Die Damnatio Memoriae
einer Obervestalin
Teil 1
I. Einleitung
II. Die Inschrift
III. Gematrische Aspekte
IV. Göttlicher Geist in zwei Religionen
I. Einleitung
1. In der Schlacht an der Milvischen
Brücke vor Rom am 28. Oktober 312 besiegte Kaiser Konstantin seinen
Konkurrenten Maxentius. Es war der Beginn der staatlichen Anerkennung des Christentums.
In den folgenden Jahrzehnten verlagerten sich die Regierungszentren vor allem
nach Mailand und Konstantinopel. Die römische Senatsaristokratie verstand sich
derweil als Bewahrer der tradierten Götterkulte. Der Siegeszug des Christentums
setzte sich zwar fort, aber wie das Nebeneinander von Heidentum und Christentum
ausgehen würde, hielten die römischen Hüter der Tradition für nicht absehbar.
Kaiser Julians Restaurationsversuch der alten Kulte endete 363 nach drei
Jahren, als er auf einem Feldzug gegen die Perser tödlich verwundet wurde. Der
junge Kaiser hatte sich nie nach Rom begeben.
2. Das Ende der heidnischen Kulte
wurde wiederum durch eine Schlacht besiegelt, die von Rom ausging. Nach dem Tod
des jugendlichen Westkaisers Valentinian II.
wartete der germanische Heermeister der Westtruppen Arbogast
eine Vereinbarung mit Theodosius, dem
Ostkaiser, nicht ab, sondern ernannte den aristokratischen Rhetoriklehrer Eugenius zum Nachfolger. Dies wollte Theodosius nicht
hinnehmen und so war eine militärische Entscheidung unausweichlich. Sie führte
zum Ende der heidnischen Kulte.
3. Als Zentrum des römischen
Religionssystems kann der VESTA-Kult angesehen werden. Dies zeigt sich in der
berühmten 3. Relatio des SYMMACHUS, des anerkannt
besten Redners seiner Zeit, an Kaiser Valentinian II 384. Darin bittet er um
die Wiederaufstellung des Victoriaaltars in der Kurie und die Aufhebung des
Finanzierungsverbots für die heidnischen Kulte. Ausdrücklich wird dabei nur der
VESTA-Kult genannt, und das mehrmals. Durch das gematrische System des
VESTA-Kultes hatten die Vertreter der Senatsaristokratie seit Jahrhunderten
Zugang zur göttlichen Weisheit der Zahlen und besaßen eine überragende Kenntnis
von einer Gemeinschaft dreier göttlichen Personen. Die 12 Bezeichnungen in der
Relatio, die sich auf den VESTA-Kult beziehen, wurde von Symmachus mit größter
Sorgfalt und Rechenkunt ausgewählt, um eine gematrische Ordnung zu bilden, wie
ich in einer Untersuchung dargelegt habe.
Es kann kein Zweifel
sein, daß die Kenntnis des Dezimalsystems und seine Pflege im VESTA-Kult auch
in dieser spätrömischen Zeit eine Quelle göttlicher Inspiration und hoher
geistiger Bildung war. Warum war man dann nicht bereit, das Christentum
anzunehmen, dessen Zentrum doch die Lehre vom einen Gott in drei Personen ist?
Einige Gründe hierfür habe ich in der genannten Untersuchung angeführt. Daß das
Christentum die Erfüllung dessen war, was religiöses Streben und Geisteskultur
des römischen Staatswesens vollbracht hatte, konnten viele nicht annehmen, weil
sie das System VESTA für das Alleinstellungsmerkmal der unaufgebbaren Romidee
hielten. Man kann tatsächlich von einem tragischen Geisteszustand der
altgläubigen Römer sprechen, der in eine absurde Situation mündete:
4. Die Gottesverehrung, die die
Geheimlehre des VESTA-Kultes ermöglichte, war systemimmanent nicht nach außen
vermittelbar. Der ewige Gott hatte sich in Zahlenwerten der römischen
Gottheiten sinnvoll geoffenbart. Würde er es auch tun, wenn man eine konkrete
Gottheit den Truppen auf die Fahne schrieb? Man erinnerte sich an Diokletian, der sich IUPPITER
anvertraute und der seinem Mitkaiser Maximinus HERCULES zur Seite stellte. Diese beiden Götter
sollten nun zum Sieg über den Christengott führen. Die Schlacht fand am 6.
September 394 am Frigidus, einem Nebenfluß des
Isonzo, statt. Auf dem Schlachtfeld stellte man eine Statue Jupiters mit
goldenen Blitzen auf, die Soldaten trugen ein Standbild des Hercules voran.
