VESTA = ES TAV
in 9 Versen der AENEIS
In diesem Beitrag soll
nachgewiesen werden, daß den in die Geheimnisse des Vesta-Kultes eingeweihten
Personen die Formel ES TAV – Du bist das TAU aus den Buchstaben des Namens VESTA
bekannt war. Vergil verwendet das Wort ES in 9 Versen der Aeneis und
legt in ihnen alles an Gottesbeziehung hinein, was ihm göttliche Weisheit
eingab. Vergil – und seine Dichterkollegen – konnte mit der Sprache und den
Zusammenhängen des Dezimalsystem ähnlich virtuos umgehen wie ein Komponist mit
den Gesetzen der Musik, ein Wissenschaftler mit den Naturgesetzen oder ein
Techniker mit den Gesetzen der Physik und der Mechanik.
Die
folgenden Ausführungen bauen auf dem vorhergehenden Abschnitt auf, worin besonders
die Bedeutung der Zahlen 19 und 21 erklärt wird.
III. Gliederung
der 9 Verse; das Verhältnis 2:1
IV. Die 9 Verse im Textzusammenhang
B: 6+3 Sprecher und Adressaten
C: Zwei
Verse mit gleicher Zahlensumme Tod bedeutet Rückkehr des Geschöpfes
zum Schöpfer
D: 6
Wörter mit den Buchstaben A,T,V
TV ES A in den Zeilen 3,6,9: ein
weiteres VESTA-Modell
I. Einleitung
1. Was bewegte die Menschen vor der
Menschwerdung des Logos zu größten religiösen Bemühungen? Unter den
verschiedenen Antworten erscheint mir eine besonders bedeutsam: die Sehnsucht
nach der Nähe, Weisheit und Liebe des unbekannten Gottes, der alles so
großartig geschaffen hat. Die Liebe zur Weisheit führt zu geistiger Erkenntnis,
die den Menschen zum Lobpreis Gottes antreibt. In seinen dichterischen
Bemühungen, Gottes Größe gerecht zu werden, erfährt der Dichter die Fülle des
Lebens.
2. Vergil behandelt die 9 Verse auf
einer sehr anspruchsvollen formalen und inhaltlichen Ebene, die eine
sorgfältige und ausführliche Untersuchung verdient. Schnelle und einfache
Lösungen sind daher nicht zu erwarten.
3. Da Vergil alle Buchstaben in
Zahlenwerte umsetzt und seine Dichtung nach den weisen Gesetzen der
Zahlenordnungen ausrichtet, ist zunächst die Originaltreue des Textes
sicherzustellen. Es müssen verschiedene Lesarten verglichen werden und die als
originale Lesart ausgewählt werden, die die meisten Kriterien der Authenzität
erfüllt.
1
(1,387) 'Quisquis es, haud, credo, invisus caelestibus auras
2
(2,148) 'Quisquis es,
amissos hinc iam obliviscere Graios;
3
(4,547) Quin
morere, ut merita es,
ferroque averte dolorem.
4
(4,577) quisquis es, imperioque iterum paremus ovantes.
5
(6,388) 'Quisquis es,
armatus qui nostra ad flumina tendis,
6
(6,845) quo fessum rapitis, Fabii? Tu Maxumus
ille es,
7
(8,122)
'Egredere o quicumque es' ait
'coramque parentem
8
(10,739) Ille
autem exspirans: 'Non me, quicumque es,
inulto,
9
(12,830) 'Es
germana Iovis Saturnique altera proles:
zu den Zahlenwerten der 9 Verse
Umstritten
ist lediglich die Lesart des Namens Maxumus in Zeile
6, der in etwa der Hälfte der gedruckten und elektronischen Ausgaben mit i geschrieben wird. Meine elektronische Ausgabe –
deren Herkunft ich leider nicht notierte – hat 30 Formen
mit i und 12 Formen
mit u. Der ältere Gebrauch des u paßt zur Situation der Zeile: Anchises führt seinen Sohn
durch die Unterwelt und zeigt ihm die Helden der Zukunft. Nach der Schlacht bei
Cannae erwies sich Quintus Fabius Maximus durch seine Hinhaltetaktik als Retter
in der Not, wofür er später den Beinamen Cunctator – Zögerer erhielt. Die folgende Zeile wiederholt (fast
wörtlich) ein berühmtes Zitat des Dichters Ennius aus dem 2. Jh. v.Chr.:
Unus qui nobis cunctando restituis rem.
