl 123 und als Ordinalzahl 111. Die ZW/FW-Verrechnung der beiden Zahlen führt zu folgendem Ergebnis:
|
ZW |
FW |
Sm. |
|
123 |
44 |
|
|
111 |
40 |
|
Sm. |
234 |
84 |
|
FW |
21 |
14 |
35 |
Der zitierte Vers steht in Zusammenhang mit einer Liebesaffäre
des Gottes IANVS mit der Nymphe CARNA, ZW 35, die sich
geschickt vor allen Bewerbern zu verstecken weiß, während diese in eine
bezeichnete Höhle vorausgehen. IANUS aber sieht was hinter seinem Rücken
vorgeht und raubt ihr die Jungfernschaft. Als Lohn bzw. Entschädigung erhält
sie Macht über die Türangel.
Die ZW von CAR|NA sind 3-1-17|13-1. Man erkennt die
Parallelität der ersten und letzten beiden Ziffern. Auch der Bezug zu den FS 234 und 84 ist erkennbar: Die Zahl 234 läßt sich durch das Produkt 13*18, die Zahl 84 durch 4*21 darstellen. Die Buchstabenteilung entspricht dem Verhältnis
der ZW: 7*(3:2). Der durchschnittliche ZW je
Buchstabe ist 7.
Der Name CARNA ist also in enger
Beziehung zur Bedeutung des Gottes IANUS zu sehen. Ihr FS:ZS -Verhältnis ist (37+35):(61+35): = 72:96: = 24*(3:4)., bzw. als
Differenzverhältnis 3:1. Beide Namen zusammen enthalten dreimal den ZW 1. Dreimal A enthält die leicht veränderte Wortform ARCANA – Geheimnisvolles.
In derselben Erzählung ist von einer Nymphe CRANAE die Rede, die den
Angriff gefährlicher Vögel für immer abwehrte. Der ZW ist nun 40, der
durchschnittliche ZW je Buchstabe 8. Der Bezug zur Doppelraute mit ihren 7 Punkten und 8 Linien ist
erkennbar. Bei dreifacher Numerierung der DR ist die Summe der äußeren Raute 35, die der inneren 40.
2.
IANUS
mit dem ZW
61 trifft bereits
einige ZW-Verwandte an, zuvorderst IOVIS-IOVI (2*61), QUIRINUS
(2*61), SMINTHEUS (2*61), der ein Beiname für Apollo ist
und hier an dessen Stelle verwendet wird. IANUS setzt sich also an die Spitze von insgesamt 7*61 ZW:
|
Die Zuordnung der Namen erfolgt zunächst von unten nach oben.
Die 4 Horizontalpunkte werden jeweils durch IUPPITER, die beiden verbleibenden
Vertikalpunkte durch IOVIS-IOVE belegt. Von oben rechts in achtförmiger
Umfahrung werden die 8 Linien mit den vorhandenen Gottheiten der 3 Triaden
besetzt. Den letzten Platz nimmt statt VESTA die Göttin TELLUS ein. Sie ist die
letzte vorkommende Gottheit und Ovid setzt sie der VESTA gleich:
Est Tellus Vestaque numen idem. (6,460)
Tellus ist dieselbe Gottheit wie
Vesta.
Von den übrigen 6 Gottheiten sind in 4 weiblich und 3. männlich.
Die Göttinnen VACUNAE CYBELE VENUS können als eine Gruppe gelten, OPS, die
Tochter des SATURNI und SMINTHEUS die andere. Die ZS jeder Gruppe ist durch 11
teilbar: 187:253 = 11*(17:23). In spiegelbildlicher Zuordnung ist die ZS jedes
Paares durch 5 oder 10 teilbar: VACUNAE-SMINTHEUS 185, CYBELE-SATURNI 145,
VENUS-OPE 110.
3. Die Versnummern der
3 Gottheiten IANUS IOVIS IOVI sind 123+350+394= 867. Die Einzelziffern
zeigen die Aufteilung der 21 DR-Elemente an: 8 Linien, 6 Füllelemente, 7 Punkte.
Die Faktoren 3*17*17 lassen sich auf 3*2 DR bzw. 3 Oktaeder beziehen, deren Hälften
aus jeweils 17 Elementen bestehen. Der FW 37 ist gleichzeitig auch die FS von IANUS.
4.
Die
Ziffern 867
berechtigen zu der Annahme, daß Ovid die ZW der drei Gruppen als Einheiten auf
ihre Stimmigkeit hin gestaltet bzw. überprüft hat:
|
ZS |
FW |
Sm. |
8 |
659 |
659 |
|
6 |
440 |
22 |
|
7 |
619 |
619 |
|
Sm. |
1718 |
1300 |
|
FW |
761 |
27 |
888 |
In der
Produktaufteilung 37*24
gibt die Zahl 888 die FS 37 und die Differenzsumme 24 zum ZW 61 von IANUS wieder.
5.
Die
Verrechnung der ZS der beiden Doppelrautenbesetzungen erbringt folgendes
Ergebnis:
|
ZS |
FW |
Sm. |
Vesta |
1347 |
452 |
|
Götter |
1718 |
861 |
|
Sm. |
3065 |
1313 |
|
FW |
618 |
114 |
732 |
732 = 3*4*61 |
Das
Ergebnis zeigt die Präsenz des Gottes IANUS.
6.
Fügt
man die Zeilennummer 123
für IANUS zur Summe 6225 hinzu, liegen die Summen beider
DR nur 30 Zähler auseinander.
|
ZS |
Fakt. |
FW |
Sm. |
Vesta |
6318 |
2*35*13 |
30 |
|
Götter |
6348 |
4*3*23² |
53 |
|
Sm. |
12666 |
6*2111 |
83 |
|
FW |
2116 |
|
83 |
2199 |
2199 = 6*733 |
Die Primzahl 2111 zeigt die Summe 231 der Zahlen 1-21
an, wenn man sie in 21*11 zerlegt. Die Zahl 83 (und ihre Umkehrung 38) ist dem
Gott IANUS besonders zugeordnet, sie zeigt den
Doppelaspekt von 5 Durchmesser- und 6 Radialelemente. Die Zahl 733 ist auf die 13 Punkte des Tetraktyssterns bezogen.
7.
Schließlich
kann man die Werte aller 4 Modelle berechnen:
|
ZS |
FW |
Sm. |
Vesta |
1347 |
452 |
|
Götter |
1718 |
861 |
|
Kreis GM |
1545 |
111 |
|
Kreis Ov. |
1024 |
20 |
|
Sm. |
5634 |
1444 |
|
Fakt. |
18*313 |
38² |
|
FW |
321 |
42 |
363 |
Die Primzahl 313 weist auf die Punkteverteilung
der Doppelraute hin, die Zahl 38 wiederum auf IANUS, die Palindromzahl 121 auf VESTA.
Erstellt: April 2007