Nach erbittertem Kampf, der sich über zwei Tage hinzog, siegte Theodosius unter
hohen Verlusten. Sein Gegner Eugenius wurde gefangengenommen und hingerichtet.
Arbogast nahm sich einige Tage später das Leben.
Die heidnischen
Aristokraten hatten alles auf eine Karte gesetzt und verloren. Nun wechselten
sie in Scharen zum Christentum, wohl nicht nur, weil Theodosius alle
heidnischen Kulte beendete, sondern auch aus erzwungen besserer Erkenntnis und
weil sie in der gematrischen Wissenschaft eine vorbereitete Grundlage hatten.
1. Die Gemeinschaft der sechs
Vestalinnen wurde von einer Oberpriesterin, VIRGO
VESTALIS MAXIMA geleitet. Nach 30 Jahren Dienst erhielt sie entweder von
Rechts wegen oder aufgrund besonderer Verdienste eine Statue zuerkannt, die im
Innenhof des Gebäudekomplexes der VESTA auf dem Forum aufgestellt wurde. Von
den einst über hundert Statuen sind nur wenige erhalten. Soweit sie von ihrem
Sockel entfernt aufgefunden wurden, ist es nicht möglich, sie einer Inschrift
zuzuordnen.
2. Eine der Inschriften verdient
besondere Aufmerksamkeit. Denn der Name der Oberpriesterin ist getilgt:
|
Für diese Tilgung,
die damnatio
memoriae, ist kaum eine andere Erklärung vorstellbar, als daß diese
Oberpriesterin nach ihrem Ausscheiden Christin wurde. Man hat als Namen der
Vestalin eine CLAUDIA vermutet, die in der
Leidensgeschichte des Laurentius des christlichen Dichters PRUDENTIUS (348 bis ca. 405) an einer Stelle erwähnt
wird:
Vittatus olim pontifex
Adscitur in signum crucis
Aedemque, Laurenti, tuam
Vestalis intrat Claudia.
Der
Priester, der einst die Priesterbinde trug,
wird in
das Kreuzeszeichen aufgenommen,
und in
dein Heiligtum, Laurentius,
tritt
die Vestalin Claudia ein. (Peristephanon 2, 525-528)
Prudentius gestaltet
das Martyrium des Erzdiakons Laurentius im Jahre 257 in der Rückschau aus
gegenwärtiger Perspektive und kehrt danach zurück. Mit pontifex
und Claudia sind also Personen gemeint, die
Prudentius selbst bekannt waren.
3. In der Katakombe Cyriaca in der Nähe der Kirche San Lorenzo fuori le mura wurde eine Grabinschrift
gefunden, die ebenfalls an eine CLAUDIA
erinnert:
Claudia nobilium prolis generosa parentum
hic iacet hinc anima in carne redeunte resurget
aeternis Christi munere digna bonis.
Claudia,
edler Sproß vornehmer Eltern, liegt hier begraben.
Von hier aus wird ihre
Seele im Fleische zurückkehren und auferstehen,
würdig der ewigen
Güter durch das Geschenk Christi.
Der zweite Hexameter
dürfte fehlerhaft sein, das E in CARNE, auf das eine Hebung fällt, kurz statt lang
ist. Die dritte Zeile ist ein Pentameter.
In der von mir
benutzten Quelle heißt es, daß sich in der Nähe der
Kirche des hl. Laurentius, an der Via Tiburtina, Begräbnisstätten von Personen
befanden, die ihr Leben ganz Gott weihten.
4. Einige Internet Erwähnungen,
darunter eine epigraphische
Datenbank an, geben an, daß der Anfangsbuchstabe C des getilgten Namens noch erhalten sei, aber auf
obiger Abbildung ist davon nichts zu erkennen. Der Anfang der Tilgung ist
lediglich wie ein flaches C geschwungen, ob
man daraus die Initiale C schließen kann,
erscheint fraglich. Die Breite der getilgten Fläche wird – einschließlich des
erhaltenen Endbuchstabens E – in der Zeile
darüber von 11 Buchstaben eingenommen. Die
Breite von 2-4 überzähligen Buchstaben ist
nicht leicht zu erklären, denn das sichtbare E der
Endung steht in keinem weiteren Abstand vom nächsten Buchstaben als die
folgenden vier. Einrückung kommt auch nicht in Frage, da die Buchstaben MAX bis zum beschreibbaren Zeilenende reichen.
Eine Möglichkeit, am Namen CLAUDIA
festzuhalten, wäre, daß ein abgekürzter Name voransteht. In ihrer umfassenden
Untersuchung "Die vestalischen Jungfrauen in
der römischen Kaiserzeit" (2006) dokumentiert die schweizer
Archäologin Nina Mekacher sechs Inschriften mit
dem Namen FLAVIAE PUBLICIAE (S. 205f), davon
drei mit der Abkürzung FL. Alle übrigen dokumentierten Namen bestehen
aus zwei Wörtern. Für zwei volle Namen reicht der verfügbare Platz nicht aus.