Der
du als einziger durch dein Zögern für uns den Staat wieder aufrichtest.
Die Übersetzer der zweisprachigen Reclam-Ausgabe (5. und
6. Buch), Erhard und Gerhard Binder, stellen für die Zeilen 836 bis 845 eine
Reihe von Alliterationen fest,
die dem Text eine "archaische Färbung" geben (S.241f).
III. Gliederung der 9 Verse; das Verhältnis
2:1
1. Auffällig ist die Häufigkeit von 4-mal QVISQVIS ES und 2-mal QVICVMQVE ES in der gleichen Bedeutung Wer immer du auch
bist. Diese Aussage
enthält die verborgene Frage "Wer bist du?"
2. Zwei Antworten auf diese Frageform
geben die Zeilen 6 und 9, während merita es – du hast es verdient in Zeile 3 ein Urteil ist, das Dido über
sich selbst spricht.
3. Sowohl der Häufigkeit als auch der
Zeilenanordnung nach stehen die genannten inhaltlichen Elemente im Verhältnis 2:1 bzw. 1:2. 6 Anfragen mit quisquis bzw. quicumque stehen 3 Aussagen gegenüber, die sich
untereinander wiederum im Verhältnis 1:2 (Z.3 : Z.6,9) unterscheiden. Das Verhältnis 2:1 gilt auch für 4 quisquis und 2 quicumque.
Die Zeilen 3, 6 und 9
schließen jeweils eine Dreiereinheit von 2
Anfragen und 1
Aussage ab.
4. Zeile 3 ist mit Zeile 6 durch ut und tu verknüpft, Zeile 6 und Zeile 9 durch Schluß- und Anfangsstellung
des ES.
IV. Die 9 Verse im Textzusammenhang
Um Vergils
Absichten in den 9 Versen zu verstehen, ist der Sinnzusammenhang der Verse eine
nützliche Hilfe.
1
(1,387) 'Quisquis es, haud, credo, invisus caelestibus auras
Wer du auch bist,
nicht, glaube ich, ein den Göttern Verhaßter, (atmest du) die Luft.
Der schiffbrüchige
Aeneas ist an der Küste Libyens
gelandet. Gemeinsam mit einem Gefährten erkundet er die neue Umgebung. VENVS, die Mutter des Aeneas, zeigt
sich beiden in der Gestalt einer Jägerin. Nach einem ersten Gesprächswechsel
spricht sie die zitierten Worte zu ihrem Sohn. An dieser Anrede wäre nichts
Ungewöhnliches, hätte sich Aeneas nicht 9 Verse zuvor bereits mit SVM PIVS AENEAS
– Ich
bin der fromme Aeneas
und mit nicht geringem Selbstbewußtsein als fama super aethera notus – in himmlischen Höhen wohlbekannt vorgestellt. Warum sich Venus
unbeeindruckt von den Worten des Aeneas zeigt, ist nicht ganz klar. Vermutlich
will sie gleich zur Sache kommen, d.h., Aeneas den Weg zur Königin Dido zeigen.
Daß
Vergil die beiden Formen SVM
und ES bewußt in Beziehung zu einander
setzen wollte, zeigt sich in den Zahlenumkehrungen der Verse 378 und 387. Die Zahl 378 läßt sich in die
Produktzahlen 18*21 aufteilen und hat damit thematische
Bedeutung, da der Tetraktysrahmen einerseits aus 18 Elementen besteht, andererseits
aus 3*7 Elementen, wenn man jede Seite einzeln zählt. Die Zahl 387 = 9*43 weist auf den ZW 43 für AENEAS hin.
2
(2,148) 'Quisquis es,
amissos hinc iam obliviscere Graios;
Wer
du auch bist, vergiß von nun an die verlorenen Griechen.
Aeneas erzählt
Dido, der Königin von Karthago, unter welchen Umständen das hölzerne Pferd von
den Trojanern in die Stadt gezogen wurde. Ein Grieche namens SINON war bereit, sich als angebliches
Menschenopfer fesseln zu lassen. Während die Griechen zum Schein von der Küste
abfuhren, wurde der zurückgelassene (amissos) SINON von Trojanern aufgegriffen und in die Stadt
gebracht. Dort erzählte er König PRIAMVS ein herzerweichendes
Lügenmärchen, worauf ihn der leichtgläubige König mit den zitierten Worten zu
beruhigen versuchte.
3
(4,547) Quin
morere, ut merita es,
ferroque averte dolorem.