Daher kommt nur eine Abkürzung in Frage.
5. Gematrische Hinweise sprechen
dafür, daß die Abkürzung ebenfalls FL gewesen ist. Folgender Zusammenhang ist
denkbar:
Zwei
der Weiheinschriften der FLAVIA PUBLICIA
sind datierbar auf die Jahre 247 und 257. Im Jahr 248
erlebte die Obervestalin die prachtvolle Jahrtausendfeier der Gründung Roms.
Ihre spätere Amtszeit fiel unter die Herrschaft der Kaiser Decius (249-251) und Valerianus
(253-260). Beide Kaiser unternahmen Anstrengungen, die altrömische
Religion wiederzubeleben. Decius verlangte von allen Reichsbewohnern den
Nachweis eines Bittopfers an die Staatsgötter, was zu einer neuen
Christenverfolgung führte. Sie wurde von Valerianus
fortgesetzt, der sich angesichts seiner Mißerfolge im Osten einreden ließ,
durch die Christen würde das Wirken der Götter behindert.
Obwohl auch der restaurativen
Religionspolitik Diokletians kein Erfolg
beschieden war, gab es immer noch römische Kreise, nach deren Überzeugung der
sichere Bestand des Reiches von der Einheit der politischen und religiösen
Traditionen abhängige war. Darunter könnte auch der Vater der späteren
Obervestalin gewesen sein, vermutlich aus einer gens
CLAUDIA. Er war vielleicht entschlossen, seine Tochter von Geburt an dem
Vestakult zu übergeben, besonders wenn es nicht die erste Tochter war.
Freiwilligkeit in dieser Hinsicht kam nur selten vor und war willkommen. Die
öffentlich zu besichtigenden Statuen von früheren Obervestalinnen waren
beeindruckend, darunter auch diejenigen der FLAVIA
PUBLICIA. Irgendeine Beziehung zu einer gens
FLAVIA wird es gegeben haben, und so erhielt die Tochter den Namen FLAVIA, um sie von einer älteren Schwester zu
unterscheiden. Sie wurde im Sinne altrömischer Tugenden erzogen, die sie
gehorsam und mit Überzeugung übernahm. Es ist auch nicht ausgeschlossen, daß CLAUDIA ihren zweiten Namen als Vestalin erhielt.
Die
Abkürzungsbuchstaben FL mögen ein Zufallstreffer sein, aber die
gematrischen Ergebnisse sind so stimmig, daß eine andere Lösung ausgeschlossen
scheint. Die gematrischen Beziehungen und Zusammenhänge sind in Teil 3 und Teil 4
detailiert dargelegt.
a) Zahlensummen
b) Initialen
d) Die
4Werte
e) Ein
asyndetisches und ein syndetisches Wortpaar
a) Zahlensummen
1. Die Inschrift lautet:
OB MERITUM CASTITATIS
PUDICITIAE ADQ IN SACRIS
DOCTRINAE MIRABILIS
PONTIFICES
VV CC
PROMAG MACRINIO
SOSSIANO V C P M
-----------
DEDICATA V IDUS IUNIAS
DIVO IOVIANO ET VARRONIANO
CONSS
Wegen ihres
Verdienstes der Keuschheit und Sittsamkeit und ihrer bewundernswerten
Unterweisung in den heiligen Riten und religiösen Gebräuchen
haben der
Obervestalin (Claudia ?)
die Priester von
senatorischem Rang unter der stellvertretenden Leitung des Macrinius Sossianus,
von senatorischem Rang, Priester höherer Ordnung (diese Statue zuerkannt).
Eingeweiht am 9.
Juni unter dem Konsulat des vergöttlichten Iovianus und Varronianus (364).
Weihe und Datierung
befinden sich auf der gegenüber liegenden Seite des Sockels.
Die Abkürzung VV CC bedeutet viri clarissimi – hochberühmte
Männer, ist jedoch Titulatur für Mitglieder des senatorischen Standes. P M = pontifex maior: Neben den 3 pontifices maiores gab es 12 pontifices minores.
Die pontifices hatten die Aufsicht über das
gesamte Sakralwesen. Der ranghöchste Priester war der pontifex maximus, dessen Stelle der
Kaiser innehatte, promagister sein Stellvertreter.
Kaiser Jovian war bereits im Februar 364 gestorben und erhielt daher den Titel DIVUS – wie die meisten Kaiser – vom römischen
Senat verliehen.
2. Ehrende Inschriften für
Obervestalinnen, die über die Nennung des Namens hinausgehen, werden erst im
dritten und vierten Jahrhundert verliehen. Nina
Mekacher gibt etwa dreißig Inschriften von Ehrenstatuen an (S. 200-208).
Die Stifter sind vorwiegend Privatpersonen. Von den erhaltenen Inschriften gibt
es neben der vorliegenden nur zwei vergleichbare: Einmal sind die Stifter die SACERDOTES SACRAE URBIS – Priester
der heiligen Stadt (S. 202), im zweiten Fall erfolgt die Ehrung DECRETO PONTIFICUM – auf
Beschluß der Pontifices (S. 208). SACERDOTES
ist ein übergeordneter Begriff, unter den auch die PONTIFICES
fallen. Beide Inschriften sind in komprimierter, knapper Weise formuliert. Die
zweite, nur fragmentarisch erhalten, hat dieselben asyndetisch gereihten
Substantive PUDICITIAE CASTITATIS wie in der
vorliegenden Inschrift, nur in anderer Reihenfolge. Es zeigt sich hier ein
Rückgriff der PONTIFICES auf eine bewährte
frühere Formel, die dem geheiligten Fortbestand des Kultes diente. (Die FS 157
der beiden Wörter ist dieselbe wie die ZS des Titels VESTALIS MAXIMA.)
In unserer Inschrift
fallen einige Besonderheiten auf:
– Der Name ist nicht in die ehrenden
Worte eingebunden, sondern folgt danach.
– OB MERITUM steht hier im Singular gegenüber
dem üblichen Plural. Diese strengere Form weist auf gematrische Erwägungen hin.
– Auffallend ist das lange Wort RELIGIONIBUSQUE. Eine Form des Substantivs RELIGIO
findet sich in keiner andern Inschrift.
– Auch das Wort DOCTRINA – Unterweisung,
Kenntnisse, Gelehrsamkeit ist sonst nicht belegt. Die Präposition IN vermeidet weitere Genitive und erscheint
ähnlich in mehreren Inschriften.
– MIRABILIS ist ebenfalls singulär, es steht
für das synonyme und einmal belegte MIRUS.
– Statt der unpersönlichen
Formulierung DECRETO PONTIFICUM treten die
Stifter in Subjektform als PONTIFICES auf,
und der leitende Oberpriester gibt stolz seinen Namen an. Wir haben es ohne
Zweifel mit einer außerordentlichen Ehrung zu tun.
Insgesamt zeichnet
sich die Inschrift durch kunstvolle Gestaltung und schöpferische Wortbildung
aus. Eine Überbietung ihres gematrischen Gehalts scheint nicht vorstellbar zu
sein.
3. Die Trennung der Ehrungsformel vom
Namen gibt ihr eine Eigenständigkeit und Geschlossenheit, die eine gematrische
Bearbeitung nahelegen. Die Zahlensummen (ZS) der 10
Wörter sind:
OB (16) MERITUM (94) CASTITATIS (116) PUDICITIAE (94) ADQ (21) IN (22) SACRIS (66)
RELIGIONIBUSQUE (175) DOCTRINAE (85) MIRABILIS (88)
10 Wörter, 73 Buchstaben, ZS = 777
a(7) e(5) i(15) o(3) u(4) |
V 34 |
289 |
b(3) c(4) d(3) g(1) l(2) m(3) n(3) p(1) q(2) r(5) s(6) t(6) |
K 39 |
488 |
Man erkennt leicht, daß
die drei Summen mit der Tetraktys zu tun haben. Den 10
Wörtern entsprechen 10 Punkte, die sich aus 7
hexagonalen und 3 Erweiterungspunkten
zusammensetzen:
|
Die dreifachen Einzelziffern
7 der Zahl 777 =
=3*7*37 sind auf die drei Tetraktysseiten beziehbar, die aus jeweils 4 Punkten + 3
Maßeinheiten bestehen. Die Einzelziffern der Faktoren ergeben zweimal 10 Tetraktyspunkte.
1. Neben den Wörtern selbst haben
auch deren Initialen eine beträchtliche Bedeutung, wenn man etwa an das
Hoheitszeichen SPQR oder SC (senatus consultu). Auch die Initialen der 10
Wörtern sind sorgfältig beachtet. Nachfolgend ihre Zahlenwerte (ZW) und Faktorenwerte
(FW):
|
O |
M |
C |
P |
A |
I |
S |
R |
D |
M |
sm |
ZW |
14 |
12 |
3 |
15 |
1 |
9 |
18 |
17 |
4 |
12 |
105 |
FW |
9 |
7 |
3 |
8 |
1 |
6 |
8 |
17 |
4 |
7 |
70 |
70:105
= 35*(2:3) |
175 |
Das FS:ZS-Verhältnis 35*(2:3) stellt eine Erweiterung des grundlegenden
Verhältnisses 21*(2:3) des Wortes VESTA um zwei Drittel dar. Die ZS 105 der
Initialen ist gleichzeitig die ZS+FS von VESTA.