Stirb
doch, wie du es verdient hast, und beende deinen Schmerz durch das Schwert.
Mit diesen
Worten entschließt sich Dido am Ende eines Monologs zum Selbstmord, nachdem
Aeneas sie nicht in Zweifel darüber gelassen hat, daß er seine Fahrt nach
Italien fortsetzen wird. In dieser Zeile spricht DIDO zu DIDO.
Das Wort MERITA hat
denselben ZW 63 wie VESTA und kann auf die Gottheit bezogen werden in der
Bedeutung: Du hast dich verdient gemacht, du bist
würdig.
4
(4,577) quisquis es, imperioque iterum paremus ovantes.
Wer
du auch bist, wir gehorchen erneut jauchzend deinem Befehl.
In der Nacht,
bevor Aeneas die Küste Libyens endgültig verläßt, erscheint ihm der Gott MERCVRIVS in einem Traumbild und ermahnt
ihn, sofort in See zu stechen. Erschreckt führt AENEAS hoch, weckt seine Gefährten und
befiehlt ihnen den sofortigen Aufbruch. Dabei wendet er sich mit den zitierten
Worten an die Gottheit, die ihm im Traum erschienen ist. Vergil nennt zwar die
Traumgestalt Mercurio similis – dem Merkur ähnlich, doch geht die Formel quisquis es über einen daraus zu rechtfertigenden Zweifel
hinaus. Vielmehr ist Mercurius
eine unter vielen Wortformen, die auf den namenlosen Gott hinweisen.
Das Wort OVANTES enthält
die Formel TAV ES und bildet mit den zwei
restlichen Buchstaben ON das Verhältnis 9*(7:3).
Addiert man die Produktzahlen 9*10, erhält man den ZW 19 für T. OVANTES charakterisiert die vollkommene Beziehung des Menschen
zu Gott: Sie besteht im Vertrauen auf seine sorgende Führung und in
bedenkenlosem freudigem Gehorsam.
5
(6,388) 'Quisquis
es, armatus qui nostra ad flumina tendis,
Wer
du auch bist, der du bewaffnet zu unseren Flüssen strebst.
Mit diesen
Worten werden die Seherin SIBYLLE und AENEAS auf ihrem Weg durch die Unterwelt von CHARON, der die Seelen der Verstorbenen
über den Fluß Styx setzt, angehalten. Quisquis es bezieht sich hier auf das ausnahmslose Verbot für
alle Lebenden, den Styx zu überqueren.
6
(6,845) quo fessum rapitis, Fabii? Tu Maxumus
ille es,
Wohin reißt ihr mich
Müden fort, Fabier: Du bist jener berühmte Maxumus,
Schwierig zu
beurteilen ist die kontrastierende Bedeutung der beiden angrenzenden Wörter FESSVM RAPITIS. Anchises gibt offensichtlich
vor, mit der Vorstellung bedeutender Männer der römischen Geschichte zur Ende
gekommen zu sein. Ehrgeizige Mitglieder der gens Fabia scheinen ihn zu
bedrängen, ihren berühmtesten Vertreter Quintus Fabius Maximus nicht zu
übergehen. Der Gedanke an den Namen MAXVMVS entflammt aber ANCHISES zu neuer Begeisterung, die in den
nächsten Zeilen zu der berühmten Definition römischen Selbstverständnisses
führt, was Aeneas und Sibylle in großes Erstaunen versetzt (admirantibus,
Z.854).
851 tu regere imperio
populos, Romane memento
852 – haec tibi erunt artes – pacique
imponere morem,
853 parcere subiectis et debellare superbos
Du, Römer, denke daran, die Völker durch deine Herrschaft zu
leiten
– das sind deine (besonderen) Fähigkeiten – und dem Frieden Gesittung
aufzuerlegen,
die Unterworfenen zu schonen und die Hochmütigen
niederzukämpfen.
Der Ausdruck FESSVM RAPITIS kann also in einer gewissen
Vordergründigkeit als ein dramatisches Mittel gedeutet werden, um die
prophetische Aussage über Roms weltgeschichtliche Sendung vorzubereiten.