Das ZS-Verhältnis der 10
Initialen zu den restlichen 63 Buchstaben
ist 105:672 = 21*(5:32).
2. Die 10
Initialen lassen sich auf den Punkten der Tetraktys von der Spitze aus anordnen
und in zwei Gruppen einteilen: in die 3
Eckpunkte mit dem Mittelpunkt und die 6
Kreislinienpunkte:
|
Die 4:6
Buchstaben haben dasselbe ZS+FS-Verhältnis wie
das FS:ZS-Verhältnis.
Vier weitere Zahlenverhältnisse kommen zustande:
|
S |
O |
M |
A |
|
M |
C |
P |
I |
R |
D |
sm |
ZW |
18 |
14 |
12 |
1 |
45 |
12 |
3 |
15 |
9 |
17 |
4 |
60 |
FW |
8 |
9 |
7 |
1 |
25 |
7 |
3 |
8 |
6 |
17 |
4 |
45 |
|
|
|
|
|
70 |
|
|
|
|
|
|
105 |
45:60 =
15*(3:4); 25:45 = 5*(5:9) |
||||||||||||
25:45
= 5*(5:9); 45:60
= 15*(3:4) |
Die 4:6 Buchstaben stehen für das Flächenverhältnis 3:1 der beiden konzentrischen Kreise.
Auch das Verhältnis 45:60 beträgt
als Differenz zwischen FS und ZS 3:1. Das Verhältnis 3:1 vertreten weiterhin 5:9 Durchmesserelemente der beiden konzentrischen
Kreise.
3. Das Kreisflächenverhältnis 3:1 wird besonders durch ADQ als Zentrum der Tetraktys wiedergegeben.
Diese in Inschriften zahlreich belegte Abkürzung für ATQUE
– und hat die ZS 21 und FS 13:
Die 21 Elemente der Doppelraute
vertreten 3
Flächeneinheiten, die 13 Elemente des
hexagonalen Bereiches 1
Flächeneinheit.
Der Buchstabe A in
der Mitte der Tetraktys stellt die göttliche Quelle des Lebens und seiner
Heiligkeit dar. Auf der menschlichen Ebene gebiert die Frau neues Leben. Das
ist die Bedeutung der weiblichen Endung A. Die Frau hütet die Heiligkeit des Lebens
durch Sittenreinheit.
1. Reizvolles Element einer Ehrung
besteht darin, Anknüpfungspunkte zu finden, die im Namen selbst enthalten sind.
Im vorliegenden Fall besteht der Name CLAUDIA
nicht nur aus 7 Buchstaben, sondern sowohl die ZS als
auch die FS sind – wie die Gesamt-ZS der
Inschrift und die ZS und FS der Initialen – durch 7
teilbar:
|
C |
L |
A |
U |
D |
I |
A |
sm |
FW |
Sm |
ZW |
3 |
11 |
1 |
20 |
4 |
9 |
1 |
49 |
14 |
63 |
FW |
3 |
11 |
1 |
9 |
4 |
6 |
1 |
35 |
12 |
47 |
35:49
= 7*(5:7) |
84 |
26 |
110 |
Die ZS 49
verbindet den Namen CLAUDIA in besonderer
Weise mit dem Tetraktysstern, der ebenfalls aus 49
Elementen besteht. Das Verhältnis 5:7 ist auf die 7 Punkte der DR beziehbar: 5 Punkte gehören dem hexagonalen Bereich der Doppelraute,
2 dem Erweiterungsbereich an. 5:7 Punkte stellen also das Kreisflächenverhältnis
1:3 dar.
5:7 ist auch das FS:ZS-Verhältnis des Wortes IGNIS
– Feuer, das die Vestalinnen zu hüten haben:
40:56 = 8*(5:7).
2. Die Buchstabenentsprechungen der FW 14 und 12 sind O
und M
und die Initialen der ersten beiden Wörter OB (16) und MERITUM (94) sowie des ersten und letzten Wortes OB und MIRABILIS (88). Das ZS-Verhältnis der ersten beiden zum
letzten Wort ist 110:88 = 22*(4:5) = 11*18 = 198.
Die 18 Buchstaben der drei Wörter haben den
durchschnittlichen ZW 11.
Durch 11 teilbar ist auch die 4Werte-Summe 110 von CLAUDIA.
Die Summen 63 und 47 sind die ZS der
Wörter VESTA und DEUS.
Der Name CLAUDIA ist so geradezu
prädestiniert für eine hohe religiöse Aufgabe.