Aber Z. 845 besitzt selbst eine herausgehobene
bekenntnishafte Bedeutung. Denn der Name MAXVMVS ist ein
Hinweis auf den Beinamen des höchsten römischen Staatsgottes IVPPITER OPTIMVS MAXIMVS: Charakteristisch für
diese Zeile sind quadratische Zahlen, Umkehr- und Komplementärzahlen:
–
Der ZW von MAXVMVS ist 104 =
8*13. Fügt man den ZW 27 für FABII – das Wort wird in die nächste Satzeinheit
hinübergerissen (RAPITIS) – hinzu, ergibt sich die dreistellige Umkehrzahl 131. Zahlenwert (ZW) +
Faktorensumme (FS) von MAXVMVS ist
104+51 = 155: aus 8*13 wird 5*31.
–
Der ZW der Zeile ist 446 = 2*223 = FW 225 = 15*15.
–
Die Faktoren der Verszahl 845 sind 5*13*13, was den FW 31 ergibt. Liest man Buchzahl und
Verszahl zusammen als 6845, erhält man die Faktoren 5*37*37 = FW 79. Die Primzahlen 31 und 79
ergänzen sich in Zehner- und Einerstelle jeweils zu 10, stehen also in einem
komplementären Verwandtschafts-verhältnis.
Die beiden Wörter FESSVM (79) RAPITIS (88)
enthalten drei Formen des Präsens von ESSE: SVM ES und ESTIS, sind also Seinsaussagen Gottes. Kehrt man den
Wortbestandteil RAP in PAR um, ergeben sich zwei weitere Bedeutungen:
Erstens, eine Art Dreifaltigkeitsaussage durch ESTIS PAR(ES) (ZW 79) – ihr seid gleich, zweitens, die Verbform PARITIS – ihr bringt hervor. Die ZW
beider Wörter ergeben die Zahl 167, die für
die Charakteristik des Dezimalsystem einen hohen Stellenwert besitzt.
In FESSVM finden sich die Formen ES und SVM nebeneinander. Man könnte also
lesen: F ES, F
SVM – Du bist das F, Ich bin das F. Es liegt nahe, das F mit FATVM – Schicksal, göttlicher Wille gleichzusetzen, dessen ZW 58 den
FW 31 besitzt und mit dem ZW 79 von FESSVM das erwähnte
komplementäre Verhältnis bildet. Die drei Buchstaben ATV kann man zu TAV umstellen. Du bist das F enthält somit auch die Aussage Du bist das TAV.
Liest man FATVM von rückwärts, erhält man die
Aufforderung MVTA F – Verwandle das F. Diese Aussage kann eine
dreifache Bedeutung haben:
–
erstens,
als Rückkehr zu FESSVM:
Verwandle
den Müden
–
zweitens,
als Palindrom: MVTAFATVM
– Ändere
das Schicksal
–
drittens,
als Änderung der Buchstabenfolge ATV, das bereits einmal durch TAV geschehen ist. Liest man das TAV wiederum von rückwärts als VAT und verbindet es mit FESSVM, erhält man eine neue Lesart von
VESTA, nämlich VATES – Seher, Dichter. Die Aussage lautet nun VATES SVM F(ABII) M(AXVMI) – Ich bin der Seher bzw. Dichter des
Fabius Maxumus.
In diesem Zusammenhang läßt sich die Änderung von RAPITIS in PARITIS mit dem
Akk. VATEM verbinden: Ihr bringt den Dichter hervor, was bedeuten könnte: Ihr schenkt dem Dichter die Fähigkeiten für seine Kunst. Da auch
der Dichter Erschöpfungsphasen kennt, ist die Bitte MVTA FESSVM – Schenke dem Erschöpften neue Inspiration und Geisteskraft
verständlich. Die Summen der ZW und FW der vier Wörter bilden das Verhältnis 4*23*(3:2) und heben so einmal mehr die
Bedeutung von ES – Du bist hervor:
|
ZS |
FS |
FW1 |
FW2 |
Sm. |
VATEM |
57 |
41 |
22 |
41 |
|
PARITIS |
88 |
65 |
17 |
18 |
|
MVTA |
52 |
36 |
17 |
10 |
|
FESSVM |
79 |
42 |
79 |
12 |
|
Sm. |
276 |
184 |
135 |
81 |
676 |
Verhältnis |
92*(3:2) |
27*(4:3) |
4*13*13 |
7
(8,122) 'Egredere, o, quicumque
es' ait 'coramque parentem /
(adloquere)
'Komm
an Land, o, wer du auch bist' sagte er, 'und (rede) mit meinem Vater
persönlich'
Aeneas sieht
sich mit Sorge in einen kommenden Krieg verwickelt. Da erscheint ihm der
Flußgott Tiberinus im Schlaf und trägt ihm auf, sich mit dem König Euander zu
verbünden. Während er mit einigen Gefährten den Tiber hinaufrudert, wird er von
PALLAS, Euanders Sohn, erblickt. Aeneas stellt sich und seine Gefährten als Troiagenos – Abkömmlinge Trojas vor. PALLAS staunt über den so großen Namen (tanto nomine) und redet AENEAS mit den Worten der Zeile 122 an.