Aus 14+12 Elementen besteht der Oktaeder: 6 Ecken
+ 8 Flächen sowie 12
Kanten.
3. Die Einzelziffern der Summen 84 und 26
bilden zwei Zahlenpaare in der zweiten und vierten Zeile der 1x1-Tabelle, der Grundlage für das SATOR-Quadrat (SQ):
Wenn der zweite Name FLAVIA war, läßt sich auch deren ZS 48
anführen.
Die Wörter OPERA/AREPO haben die ZS 52, die als 4*13
Elemente des Oktaeders angesehen werden können, da jede DR, wenn sie an den äußeren Punkten verbunden werden aus
zwei sanduhrförmigen Doppeldreiecken bestehen:
|
Bemerkenswert sind 22+26 als ZS der Initialen IN-RI und der Buchstabenzahlen der historischen und der biblischen
Kreuzesinschrift.
4. Ebenfalls 84 ist die ZS der
8 Buchstaben des inneren Quadratrahmens PER/REP.
5. Einen weiteren gematrischen
Hinweis auf die Identität der Vestalis Maxima
als FLAVIA CLAUDIA
findet sich im zweiten Teil und im vierten Teil, wo die beiden Verse des
Prudentius gematrisch untersucht und mit der Inschrift zusammengeführt werden.
1. Die ZS+FS 84 des Namens CLAUDIA ist zweimal als Faktor auch in den 4Werten vertreten:
|
ZS |
FS |
sm |
FW1 |
FW2 |
sm |
GS |
OB |
16 |
11 |
27 |
8 |
11 |
19 |
46 |
MERITUM |
94 |
70 |
164 |
49 |
14 |
63 |
227 |
CASTITATIS |
116 |
90 |
206 |
33 |
13 |
46 |
252 |
PUDICITIAE |
94 |
67 |
161 |
49 |
67 |
116 |
277 |
ADQ |
21 |
13 |
34 |
10 |
13 |
23 |
57 |
IN |
22 |
19 |
41 |
13 |
19 |
32 |
73 |
SACRIS |
66 |
43 |
109 |
16 |
43 |
59 |
168 |
RELIGIONIBUSQUE |
175 |
121 |
296 |
17 |
22 |
39 |
335 |
DOCTRINAE |
85 |
77 |
162 |
22 |
18 |
40 |
202 |
MIRABILIS |
88 |
64 |
152 |
17 |
12 |
29 |
181 |
|
777 |
575 |
1352 |
234 |
232 |
466 |
1818 |
1352 = 8*13² = 26*52; 575 = 25*23; 252:168 = 84*(3:2) |
Das Produkt 26*52 trägt sowohl den 26 Elementen des Oktaeders als auch den 4*13 Elementen der sanduhrförmigen Doppeldreiecke
Rechnung.
2. Die Teiler 25 der FS 575
und 37
der ZS 777
sind auf die 25 Elemente des Hexagons und 37 Elemente der Tetraktys beziehbar. Die ZS 175 = 7*25
und ZS+FS 296 = 8*37 von RELIGIONIBUSQUE enthält beide Teiler.
3. Die 4W-Summe
202 von DOCTRINAE bildet den Kern der Gesamtsumme 1818. Beide Summen sind aus den
Zahlen 1-10 und zwei Tetraktys erklärbar: Die ZS+FS der Zahlen 1-10 ist
55+46 = 101.
Ein einzelner Tetraktysrahmen besteht aus 9
Punkten + 9 Linien. 202
beträgt auch die Differenz zwischen der FS 575 und der ZS 777.
Die Primzahl 101 ist auch die ZS des
Wortes VESTALIS
– die Vestalin, das häufig ohne VIRGO – Jungfrau
verwendet wird. Der FW ist ebenfalls 101,
sodaß eine Identität zwischen DOCTRINAE und VESTALIS zustande kommt. Eine weitere
Gemeinsamkeit besteht zwischen der ZS 88 von MIRABILIS
und der ZS+FS 56+32 von MAXIMA.
Von bewundernswerter Gelehrsamkeit
entspricht also in vollem Maße der Erwartung an eine Obervestalin.
Verstanden als 20+2, ist 202
auch auf die Elemente zweier Rauten mit je einem Mittelpunkt beziehbar. Die DR kann
also mit einem und zwei Mittelpunkten gedacht werden. Die ZS 21+22 = 43
der Wörter ADQ und IN
sind in diesem Sinn zu verstehen.
e) Ein asyndetisches und ein syndetisches Wortpaar
1. Die Wortpaare CASTITATIS PUDICITIAE UND SACRIS
RELIGIONIBUSQUE verdienen besondere Aufmerksamkeit:
|
Bu. |
ZS |
FS |
sm |
FW1 |
FW2 |
sm |
GS |
CASTITATIS |
10 |
116 |
90 |
206 |
33 |
13 |
46 |
252 |
PUDICITIAE |
10 |
94 |
67 |
161 |
49 |
67 |
116 |
277 |
SACRIS |
6 |
66 |
43 |
109 |
16 |
43 |
59 |
168 |
RELIGIONIBUSQUE |
15 |
175 |
121 |
296 |
17 |
22 |
39 |
335 |
|
41 |
451 |
321 |
772 |
115 |
145 |
260 |
1032 |
451 = 41*11 = FW 52; 115:145 = 5*(23:29) = 5*52 |
Die zwei Wortpaare bestehen aus 41 Buchstaben, die den durchschnittlichen ZW 11 haben. Aus 41
Elementen besteht ein DR-Kreuz mit einem gemeinsamen Mittelpunkt.
Wie im SQ bildet ein N den
Mittelpunkt. Die 15 Buchstaben von RELIGIONIBUSQUE stellen den DR-Rahmen dar, SACRIS die 6
Binnenelemente. Die beiden anderen Wörter bestehen aus jeweils 10 Buchstaben und sind der zweiten DR zuzuordnen:
|
Die Ordnung der 41
Buchstaben wird erkennbar, wenn man das vorliegende DR-Kreuz in 8*3 = 24
"Dachelemente" und die übrigen 17 Elemente
aufteilt. Dachelemente sind die Seitenteile einer Raute, sie bestehen aus
zweimal Linie + Punkt + Linie. Es zeigt
sich, daß der durchschnittliche ZW je Buchstabe
in beiden Gruppen wiederum 11 beträgt: 264:187 =
11*(24:17).
Auch die 32 Buchstaben der übrigen sechs
Wörter lassen sich der Reihe nach in ein DR-Kreuz eintragen. Die beiden DR-Kreuze sind Zeugnis einer außergewöhnlichen gematrischen
Leistung in dieser Spätphase des römischen Reiches und verdienen eine besondere
Analyse.
2. Die Verhältniszahlen 23
und 29
entsprechen den ZS der Buchstaben ARE- und PO des
SQ.
Der FW der ZS 451
ist ebenfalls 52.
3. Im Wort VESTA bilden die
Buchstaben 4 5 1 das Wort TAV.
Zusammen mit dem 2. und 3. Buchstaben ergibt sich die Aussage ES TAV – Du bist das
TAU. Es ist eine Formel für den einen Gott in drei Personen: Das T entfaltet sich in der griechischen Bezeichnung TAU zu drei Personen.
4. Das jeweils erste und zweite Wort
beider Paare bilden das 4Werte-Verhältnis 420:612 =
12*(35:51) = 12*86 = 1032. Das Verhältnis 1032
zur übrigen Summe 786 ist 6*(172:131) = 6*303. 303
ist die ZS der 25
Buchstaben des SQ.
Eine
offizielle Bezeichnung für Vestalin ist SACERDOS
VESTALIS. Die ZS+FS
der beiden Wörter ist ebenfalls 303:
|
ZS |
FS |
sm |
FW1 |
FW2 |
sm |
GS |
SACERDOS |
80 |
55 |
135 |
13 |
16 |
29 |
164 |
VESTALIS |
101 |
67 |
168 |
101 |
67 |
168 |
336 |
|
181 |
122 |
303 |
114 |
83 |
197 |
500 |
IV. Göttlicher Geist in zwei
Religionen
1. Die Religion der Römer kann nur
aus dem christlichen Glauben erkannt werden. Dieser besagt, daß sich Gott in
der menschlichen Geschichte auf verschiedene Weise geoffenbart hat, bevor er in
der zweiten göttlichen Person Mensch wurde. Den Römern offenbarte er sich in
der Einheit von Zahl und Buchstabe.
Römisches Denken
entwickelte sich in einem Dreiklang: Am Anfang steht die Überlieferung von
Gottheiten und ihren Wirkkräften. Später folgt die Geheimlehre des
VESTA-Kultes. Sie scheidet die schon im Ansatz vorhandene Dualität des
Götterglaubens in Name und Wirkkraft. Letztere ergibt sich einerseits aus der
Überlieferung, andererseits aus den gematrischen Eigenschaften der Namen. Die
geheime Reflexion bricht sich in der öffentlichen Rationalität rechtlichen
Denkens. Öffentliche Reflexion wird ergänzt durch philosophische Systeme der
Griechen, unter denen sich die Geheimwissenschaft verbergen kann.
2. Die Erforschung des Dezimalsystems
und Entfaltung von Sprache und gematrischer Wissenschaft sind ein dynamischer
Prozeß, der bestimmt ist durch göttliche Vorgabe und menschliche Bemühung.