Hier bedeutet QVISQVIS ES das vorbehaltlose Angebot der Gastfreundschaft.
8
(10,739) Ille
autem exspirans: 'Non me, quicumque es,
inulto, /,
(victor)
Jener aber (sagte) sterbend: Wer du auch bist, du (wirst) nicht ungerächt
über mich siegreich (sein).
Mit diesen Worten wendet sich der
Trojaner ORODES an den wegen seiner Grausamkeit abgesetzten Etruskerkönig MEZZENTIVS.
Mezzentius wird
unter den Verbündeten des Rutulerkönigs TURNUS als
erster genannt, ist nach diesem der bedeutendste Gegenspieler des Äneas und
erleidet durch dessen Schwert schließlich den Tod (10,907). Er wird zweimal als
Verächter der Götter (contempor
divom/deum) bezeichnet (7,648; 8,7). Orodes hingegen
hat nur einen einzigen kurzen Auftritt, den er mit seiner Voraussage des
baldigen Todes seines Gegners beschließt. Die Formel QVISQVIS ES scheint hier keine tiefere Begründung zu haben
außer der sehr allgemeinen, daß Aeneas alle seine Gegner besiegen wird.
Der Name ORODES ist zwar
außerrömischen Ursprungs (z.B. König der Parther 57-37 v.Chr.), entspricht aber
gleichzeitig der Zusammensetzung zweier Verbformen ORO DES – Ich bitte, du
mögest geben. Mit dieser Bedeutung ist nicht nur die Voraussage von Mezzentius' Tod vereinbar, sondern es stehen sich zwei
Kontrastfiguren gegenüber, der eine ein Verächter, der
andere ein Verehrer der Götter.
Þ weitere Details zu ORODES und
MEZZENTIUS
9
(12,830) 'Es
germana Iovis Saturnique altera proles:
Du bist die
Schwester Iuppiters und der zweite Sproß des Saturn.
Dem
Entscheidungskampf zwischen Aeneas und Turnus geht ein Gespräch zwischen IVPPITER und IVNO voraus. Iuppiter ermahnt seine Gattin,
ihren Groll gegen Aeneas endlich aufzugeben. Diese antwortet, sie sei dazu
bereit, bitte aber darum, den Namen der Latiner und deren Sprache weiter
bestehen zu lassen. Großmütig gewährt ihr dies Iuppiter. Die zitierten Worte
bilden den wohlwollenden Auftakt seiner Rede.
Der
Vers beginnt und endet mit ES. Stellt man sich ihn in Kreislinienform
vor, fällt das ES am
Ende mit dem des Anfangs zusammen. Da der Vers eine Anrede in Form einer
Aussage darstellt, ist das erste ES tatsächlich entbehrlich. Der Wegfall des ersten ES reduziert den ZW der Zeile von 421 auf 398 = 2*199. Die Zahl 199 ist zu verstehen
als Mittelpunkt + 9P+9L des Tetraktysrahmens.
Liest man das Anfangs- und End-ES konzentrisch von außen nach
innen, ergibt sich die Buchstabenfolge ESSE:
|
Die
Palindromform ESSE
erhält man auch, wenn man zwei Kreislinienhälften durch zwei Punkte markiert
und diese mit E und S bezeichnet. Die beiden Buchstaben
verdoppeln sich, wenn man sich jede Kreislinienhälfte als selbständig denkt:
|
Die
Palindromform des Infinitivs ESSE – das Sein
enthält eine Definition Gottes: Seine Identität besteht im Person-Sein des Gebens und Empfangens. Den
Israeliten offenbarte sich Gott implizit als ein Du und definierte sich in der ersten Person: Ich bin "Der-Ich-Bin". Den Römern offenbarte er sich
durch die Sprache als ein Du
(ES), der ein Du als Antwort erwartet (SE). Möglicherweise hat Vergil in
Entsprechung zu ES-SE in Zeile 3 VT und in Zeile 6 TV verwendet.
Þ V. 6+3 Sprecher und Adressaten
Erstellt: Juni 2005