Die Großartigkeit
gematrischer Konstruktionen ist nicht denkbar, ohne daß der menschliche Geist
sich dem göttlichen öffnet und sich dessen Inspiration versichert. Gematrische
Konstruktionen werden als Dienst an der göttlichen Erwählung Roms gesehen.
3. Zwei geschichtliche Stränge
entwickelten sich seit dem Augusteischen Zeitalter auseinander: die reine
Erkenntnis Gottes aus den Zahlen und die reale Geschichte mit stetig wachsenden
Kulten, ständig wechselnden Kaiser und deren göttliche Verehrung. Die religiöse
Romidee wurde so zu einer immer größeren Illusion. Sie wurde aufrechterhalten
durch das Einheitsprinzip in der Person des Kaisers und seiner Funktion als
pontifex maximus.
4. Zur Erkenntnis der Wahrheit gibt
es keine Alternative. Also setzte man die Geheimwissenschaft unter dem
VESTA-Kult bis ins 4. Jahrhundert fort, man studierte die gematrischen
Zeugnisse früherer Zeiten und reihte sich durch eigene Leistungen in die
Tradition ein. Zu diesen Bemühungen verweigerte der göttliche Geist nicht seine
Inspiration und Hilfe. Das Christentum bot die Möglichkeit, den Schritt von der
reinen Dreifaltigkeitserkenntnis zum inkarnierten Gottessohn zu vollziehen,
aber es gelang offensichtlich nur wenigen.
Die Illusion der
religiösen Romidee wurde erschüttert durch die Macht der realen Geschichte, als
Kaiser Konstantin im christlichen Gott die Zukunft des Reiches sah.
5. In einem letzten geistigen Kraftakt
wollte man die alte Gottesidee siegreich bewahren. Unter diesem Gesichtspunkt
ist die außerordentliche Ehrung der Oberpriesterin CLAUDIA zu sehen. Aus ihrem
hingebungsvollen Dienst und ihrer hohen Gelehrsamkeit schöpfte die römische
Aristokratie neue Hoffnung und Überzeugung. Daß nun ausgerechnet diese
Oberpriesterin Christin wurde, versetzte der alten Religion einen vernichtenden
Stoß, und aus Bewunderung wurde haßerfüllte Abkehr und öffentliche
Verurteilung.
1. Wenn die Stelle einer der sechs
Vestalinnen frei wurde, bestimmte der Pontifex Maximus ein Mädchen zwischen
sechs und zehn Jahren zu einem 30-jährigen Dienst. CLAUDIA
könnte demnach um 320 geboren worden sein. Ihre Eltern wollten vielleicht ein
bewußtes Zeichen setzen, die alten religiösen Ordnungen gegen die zunehmende
Ausbreitung des Christentums zu erhalten. Claudia selbst fühlte sich im Sinne
ihrer Familie ihrer Aufgabe verpflichtet.
Zu ihrer Ausbildung
wird auch die Wissenschaft des Zahlensystems gehört haben. Worin sonst sollte
ihre "wunderbare Gelehrsamkeit" bestanden haben? Ihre Aufgaben nahm
sie mit außergewöhnlicher Gewissenhaftigkeit wahr. Dabei gewann sie Einsichten,
die ihrer späteren Hinwendung zum Christentum förderlich waren.
Ihre Ehrung und die
Aufstellung ihrer Statue dürfte nicht lange nach ihrem Ausscheiden erfolgt
sein. Die Ausarbeitung der Ehreninschrift übernahm vielleicht eine ältere VESTALIS MAXIMA.
2. Eine Vestalin war eine Person sui iuris,
von Familienbindungen frei. Auch nach ihrem Dienst war sie sich ihrer
Verantwortung für das Wohl des Staates bewußt. Wenn CLAUDIA
sich entschloß Christin zu werden, war sie überzeugt, auch dem Gemeinwohl einen
Dienst zu erweisen.
Welche Anstöße
Claudia dazu brachten, ihrem alten Glauben abzuschwören und den christlichen
anzunehmen, können wir nicht wissen. Es gab bereits eine christliche Tradition,
daß Frauen in der Nachfolge Jesu ein eheloses Leben führten; für sie war Jesus
Christus ihr himmlischer Bräutigam. Claudia wird erkannt haben, nicht zuletzt
durch ihre trinitarischen Kenntnisse, daß Gott durch die Menschwerdung der
zweiten göttlichen Person seiner langen Unerkanntheit ein Ende setzte. Durch
ihre Konversion ließ sie sich durch einen neuen Herrn in Besitz nehmen. Sie
verzichtete auf alle Vorrechte und lernte, ein demütiges und verborgenes Leben
in der Nachfolge Jesu zu führen.
Erstellt: Juli 2013